Gesundheitsministerium zieht Reißleine
E-Rezept: Vorhaben „auf unbestimmte Zeit“ verschoben
Dass sich das Digitalisierungsvorhaben E-Rezept schwer damit tun würde, den selbstgesetzten Einführungstermin zu halten, stand schon vor dem 1. Januar 2022 fest. Klaffende Versäumnisse in der IT-Infrastruktur kollidierten mit schlecht vorbereiteten Praxen und einem immer länger laufenden Pilotversuch, der von nahezu allen beteiligten als zum Scheitern verurteilt beschrieben wurde. Nun hat der Petitionsausschuss des Bundestages die Reißleine gezogen.
E-Rezept ein „absoluter Flop“
So hat die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, Sabine Dittmar, jetzt bestätigt was zuvor nur gerüchteweise kursierte: Die bundesweite Einführung des E-Rezeptes „wird auf unbestimmte Zeit verschoben“.
Zuletzt hatte das Gesundheitsministerium kurz vor Weihnachten erklärt, dass man die Einführung zum 1. Januar absagen müsse und dies als „Verlängerung der Testphase“ verklausuliert. Nun heißt es, dass man die Testphase offen verlängert habe und den flächendeckenden Roll-Out erst angehen werde, sobald die technischen Voraussetzungen dies zulassen würden.
„Testphase offen verlängert“
Mit seinem Beschluss reagiert der Petitionsausschuss des Bundestages auf eine im vergangenen Oktober eingereichte Petition der kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, die eine verlängerte Testphase von 12 Monaten gefordert hatte und sich gegen eine zu hastige Einführung aussprach, mit der man die betroffenen Praxen überfordern würde.
Bei der für das E-Rezept verantwortlichen gematik GmbH hat man den Schuss allerdings noch nicht gehört. Diese berichtet in ihrem Newsroom heute noch zuversichtlich über die Vorteile, die das E-Rezept Praxen und Versicherten bringen würde und verlinkt ein YouTube-Video, das die positiven Erfahrungen des Allgemeinmediziners Dr. med. Sven Schellberg ins Rampenlicht rückt, die dieser mit dem nun vorerst ins künstliche Koma versetzten E-Rezept gemacht hat.