Fairmittlungsgebühr...
Auf dem Rücken der Fahrer: MyTaxi zwingt zum Preis-Kampf
Die Idee, Taxifahrten nicht mehr telefonisch bestellen zu müssen, sondern über eine App, vorbei an der Zentrale buchen zu können, konnte hierzulande bereits wenige Monate nach ihrem Start 2010 mehrere Tausend Nutzer überzeugen.
Das hamburger Vorzeige-Startup MyTaxi expandierte schnell, sorgte sich um Kooperationen und bot einen Mehrwert in beide Richtungen: Die Taxi-Kunden konnte ihre Fahrten einfacher sowie inklusive eine relativ genauen Preisprognose buchen und bereits während der Anfahrt die Echtzeit-Route ihres Fahrzeuges mitverfolgen.
Die teilnehmenden Fahrer waren nicht mehr ausschließlich auf ihre Zentralen und winkende Laufkundschaft angewiesen, sondern nun auch in der Lage zusätzliche Spontan-Fahrten über die MyTaxi-App anzunehmen. Das Geschäftsmodell galt in der Branche bislang als relativ fair: Die Droschken-Kutscher mussten 79 Cent, pauschal, für jede vermittelte Fahrt an MyTaxi überweisen.
Zum ersten Februar jedoch, soll sich einiges Ändern. Neue Fahrten will MyTaxi nicht mehr über die angestammte Pauschale verrechnen, sondern eine flexible „Fairmittlungsgebühr“ einführen. Und ja, wenn es klingt wie ein Euphemismus, dann ist es meistens auch einer.
MyTaxi will über die „Fairmittlungsgebühr“ zukünftig einen Prozentsatz der kompletten Fahrt abgreifen und fordert die Fahrer so bewusst zum Preiskampf auf, der die Fahrt jedoch nicht etwa billiger für den Kunden macht, sondern nur den Anteil der MyTaxi-Macher beeinflusst. Bei zukünftigen Taxi-Bestellungen gehen die Buchungsanfragen nicht mehr einfach an die Fahrer, die sich nah am Kunden befinden und über gute Bewertungen verfügen; auch die Höhe der eingestellten Fairmittlungsgebühr fließt jetzt in die Auswahl der Anfragen ein.
Ab 25€-Fahrten wird draufgezahlt
Wer bereit ist, einen hohen Prozentsatz seines Umsatzes an die MyTaxi-Macher abzugeben, bekommt mehr Fahrten.
Die zum 1. Februar startende „Fairmittlungsgebühr“ soll zwischen 3%-30% Prozent liegen und wirft gleich mehrere Fragen auf, über die u.a. im Taxiforum heftig diskutiert wird. Denn: Fahrer die sich für die geringsmögliche Beteiligung von 3% entscheiden, zahlen bereits ab einem Fahrtpreis von knapp 25€ drauf.
Wie sehr gewichtet MyTaxi den eingestellten Prozentsatz? Bekommen sehr schlecht bewertete Fahrer mit hoher Gebühr die Fahrten eher als gut bewertete mit niedriger? Wird sich die Gebühr negativ auf die Wartezeiten und das verfügbare Angebot an teilnehmenden Taxifahrern auswirken?
Ein Taxifahrer des Taxiforums grübelt zudem:
[…] Ein Fahrer der die MyTaxi-Kosten an den Unternehmer weitergeben kann wird dann in Zukunft immer 25% fahren weil ihm die Kosten ja egal sind? Und der Unternehmer muss mal schlanke 50% seines Anteils an MyTaxi weitergeben? […] MyTaxi müsste eine Deckelung bei höchstens 15% einziehen um die Kosten auf Unternehmerseite nicht explodieren zu lassen. Oder die Unternehmer müssten einstellen können wie viel sie maximal zahlen würden.
Trotz hastig ausgegebenem Blogeintrag haben sich die MyTaxi-Macher über Nacht ins Abseits katapultiert.
Gegen die Profitmaximierung über die „Fairmittlungsgebuehr“ lassen sich bereits Online-Petitionen unterzeichnen und auch wir haben unseren Schluss bereits gezogen: Statt zur MyTaxi-App und ihren Mitbewerbern werden wir auch zukünftig weiter auf die ganz konventionelle Bestellung über die Telefon-App des iPhones setzen: In Berlin können wir uns die 0800-CABCALL am besten merken.
Aus Taxifahrersicht sind die Zentralen zwar auch nicht das Gelbe vom Ei, fairer als über forcierte Preis-Auktionen bis zu einem Drittel des Fahrpreises abzugreifen, dürfte es hier jedoch allemal zugehen.