Verkauft Apple jetzt mehr Werbung?
Tracking-Abfrage fördert Anzeigenverkauf: Polen untersucht Apple
Die mit iOS 14.5 eingeführte Tracking-Abfrage, die iPhone-Nutzer seitdem von App zu App vor die Wahl stellt, ob diese das Tracking personalisierter Nutzungsdaten zur anzeige individualisierter Reklame zulassen wollen, steht bei unseren polnischen Nachbarn unter Beschuss.
Die dortigen Wettbewerbshüter der staatlichen „Behörde für Wettbewerb und Verbraucherschutz“ (UOKiK) haben jetzt eine Untersuchung eingeleitet, die feststellen soll, ob Apple mit den am 26. April eingeführten Änderungen die eigene Marktmacht zum Nachteil der Wettbewerber ausgenutzt hat.
Ebenfalls im Raum steht die Frage, ob Apple die Tracking-Abfrage zum eigenen Vorteil ausgerollt hat. Wie erste Untersuchungen aus den Vereinigten Staaten nahelegen, soll die Nachfrage dazu geführt haben, dass Werbeumsätze von Facebook und Co. umgeleitet wurden und jetzt direkt an Apple fließen, um dort Anzeigeplätze in den im App Store verfügbaren Werbebannern zu buchen.
Seit iOS 14.5 stark nachgefragt: Werbeanzeigen im App Store
Nach Angaben der UOKiK seien Zweifel darüber aufgekommen, ob Apple mit den neuen Regeln zur Tracking-Abfrage nicht schlicht den Umsatz der hauseigenen Apple Search Ads hätte fördern wollen. Wäre dies der Fall, würde Cupertino eindeutig gegen polnische Wettbewerbsgrundsätze verstoßen.
Datenschutz-Regeln zum eigenen Vorteil?
Aktuell sei man dabei die Vorwürfe zu untersuchen, würde dabei aber nicht in Vertretung eines bestimmten Beschwerdeführers agieren, sondern grundsätzlich untersuchen wollen, inwiefern Apple die Herrschaft über den App Store und dessen Regelwerk zum eigenen Vorteil ausgenutzt hat. Im Rahmen der Untersuchungen werde man auch anonyme Hinweise von Whistleblowern auswerten. Diese könnten ihre Einreichungen zum Fall auf einer eigens geschalteten Webseite an die Behörde übermitteln.
Tomasz Chróstny, Präsident der UOKiK, wird in einer Veröffentlichung der Behörde folgendermaßen zitiert:
Das Vorgehen der digitalen Giganten ist eine Herausforderung für die Kartellbehörden auf der ganzen Welt. Im Rahmen unserer Untersuchung wollen wir prüfen, ob das Vorgehen von Apple möglicherweise darauf abzielt, Wettbewerber auf dem Markt für personalisierte Werbedienste auszuschalten, um den eigenen Dienst besser verkaufen zu können. Wir werden untersuchen, ob es sich um einen Fall von ausschließendem Missbrauch von Marktmacht handelt.