Apple stellte plötzlich Forderungen
DoNotPay-App: Entwickler dokumentiert willkürlichen Apple-Eingriff
Das in den USA und in England aktive Online-Angebot DoNotPay startete als rechtlicher Helfer zum Anfechten von Strafzetteln. Inzwischen unterstützen Webseite und Applikation zahlreiche Rechtsgebiete, in denen Nutzer die automatisierten Dienste des Dienstes in Anspruch nehmen können.
Just got a call from Apple. The DoNotPay App will be removed by them in 5 minutes because "the app is too App Store like." Each @DoNotPayLaw service needs to be a separate app and give 30% to Apple, violating guidelines 3.1.1 and 3.2.2(i) respectively. pic.twitter.com/nCevz8Qbbm
— Joshua Browder (@jbrowder1) November 4, 2020
Dieser hilft dabei Mahngebühren anzufechten, Vergütungen bei Flugverspätungen einzufordern sowie Verträge zu kündigen und automatisiert damit zahlreiche Alltags-Ärgernisse, für die zuvor nicht selten der Gang zum Rechtsanwalt beschritten werden musste.
Um das eigene Angebt zu finanzieren setzt DoNotPay auf eine jährliche Zahlung von $36, nutzt dafür aber nicht Apples In-App-Kauf-Mechanismus, sondern wickelt die Zahlungen, ohne Umsatzbeteiligung Apples, komplett in Eigenregie ab.
Nach Jahren stellte Apple plötzlich Forderungen
Bis heute Nacht. Nach mehreren Jahren unkompliziert durchgewunkener App-Store-Updates rief die zuletzt eingereichte Aktualisierung jetzt Apples Einlasskontrolle auf den Plan und sorgte für einen Anrufe beim DoNotPay-CEO Joshua Browder.
When I tried to make the free client (like Netflix) under the new guideline "3.1.3(f) Free Stand-alone Apps," they said it doesn't apply to us and we must use iAP if we want to have an app.
— Joshua Browder (@jbrowder1) November 4, 2020
Sein Angebot, das Vertragsküngigungen bei Hulu, Tinder, Netflix und Co. genau so separat offerierte wie die Ticket-Kompensationen bei verspäteten Flügen und die Anfechtung von Parktickets, sei dem App Store selbst in seiner jetzigen Form zu ähnlich (Punkt 3.2.2 der Entwickler-Richtlinien) und müsse fortan 30% des generierten Umsatzes an Apple abführen.
Darauf angesprochen, warum dies in den vergangenen Jahren kein Problem dargestellt habe, verwies das App Store-Team lediglich auf einen kürzlich vorgenommenen, internen Kurswechel. DoNotPay müssen In-App-Käufe implementieren – eine Reader-App die Ausschließlich den Zugriff auf bestehende Accounts ermöglicht (etwa wie Netflix) könne Apple ebenfalls nicht gestatten.
Browder machte den Fall daraufhin auf der Kurznachrichtenplattform Twitter öffentlich – was für (nachvollziehbaren) Unmut in der Entwickler-Community sorgte.
Drei Stunden später klingelte das Telefon erneut – Apple war zur vollständigen Kehrtwende bereit. Nach Wochen des Stillstands hat Apple das jüngste Update der DoNotPay-App jetzt wieder durchgelassen, spricht von einem Fehler und will nun doch keine Einführung der In-App-Kauf-Funktion mehr erzwingen.
Joshua Browder kommentiert: „[Apple] gab zu, dass ein Fehler gemacht wurde. Sonnenlicht und Transparenz lösen alle Probleme, aber nicht alle Entwickler sind auch auf Twitter aktiv. Ich bedanke mich für eure Unterstützung.“
DECISION REVERSED: APP BACK ON THE STORE. They admitted they made a mistake. Sunlight and transparency solves all problems, but not all developers are active on Twitter. Thank you everyone for your support. https://t.co/Erp7OmMcjK pic.twitter.com/iLAns2eLDq
— Joshua Browder (@jbrowder1) November 4, 2020