Nach chinafreundlichen Eingriffen
Mehr Meinungsfreiheit? Apple-Aktionäre werden abstimmen
Apples viel kritisierter Umgang mit der iPhone-Applikation HKmap wird ein Nachspiel haben.
Zur Erinnerung: Im laufenden Jahr entfernte Apple nicht nur die Taiwan-Flagge von iPhone-Modellen die in Hong Kong und Macau eingesetzt wurden, der Konzern löschte auch mehrere chinakritische Apps bzw. Applikationen, die während der chinakritischen Proteste in Hong Kong eingesetzt wurden.
HKmap gehörte dazu und sorgte damals für Schlagzeilen, da Apple-Chef Tim Cook den App Store-Ausschluss der Karten-Anwendung selbst rechtfertigte. In einem Mitarbeiter-Memo, das sich hier im Wortlaut einsehen lässt, argumentiert Cook unter anderem, die App sei böswillig verwendet worden, um einzelne Polizisten anzugreifen oder um Personen oder Besitztümer in nicht polizeilich geschützten Bereichen auszuspähen.
Kritiker forderten Apple daraufhin auf, Belege für Cooks Behauptungen zu liefern und merken an, dass Cooks Argumente jeder Grundlage entbehren würden.
Zurück zu den kritischen Aktionären der Initiative SumOfUs. Diese haben mit Blick auf Apples China-Kurs mehrere Forderungen an Apple formuliert, die allen Aktionären des Unternehmens im Rahmen der nächsten Hauptversammlung zur Abstimmung vorgelegt werden soll.
Das Papier (PDF-Download) fordert Apple unter anderen dazu auf sich öffentlich zur Meinungsfreiheit zu bekennen, über die Anstrengungen in diesem Gebiet zu informieren und Eingriffe zu rechtfertigen, die die Meinungsfreiheit einschränken.
SumOfUs erinnert in dem Schreiben etwa daran, dass von 634 App, die 2018 aus „rechtlichen Gründen“ aus dem App Store entfernt wurden, satte 517 Applikationen aus China stammten. Zudem entfernte Apple die App der New York Times aus dem chinesischen App Store.
Im Klartext: Wird die Forderung der kritischen Aktionäre auf der nächsten Hauptversammlung angenommen, muss Apple zukünftige Entscheidungen, die die freie Meinungsäußerung einschränken, rechtfertigen und begründen.
Apple mit Widerspruch gescheitert
Apple selbst hat gegen den Antrag Widerspruch eingelegt, ist damit aber vor der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC gescheitert. Die Abstimmung über das Papier muss zugelassen werden.
Ob diese erfolgreich verlaufen wird steht allerdings in den Sternen. Nach einem offenen Brief von 8,000 Amazon-Mitarbeitern, sprach sich die Mehrheit der Amazon-Aktionäre erst im Mai gegen ein klimafreundlicheres Handeln aus.
Zum Nachlesen:
- Zensur in China: Apple entfernt Apps der New York Times
- Apples China-Strategie: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“
- Zensur in China: Apple entfernt Skype aus dem App Store
- Zu China-freundlich? Apple entfernt Flaggen-Emoji
- Apple als Zensurgehilfe: Quartz News und Protestierenden-App gesperrt
- App-Löschungen: Kritiker hinterfragen Tim Cooks Glaubwürdigkeit