iOS 4 speichert jeden Schritt: Mac-Anwendung zeigt Aufenthaltsorte der letzten Monate [Update]
Update: Die Jailbreak-Anwendung „Untrackert“ löscht die Datei mit eurem Begewungsprofil auf entsprechend modifizierten Geräten. /Update Ende
Wer in Sachen Datenschutz Wert auf umfangreiche Informationen legt und grundsätzlich wenig Lust auf Überraschungen hat, dürfte beim Blick auf diesen O’Reilly-Artikel ins Stutzen kommen und spätestens beim anschließenden Klick auf das unten eingebettete Youtube-Video anfangen zu schreien. Das iPhone und auch die UMTS-Variante des iPads, so berichtet das aus Pete Warden und Alasdair Allan bestehende Forschungsteam jetzt, speichert sämtliche Bewegungsdaten seines Nutzers in einer unverschlüsselten Datei namens „consolidated.db“.
Die von Alasdair Allan gefundene Tracking-Datei, die jeder iPhone-Nutzer in den Backkup-Dateien seiner letzten iTunes-Sicherung finden kann, beinhaltet abertausende Bewegungsdaten, einen Zeitstempel sowie die genauen GEO-Koordinaten seit der letzten iPhone-Komplett-Wiederherstellung und wirft eine Hand voll Fragen auf:
- Warum befindet sich auf dem iPhone (eingeführt mit iOS 4.0) eine Datei die Auskunft über euer Bewegungsprofil der letzten Monate gibt?
- Warum ist die Datei nicht verschlüsselt?
- Werden die Daten übertragen? Wenn ja, wohin?
- Und wozu sammelt Apple die darin enthaltenen Aufenthalts, W-Lan, und Mobilfunknetzdaten?
Die Koordinaten sind zwar nicht immer exakt, aber ziemlich detailliert. Die Datei kann tausende von Messpunkte beinhalten und wir gehen davon aus, dass die Sammelwut mit Version 4.0 des iOS-Betriebssystems begonnen hat – der durchschnittliche iPhone-Nutzer müsste jetzt also einen Datenbestand von knapp einem Jahr vorhalten können. Zur Zeit vermuten wir, dass die Daten aus der Triangulation von Mobilfunkzellen gewonnen werden und erklären uns die Zeitsprünge in den Messpunkten durch das Ein- und Ausbuchen in unterschiedliche Mobilfunkmasten.
Mac-Nutzer können sich ihr Bewegungsprofil mit der jetzt erhältlichen Desktop-Anwendung „iPhone Tracker“ auf dem eigenen Rechner auslesen und darstellen lassen. Die Informationsflut die sich dabei zu Tage fördern lässt demonstriert dieses Vimeo-Video.
Das Vorhandensein dieser Daten auf dem iPhone, dem iPad und deren Sicherungen birgt bestimmte Sicherheits- und Datenschutzbedenken. Zwar haben wir Apples Produktsicherheits-Team diesbezüglich kontaktiert, bislang aber noch keine Antwort bekommen. Was die Angelegenheit zuspitzt ist, dass die Sammeldatei weder verschlüsselt noch gesichert ist und sich auf jedem Computer finden lässt mit dem das iPhone abgeglichen wurde. Zudem kann auf die Sammeldatei relativ problemlos zugegriffen werden. Jeder der ein iPhone in die Hände bekommt kann so das Bewegungsprofil des Nutzers der letzten 365 Tage einsehen.