Testphase (mit Hintertür) verlängert
E-Rezept ein „absoluter Flop“: Geplante Einführung 2022 fraglich
Vielleicht erinnert ihr euch noch an den begrenzten Start der E-Rezept-App im vergangenen Sommer. Um in der sogenannten Fokusregion Berlin-Brandenburg Praxiserfahrung zu sammeln, wurde die E-Rezept-App im Juni zum Download bereitgestellt.
Seitdem läuft eine Testphase, die eigentlich nur ein halbes Jahr andauern sollte. Vorgesehen war nämlich, dass das E-Rezept bereits ab Januar 2022 bundesweit im Einsatz sein soll. Ab dann, so der Plan, würden gesetzlich Versicherte ihre Verschreibungen elegant-digital fast nur noch mit Smartphone und E-Rezept-App verwalten. Initial sollten dabei erst mal nur die apothekenpflichtigen Arzneimitteln berücksichtigt werden, in weiteren Ausbaustufen dann auch Riskanteres wie etwa Betäubungsmittel-Rezepte.
Perspektivisch stand zudem die Erweiterung der App um Verordnungen für Heil- und Hilfsmittel im Raum, damit der HNO-Arzt auch das „Hörgeräte-Rezept“ direkt in die App seiner Patienten schieben kann.
Testlauf ein „absoluter Flop“
Ob es jedoch bei der geplanten Einführung bleiben kann ist fraglich. So berichtet das Fachportal „Apotheke Adhoc“ heute darüber, dass der Rollout des E-Rezeptes erst mal abgeblasen sei. Statt sich mit den finalen Vorbereitungen für die bundesweite Bereitstellung des E-Rezeptes zu befassen, die eigentlich am Freitag starten sollten, habe die verantwortliche gematik GmbH nun überraschend die Testphase verlängert.
Und eben jene Testphase soll sich bislang als „absoluter Flop“ erwiesen haben. Das Fachportal zitiert Software-Verantwortliche, die von einem „Desaster“ sprechen. Nadeldrucker in Praxen seien auch nach fast einer Minute Druckzeit an dem Versuch gescheitert lesbare QR-Codes zu drucken. Bei den im Testgebiet erprobten E-Rezepten handelt es sich zudem fast ausschließlich um Demo-Datensätze, da in den Praxen vor Ort fast überall die IT-Voraussetzungen fehlen.
Die gematik GmbH, die ihrerseits mit einer Pressemitteilung dagegen- und offiziell an der bundesweiten Einführung zum 1.1.2022 festhält, soll sich eine Hintertür aufhalten: Statt verpflichtend könnte man das E-Rezept zum Start lediglich als Opt-In-Option einführen und das reguläre Papierrezept noch eine ganz Weile lang mitlaufen lassen.