SPIEGEL-Interview 2018
iCloud-Verschlüsselung: Cook hatte 2018 noch andere Pläne
Ende Oktober 2018 steuerte Apple-Chef Tim Cook im Rahmen seiner Europa-Rundreise auch die Bundesrepublik an. Hier nahm sich der CEO unter anderem Zeit für eine Stippvisite der Hauptstadt und begutachtete hier ein App-Projekt zur Berliner Mauer.
Dort, genau vor dem Brandenburger Tor, traft Cook dann auch den Netzwelt-Reporter Matthias Kremp, der sich für die Online-Ausgabe des SPIEGEL um diverse Digital-Themen kümmert.
Im Interview mit Kremp sprach der Apple-Chef anschließend über „Gefahren durch Datendiebe“ und ging dabei auch auf die Verschlüsselung von iPhone- und iCloud-Inhalten ein.
Ein Interview, das mit Blick auf die gestern bekanntgewordenen Enthüllungen der Nachrichtenagentur REUTERS ruhig noch mal gelesen werden darf.
Damals schien Cook zu implizieren, dass das Unternehmen kurz davor sei, auch die iCloud-Inhalte so abzulegen, dass diese nur noch durch den iPhone-Inhaber und nicht mehr durch Apple selbst entschlüsselt werden können.
Ein Vorhaben, so REUTERS gestern, das offenbar auf Druck des FBI eingestellt wurde. Im Folgenden könnte ihr in den relevanten Auszug des hier einzusehenden SPIEGEL-Interviews hineinlesen:
[…]
Cook: Die einzige Möglichkeit, um die Daten der Nutzer effektiv zu schützen – egal ob in der Cloud, auf einem Gerät oder bei der Übertragung – ist die Verschlüsselung. Mag sein, dass wir in Zukunft eine bessere Methode entwickeln, aber Stand heute ist das die einzige Möglichkeit.Die Verschlüsselung auf unseren Geräten ist stark, denn wir speichern den Schlüssel ausschließlich auf dem Gerät. Nur der Nutzer hat diesen Schlüssel und kann das Gerät entsperren. Würde man uns drängen, es zu entschlüsseln, könnten wir das nicht.
SPIEGEL ONLINE: Gilt das auch für Chats?
Cook: Wenn man eine Nachricht mit iMessage verschickt oder jemanden per Facetime anruft, ist der Datenaustausch von Ende zu Ende verschlüsselt. Nur der Sender und der Empfänger können sehen oder hören, was geschrieben oder gesprochen wird, und auch die Übertragung ist verschlüsselt. Wir überwachen nicht, was Sie sagen, um anhand der Schlüsselwörter herauszufinden, welche Werbung man ihnen einspielen könnte und diese Informationen an Millionen von Firmen weiterzugeben. Bei manchen anderen Diensten ist das genau das Geschäftsmodell.
SPIEGEL ONLINE: Wie verhält sich das in Ländern, deren Regierungen gern Zugriff auf die Kommunikation ihrer Bürger hätten?
Cook: Unser Messaging-Service ist auf der ganzen Welt verschlüsselt, nicht nur in Demokratien. Bei uns steht im Kleingedruckten nicht: „Wir können das Gerät in diesem Land entschlüsseln, aber nicht in jenem.“
SPIEGEL ONLINE: Sind die Daten auch bei Ihrem Onlinedienst iCloud so gesichert wie auf den Geräten?
Cook: Dort haben unsere Nutzer einen Schlüssel, und wir haben einen. Das machen wir so, weil manche Nutzer ihren Schlüssel verlieren oder vergessen und dann von uns Hilfe erwarten, um wieder an ihre Daten zu kommen. Es ist schwer abzuschätzen, wann wir diese Praxis ändern werden. Aber ich glaube, das wird künftig wie bei den Geräten geregelt. Wir werden also auch dafür künftig keinen Schlüssel mehr haben.
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Zum Nachlesen:
- Auf Druck des FBI: Apple iCloud-Backups ohne Vollverschlüsselung
- Apple-Chef Tim Cook im Interview: „iCloud ist kein Datenstaubsauger“