Target Global als zweifelhafter Investor
Luca-App: Geldgeber werden enge Verbindungen nach Russland nachgesagt
Das Startkapital für das neue Geschäftsmodell der Luca-App kommt offenbar zum Teil auch aus russischer Quelle. Der Kapitalgeber Target Global hat enge Verbindungen nach Russland und einem Bericht der Tagesschau zufolge hat mit Alexander Frolov ein russischer Oligarch und Profiteur Putins Geld in das Unternehmen gesteckt.
Die Tatsache, dass hinter sogenanntem Wagniskapital nicht selten immense Geldquellen aus Russland stecken, findet seit Beginn des Ukraine-Kriegs verstärkt Beachtung. So hat der Ableger des Capital-Magazins Finance FWD bereits vergangenen Monat darüber berichtet, dass einige dieser Startup-Fonds in Russland groß geworden sind, darunter neben Namen wie DST und Redline auch Target Global. Letzteres hat sein Geld neben Luca auch in die Banking-App Revolut und den Lieferdienst Flink gesteckt.
Finance FWD zitiert in diesem Zusammenhang den Gründer eines großen deutschen Startups mit den Worten, es sei für ihn ausgeschlossen, dass man seine Arbeit für die Vermögensbildung von mit Putin verbundenen Oligarchen einsetze und es würde ihn sehr verwundern, wenn jetzt noch ein Startup Geld aus Russland annehmen würde.
Luca-Gründer: „Für uns ist das okay“
Die Luca-Gründer zeigen sich hier unbekümmert. Schließlich habe man die Gespräche mit Target Global schon vor dem russischen Überfall auf die Ukraine beendet, auch komme ein Großteil des Kapitals von Target aus Europa, zitiert die Tagesschau den Luca-Gründer Patrick Hennig. Insofern sei das okay, schließlich habe man sich aufgrund deren Expertise und Kenntnis des Ökosystems in Deutschland und Europa bewusst für Target entschieden.
Patrick Hennig – Luca-App (Bild: Luca-App)
Wünschenswert und wohl auch strategisch eine weise Entscheidung wären hier wohl zurückhaltendere Worte gewesen – zumindest bis endgültig geklärt ist, wer sein Geld für Vermehrungszwecke in Target Global steckt. Die Anfrage der Tagesschau, ob Alexander Frolov Senior zu deren Geldgebern gehört, wurde von Target Global nur ausweichend beantwortet. Bei den Target-Investoren handle es sich um „europäische, nordamerikanische und asiatische institutionelle Anleger, Family Offices und Unternehmen, die alle sorgfältig geprüft wurden“.
Von juristischer Seite droht der hinter Luca stehenden Culture4Life GmbH keine Gefahr, der kritisierte russische Geldgeber steht bislang auf keiner Sanktionsliste. Somit wäre der Schritt, auf derartige Geschäftsverbindungen zu verzichten, ausschließlich eine Entscheidung des Gewissens.