Link-Erlaubnis als Kompromiss?
Apple rückt vom Maulkorb ab: Entwickler dürfen Spar-Abos bewerben
Um Apples Anti-Steering-Policy zu erklären, also die App-Store-Regel die es Entwicklern ausdrücklich untersagt auf Kaufmöglichkeiten außerhalb des App Store hinzuweisen, eignen sich spezifische Beispiel am besten.
Nehmen wir etwa den Video-Streaming-Dienst Netflix: Als sich dieser Ende 2018 dafür entschied, seine Abos nicht mehr über den App Store zu vertreiben sondern ausschließlich über die eigene Webseite gegen Angabe der persönlichen Kreditkarten-Nummer anzubieten, reagierte Apple mürrisch. Zwar musste man Netflix die Entscheidung gegen das hauseigene Software-Kaufhaus zugestehen, allerdings hatte Apple nicht vor dem Streaming-Anbieter bei der Akquise neuer Kunden zu helfen.
Keine Hinweise auf eigene Shops und Preise
Entsprechend untersagte Apple dem Videodienst auf dem Startbildschirm seiner App darauf hinzuweisen, wie potenziell interessierte Kunden an einen Zugang zum Video-Streaming-Dienst kommen sollten. Die offizielle Netflix-App startete lediglich mit einem Eingabeformular, das bereits einen bestehenden Zugang zum populären Videodienst voraussetzt.
Apple war wichtig: Netflix dürfte zwar auch außerhalb des App Store Geschäfte machen, sollte diese innerhalb des Software-Kaufhauses aber nicht bewerben und die App-Store-Nutzer schon gar nicht darauf aufmerksam machen, dass die Preise außerhalb des App Store unter denen lagen die innerhalb des Software-Kaufhauses gefordert wurden und Apples Umsatzbeteiligung direkt an den Verbraucher durchreichten. Netflix sollte die Laufkundschaft des App Stores zum Kauf nicht auf die eigene Webseite steuern dürfen – daher auch das Wortkonstrukt Anti-Steering-Policy, also etwa Anti-Steuerungs-Politik.
Link-Erlaubnis als Kompromiss?
Diese Anti-Steering-Policy hat Apple mit seinen Zugeständnissen an die Entwickler-Community, über die ifun.de hier berichtete nun also komplett gestrichen. Entwickler dürfen damit fortan nicht nur auf konkurrierende Verkaufsangebote außerhalb des App Store hinweisen, sondern diese auch dann namentlich erwähnen, wenn Anwender hier bares Geld sparen können.
Was Apple als selbstverständliche Geste an die Entwickler-Community verkauft, werten Marktbeobachter als den Versuch des kleinstmöglichen Kompromisses im Streit um die Monopolstellung, die Apple als Marktplatzbetreiber des App Store innehat.