Halbherziger Neustart
Apple: Siri versteht 95% und wird besser, versprochen!
Apple selbst kann nur einen Teil der medialen Berichterstattung über das Unternehmen kontrollieren. Während der iPhone-Fertiger hilflos dabei zusehen muss, wie sich Blogs, Wirtschaftsmagazine und Analysten über Gerüchte, Quartalszahlen und die Bewertung von frisch angekündigten beziehungsweise bereits vorgestellten Hardwareprodukten hermachen, kontrolliert das Unternehmen zumindest seine Außendarstellung komplett.
Das wichtigste Stellschräubchen Apples ist dabei der Zugang bzw. der Access, der wohlgesonnenen Journalisten gewährt wird. Sei nun der Bericht über den baumpflanzenden Landschaftsgärtner auf dem neuen Apple Campus oder der Blick hinter in die speziell auf Apples Bedürfnisse hin entwickelten Pizza-Pappkartons – nicht die jeweiligen Redakteure sondern Apple entscheidet, wann welches Thema in welchem Umfang auf welchem Portal erscheint.
Und aktuell konzentriert sich Apples Marketing-Abteilung auf eine Werbekampagne zur Sprachassistenten Siri.
Nachdem Cupertino erst Ende Juli einen unglaublich aufwändigen Werbeclip zu Alexa-Konkurrentin veröffentlichte, haben sich Apples Manager jetzt mit dem Lifestyle-Magazin „Wired“ über die Sprachassistentin unterhalten, die es in den vergangenen Monaten nur noch selten in die Schlagzeilen geschafft hat. Siri hat gute PR bitter nötig und Apple liefert.
Aufhänger ist Apples bereits zu WWDC gegebenes Versprechen, Siri zukünftig menschlicher klingen zu lassen. Ihr erinnert vielleicht noch an die drei verschiedenen Varianten, mit denen Siri das Wort „Sunny“ in iOS 11 aussprechen kann. Damals erklärte Apples Craig Federighi:
So for iOS 11, we’re making a big upgrade to your primary interface in dealing with Siri, not Siri’s voice. We’ve used deep learning now to create a really natural and expressive voice for Siri and I’d like you to hear it. – Here’s the forecast for the next 10 days. Sunny, sunny, and sunny. – Three different ways to say sunny. Very powerful. Now, Siri also has a male voice and it sounds fantastic too. I love machine learning especially since I’m a machine, learning.
Und dass es sich um einen zaghaften Neustart handelt hat bereits der Apple-interne Wechsel der Zuständigkeiten am 1. September gezeigt. Seitdem ist nicht mehr Apples Service-Manager Eddy Cue sondern der Software-Chef Craig Federighi höchstpersönlich für die Geschicke der Sprachassistentin verantwortlich.
Doch zurück zu Wired. In dem hier abgedruckten 3000-Wort-Stück lässt Apple drei Kernbotschaften transportieren:
- Siris Backend wurde von Grund auf neu entwickelt und ermöglich es Apple jetzt, die Innovationen abzuliefern die bislang aufgrund der überholten Architektur eines ehemaligen (und nicht beim Namen genannten) Partners, nicht möglich waren.
- Das neue Siri Team setzt jetzt auf „Machine Learning“-Algorithmen, hat die Sprachausgabe massiv verbessert und deutlich natürlicher werden lassen. Unsere Ohren werden die neue Siri zum Start von iOS 11 das erste Mal hören.
- Zu dem versteht Siri eure Befehle zukünftig viel genauer. 95 % aller gesprochenen Wörter soll die Sprachassistentin inzwischen erkennen. Wo der Prozentwert in den vergangenen Jahren lag lassen Apples Manager allerdings offen.
Worauf Apple uns einstimmen möchte es klar: Siri hat, verglichen mit Alexa, deutlich weniger Drittentwickler-Unterstützung und ist liegt intellektuell Meilen hinter Googles Assistent zurück. Aber: Apples Entwickler sind sich den Einschränkungen bewusst und arbeiten dran.
Anstatt uns auf den Start von Siri 2.0 vorzubereiten, bittet uns Apple darum abzuwarten und einer langsamen Evolution beizuwohnen. Diese startet nun mit einer besseren Sprachausgabe und einem (hoffentlich) besseren Verständnis. Im Hintergrund sind zudem die Weichen gestellt, um die Konkurrenz auch auf den anderen Gebieten einholen zu können.
Dies braucht aber seine Zeit.