Homophobe Sonderbehandlung?
Apples Pride-Zifferblatt: In Russland unauffindbar
Wir haben uns dem Themenbereich bereits im vergangenen Jahr unter der Überschrift „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ angenommen: Um Konflikten mit Gesetzgebern, Marktaufsichts- und Regulierungsbehörden aus dem Weg zu gehen, passt Apple seine Angebote an landesspezifische Vorgaben an.
Anwender in Saudi Arabien mussten über Jahre hinweg auf FaceTime verzichten, in Japan lässt sich das Knipsgeräusch des iPhone-Kamera nicht stummschalten und in China zeigt die Tastatur des Apple-Handys Taiwans Emoji-Flagge einfach nicht an – für Festland-Chinesen existiert das Ideogramm schlicht nicht.
Dass Apple offenbar auch eine homophobe Sonderbehandlung für russische Anwender vorgesehen hat, überrascht allerdings.
Der Konzern, dies wollen Entwickler in den Tiefen des iOS-Betriebssystems ausgemacht haben, versteckt sein kürzlich eingeführtes Pride-Zifferblatt für die Apple Watch auf iPhone-Modellen, deren Regional-Einstellungen das Gerät aus russisches Modell ausweisen.
Apple’s pride Watch face simply disappears in Russia https://t.co/Pn1c8o9c8y pic.twitter.com/1wRDbFVqIt
— Tom Warren (@tomwarren) August 31, 2018
Gerade in Sachen gleichgeschlechtlicher Partnerschaften hat sich Apple bislang stets auch öffentlich für eine Gleichbehandlung und gegen die Diskriminierung der LGBTQ-Community ausgesprochen. Apple Chef Tim Cook trat zuletzt als „a proud gay american“ auf, die Marketing-Abteilung Cupertinos produziert in unregelmäßigen Abständen Hochglanz-Videos zum Thema.
In Russland hingegen scheint der Konzern einzuknicken und mit dem Verstecken des Pride-Zifferblatts hier proaktiv auf das „Gesetz gegen homosexuelle Propaganda“ zu reagieren, das seit Sommer 2013 für staatliche geförderte Diskriminierung Homosexueller sorgt.