Kein Einheitsbrei mehr
Baukasten-Apps: Apple plant App Store-Verbot ab 2018
Als wir uns im November 2013 mit dem App-Baukasten „Chayns“ der deutschen Software-Schmiede Tobit auseinandergesetzt haben, konnten wir unsere Sorge vor einer rasanten Zunahme an Spam-Anwendungen in den Regalen des App Stores nicht verstecken.
Tobit versprach interessierten Anwendern, auf Grundlage vorhandener Facebook-Seiten, native iPhone-Applikationen zu erstellen. Ein Vorgang der weniger als 5 Minuten in Anspruch nehmen sollte und den Inhalt der ausgewählte Facebook-Seite in die stets gleiche Vorlage pressen würde.
Bereits damals war Tobit mit satten 10.000 Baukasten-Apps in Apples Software-Kaufhaus vertreten und hatte am Tag unseres Artikel gerade erst den App-Download der Ski-Halle Bottrop fertig gestellt. Vollautomatisiert, ohne eigen Ideen, ohne kreative Features und ohne ein speziell auf die Ski-Halle zugeschnittenes Konzept.
Und Tobit steht mit seinem Angebot nicht allein da. Zahlreiche Anbieter wie etwa PencilCase und AppYourself bieten vergleichbare Schablonen-Apps für kleine und Mittelständische Unternehmen an, die ihr Marketing-Angebot gerne um einen iOS-Download erweitern würden, aber die Investitionen scheuen, die für Konzept, Programmierung und Realisation in die Hand genommen werden müssen.
Ein Angebot, gegen das Apple zuletzt immer energischer vorging. Darüber informierte erst im Oktober der App-Anbieter AppYourself. So würde Cupertino inzwischen immer häufiger auf Punkt 4.2.6 der hauseigenen Entwickler-Richtlinien verweisen und aktualisierten Versionen der Baukasten-Apps den Zugang zum App Store verwehren.
Sebastian Beintker berichtete damals auf mobilbranche.de:
Durch unseren Kontakt mit verschiedenen App-Entwicklern und Template-Anbietern zeigen sich die negativen Auswirkung der Richtline 4.2.6 sehr deutlich. So berichtet uns z. B. der App-Baukasten-Anbieter AppYourself, dass die mit der eigenen Template-Software eingereichte iOS-Apps zunehmend abgelehnt werden. Kurz nach Start der Richtline 4.2.6 betrug die Ablehnrate knapp über 10 Prozent. Aktuell liegt sie bei 60 Prozent – Tendenz steigend. Betroffen sind davon auch zahlreiche Mitbewerber.
In Punkt 4.2.6 der Entwickler-Richtlinien schreibt Apple: „Anwendungen, die mit Hilfe von kommerziellen Vorlagen oder App-Generierungs-Dienstleistern erstellt wurden, werden nicht in den App Store aufgenommen.“
Anhaltende Aufräum-Bemühungen
Zukünftig will Apple nun noch strenger gegen mobile Anwendungen aus dem Baukasten vorgehen und hat in den vergangenen Wochen zahlreiche Entwickler darüber informiert, dass man zum 1. Januar 2018 keine Neueinreichungen mehr akzeptieren werden, die den immer gleichen App-Code recycelt und lediglich mit neuen Inhalten kombinieren würden.
Nach Angaben des Online-Portals Techcrunch sind unter anderem Entwickler von Restaurant- und Lieferdienst-Apps betroffen, die ihre Basis-Anwendungen für verschiedene Gastronomie-Anbieter bereitgestellt haben. Das strenge Durchgreifen Apples, das mittlerweile sogar die ersten Abgeordneten in den USA auf den Plan gerufen hat – der Demokrat Ted Lieu hat Cupertino einen offenen Brief zum Thema zukommen lassen – geht mit den anhaltenden Aufräum-Bemühungen des Konzerns einher.
Apple kündigte die groß angelegte Reinigung des App Stores am 7. September 2016 an und geht seither rigoros gegen all jene Anwendungen vor, die gegen die neu Formulierten App Store Richtlinien verstoßen. Betroffen sind Applikationen, die nicht mehr hundertprozentig funktionieren, lange nicht mehr aktualisiert wurden oder noch auf Grundlage älterer, inzwischen nicht mehr gültiger „Review Guidelines“ in den App Store eingereicht wurden.
Seit dem Start der Aufräum-Aktion hat Apple mehrere 10.000 Anwendungen entfernt. Ab Anfang 2018 werden nun auch die Baukasten-Apps verschwinden.