"Tod durch Such-Platzierung"
Scharfe App Store-Kritik: Konkurs durch schlechte Suchergebnisse
Der App-Entwickler Rory Prior knüpft mit seinem Erfahrungsbericht Tod durch Such-Platzierung da an, wo wir gestern aufgehört haben.
App Store-Klassiker: Schlechte Suchergebnisse
Zwar sind wir in unserem Artikel So sehr verwirrt die App Store-Werbung auf die ungeschickt positionierten Werbebanner Apples eingegangen, haben unterm Strich jedoch die gleichen Tatsachen angeprangert, die auch Rory um den Schlaf bringen: Viele Entscheidungen Apples, was Aufbau, Sortierung, Funktionsumfang und Performance des mobilen Software-Kaufhauses angeht, sind nicht nur schwer nachzuvollziehen, sondern schlichtweg problematisch. Für Entwickler und für Verbraucher.
So berichtet Prior aktuell über die immer schlechter werdenden Ergebnisse, mit denen Apples Software-Kaufhaus auf mobile Suchanfrage reagiert und wundert sich über die schwindende Sichtbarkeit seiner seit 10 Jahren kontinuierlich gepflegten Sprachen-Lern-Apps iKana und iKanji touch.
Seit einem Jahrzehnt genießen iKana und iKanji touch grundsätzlich gute Such-Rankings im App Store. Für so ziemlich jede Kombination relevanter Suchbegriffe sind sie bislang in den ersten 10-20 Ergebnissen aufgetaucht. Über die Jahre hinweg haben sich meine Apps dabei stets über eine Gesamtbewertung von 4 bis 5 Sternen gefreut und wurden regelmäßig mit Updates versehen. Dann jedoch ging etwas schief.
Ich bin mir nicht ganz sicher, wann genau die Umstellungen eingesetzt haben […] aber seit dem vergangenen Jahr kommt es mir so vor, als ob meine Apps am unteren Ende der Ergebnislisten begraben sind. Die App sind so weit nach unten gerutscht, dass ich nun häufig Tage mit keinen oder niedrigen Einstelligen Verkäufen zähle – in den letzten 10 Jahren kam dies so gut wie nie vor.
Prior Blogeintrag ist so bezeichnend wie lesenswert. Seit Apple den neuen App Store mit dem Star von iOS 11 vorstellte, wurde die Anzeige der Suchergebnisse so sehr aufgeblasen, dass 4,7-Zoll-Geräte inzwischen nur noch zwei Ergebnisse gleichzeitig anzeigen. Anwendungen, die wie Priors App, seit kurzem erst an Stelle 40 oder 60 auftauchen, haben eine Sichtbarkeit nahe Null.
Nur auf dem iPad: Der App Store-Suchfilter
Was Prior jedoch am stärksten trifft, ist Apples Neusortierung der Suchergebnisse. Während seine Apps in den Suchergebnissen immer weiter abrutschen, bevorzugt Apple Konkurrenz-Anwendungen, die wie erste Gehversuche von Programmier-Anfängern aussehen und seit Jahren nicht mehr aktualisiert wurden.
Findet Apple zwei Apps mit dem selben Schlagwort, bevorzugt der App Store in der Darstellung seiner Suchergebnisse inzwischen den Download, der nich keine Rezension hat und seit drei Jahren nicht mehr aktualisiert wurde, über der App die zahlreiche 5-Sterne-Stimmen und ihr letztes Update erst in der vergangenen Woche bekommen hat.
Laut Prior bleibt betroffenen Entwickler nur eine Gegenmaßnahme: Den Namen der App mit so vielen Schlüsselwörtern wie möglich aufzuladen. So landet eine Uralt-App mit dem Namen „Hiragana“ auch ohne Bewertungen und ohne Rezensionen grundsätzlich über iKana touch, die das Wort „Hiragana“ nur in ihren Schlüsselwörtern listet. Mit der Umbenennung von „iKana touch“ in „iKana – Hiragana und Katakana“ konnte Prior zwar ein paar Plätze gut machen, wird aber immer noch von No-Name-Apps ohne Nutzer-Rezensionen überholt.
Prior ist frustriert:
Ich habe mich von Apple noch nie besonders unfair behandelt gefühlt, doch die Tatsache, dass meine Selbstständigkeit langsam aber sicher durch diesen ärgerlichen, undurchsichtigen Suchalgorithmus zerstört wird, lässt mich sehr bitter werden.