Bezahlen mit dem Smartphone: Google führt das Feld (beinahe) konkurrenzlos an
Google hat sein digitales Portemonnaie, das Wallet, heute noch mal stark aufgewertet und – dies muss man Mountain View lassen – seit September letzten Jahres ordentliche Pionierarbeit geleistet. Während Apple bislang (so die offizielle Variante) nur die Verwaltung von Flugtickets, Konzertkarten und Rabattgutscheine über die iOS 6-Anwendung „PassBook“ auf dem iPhone plant, versteht sich die Android-Konkurrenz seit heute auf Visa, MasterCard, American Express und Discover.
In mehr als 25 großen Ketten, darunter Foot Locker, Bloomingsdales und RadioShack, lässt sich Googles digitale Geldbörse inzwischen einsetzen, sechs Android-Smartphones sprechen mit ihren NFC-Bausteinen bereits den Nahbereichsfunk, der für die drahtlosen Transaktionen vorausgesetzt wird.
Googles Börse lässt sich bei Verlust und Diebstahl vom Rechner aus deaktivieren und kann im Shop auch bei schlechten Netz-Bedingungen eingesetzt werden. Die Konfiguration erfordert zwar eine bestehende Online-Verbindung, der eigentliche Bezahlvorgang benötigt jedoch kein Netz.
Sicherheitstechnisch hat Google zwar aus den vergangenen Patzern gelernt, setzt jetzt jedoch auf ein System, dass vielen Nutzern gerade nach den Datenlecks bei Sony, Dropbox und Sega Bauchschmerzen machen dürfte: Die Kreditkarten-Daten werden nicht mehr verschlüsselt auf dem Gerät, sondern auf Googles eigenen Servern abgelegt…
Und überhaupt: So richtig einordnen können wir die ganze Smartphone-Portemonnaie Geschichte bislang noch nicht. Klasse Alltags-Erleichterung, keine Frage. Aber gleichzeitig auch ein Opt-In zur Multi-Shop Kundenkarte – mit dem Unterscheid, dass das komplette Käufer-Profil zu Google und nicht an Payback, die DeutschlandCard und Co. wandert.
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Neben dem offensichtlichen Interesse an den so akkumulierten Daten, dürfte Googles Masterplan noch einen Zacken weiter, nämlich ins Web reichen. Langfristig wird der Suchmaschinen-Riese das Wallet wohl auch als Micropayment-Alternative zu Paypal & Co. platzieren wollen. Hier ein Song gekauft, dort eine App und bei Amazon die Lampe.
Gut möglich, dass Google so letztlich doch noch eine Hand voll Kreditkarten-Daten einsammeln kann, die sonst nicht in den Benutzer-Konten hinterlegt worden wären, und die Konsum-faulen Android-Kunden irgendwann doch noch dazu bringt, auch mal Geld in ihre App-Sammlung zu investieren.
Apple hat aktuell 400 Millionen (!) Kreditkarten-Sätze. Freiwillig Konto-Informationen die in zahlreichen iTunes-Accounts gesichert und die bereits für mindestens einen Zahlvorgang eingesetzt worden sind. Google hier lockt mit dem „Einfach-Portemonnaie“ – seit heute noch besser als bisher.