"offenkundig dysfunktionale Technologien"
E-Rezept und Patientenakte: Kassenärzte fordern kompletten Neustart
Zwei der wichtigsten Digitalprojekte des deutschen Gesundheitswesens, das sogenannte E-Rezept und die Digitale Patientenakte, geben auch nach Jahren der Entwicklung immer noch ein so miserables Bild ab, dass nun Forderungen nach einem kompletten Neustart der Entwicklungen laut werden.
„offenkundig dysfunktionale Technologien“
Die Rufe nach einem Reset der Digitalisierungprojekte kommen dabei nicht etwa aus Reihen der politischen Opposition, sondern von den organisierten Kassenärzten. Deren Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, hat sich gegenüber der Deutschen Presseagentur dafür ausgesprochen die „offenkundig dysfunktionalen Technologien“ zu beerdigen und neue Mittel für den vollständigen Neuaufbau der digitalen Infrastruktur in die Hand zu nehmen. Aktuell würden die Praxen durch die derzeitige Umsetzung eher bei ihrer Arbeit gehemmt.
Auch die Apotheken hatten das E-Rezept bereits im vergangenen Jahr als „absoluten Flop“ bezeichnet. Im Januar sagte das Gesundheitsministerium die eigentlich zum Jahresbeginn geplante Einführung dann hastig ab und verschob das Vorhaben auf unbestimmte Zeit.
Rollout auf Pause
Als im August dann ein neuer Versuch unternommen wurde das E-Rezept stufenweise in der Bundesrepublik auszurollen, schritten Datenschützer ein und untersagten Kassenärzten die Nutzung.
Erst kürzlich kritisierte der Chaos Computer Club die enormen IT-Kosten, die Praxen für die Nutzung des E-Rezeptes einplanen müssten. Zum Austausch digitaler Zertifikate müssten alle fünf Jahre sogenannte Konnektoren neu angeschafft werden, die sich eigentlich auch durch einfache Software-Updates aktualisieren lassen könnten – nur sind entsprechende Updates im Konzept des E-Rezeptes nicht vorgesehen.
Wie es mit dem E-Rezept nun weitergeht, das eigentlich noch im laufenden Jahr zum verpflichtenden Standard werden sollte, muss abgewartet werden.