Telekom-Kunden verärgert: Spotify belastet Daten-Guthaben
Unabhängig von den sicher kritikwürdigen Implikationen, die die seit Ende 2012 bestehende Kooperation zwischen Spotify und der Telekom auf das Themengebiet der „Netzneutralität“ hat – mit dem Ansatz, die durch Spotify verursachten Datenübertragungen nicht mit dem monatlich verfügbaren Inklusiv-Volumen seiner Kunden zu verrechnen, bietet die Telekom als einziger deutscher Netzbetreiber eine 24/7-Musik-Beschallung an, die ohne Sorge vor überhöhten Rechnungen und Geschwindigkeits-Drosseln genossen werden kann.
Das Telekom-Angebot, die monatliche Spotify-Pauschale von 10€ direkt über die Mobilfunkrechnung zu begleichen, hat nicht nur den Spotify-Boom in Deutschland beschleunigt, der Medien-Deal des Netzbetreibers hat für eine seltene WIN-WIN-WIN-WIN-Situation bei Kunden, Diensteanbietern und der Musik-Industrie gesorgt.
Die Telekom kann mit der Spotify-Offerte ein Alleinsstellungsmerkmal im umkämpften Mobilfunkmarkt bewerben, Spotify freut sich über einen Zuwachs an zahlenden Kunden, die Musik-Label haben kein Piraterie-Problem mehr und die Kids müssen nicht mehr 30€ in schlechte Rap-Alben investieren, die nach zwei Wochen sowie so nicht mehr gehört werden.
Theoretisch ist also alles klasse. Die Kunden sind happy. Die 10€ lassen sich verschmerzen und wir leben in der Zukunft. Aber…
Die Telekom und Spotify scheinen nach wie vor Probleme mit der Abrechnung der durch den Musik-Streaming-Dienst «verbrauchten» Mobilfunk-Daten zu haben. Nutzer, die die Spotify-Option bei der Telekom gebucht haben klagen über gedrosselte Tarife, überzogene Volumen-Limits und Datenzähler, die (reproduzierbar) bei Nutzung der Spotify-App anschlagen.
Kritikpunkte, die im offiziellen Telekom-Forum seit über einem halben Jahr immer wieder angesprochen werden – seit wenigen Tagen aber eskaliert die Situation.
Doch nicht nur im Telekom-Forum, auch in unserer E-Mail-Inbox häufen sich die Wortmeldungen zu den Spotify-Störungen. Unter anderem hat sich Pascal bei uns gemeldet:
Folgender Sachverhalt. Die Spotifyflat-Option der Telekom verspricht streamen ohne Grenzen und ohne Anrechnung an das eigene Datenvolumen. Dies funktioniert auch… […] Allerdings werden die Cover, die Spotify bei jedem Songtitel lädt sowie die, die während der Ansicht der eigenen Playlist erscheinen, auf das eigene Datenvolumen angerechnet. Da die Spotify-App in letzter Zeit sehr bilderlastig geworden ist, nimmt das Datenvolumen hier exponentiell zu. In einem Thread wird von bis zu 10 MB pro 30 Minuten Spotify gesprochen.
Dies führt zu der absurden Situation, dass bei den Benutzern das eigene Datenvolumen von 300 MB bereits nach ein, zwei Tagen Spotify Streaming aufgebraucht ist und ein Speed-On-Pass gebucht werden muss, um normal surfen zu können. […]
Und nicht nur das Nachladen der Cover-Bilder, auch die Spotify-Funktion „Reinhören“, bei der sich vorgeschlagene Songs durch einen langen Druck auf das iPhone-Display anspielen lassen, wird vielen Nutzern in vollem Umfangt berechnet.
Habe das gleich Problem. Seit letzter Woche ist die Spotify Option nicht mehr nutzbar. Es wird ein bestimmter Teil des Traffics mit in das Volumen einbezogen. Da ich den ganzen Tag Musik höre, bin ich sehr schnell gedrosselt. Das war im ganzen letzten Jahr nicht so.
Inzwischen haben die ersten betroffenen Kunden eigene Statistiken vorgelegt. In einem Schreiben an das Telekom-Hilf-Team berichtet Vertragskunde „todd„:
Ich habe heute Abend den Test aufs Exempel gemacht, um endlich herauszufinden was genau zum Datenverbrauch der Spotify App auf dem iPhone führt. Dabei habe ich den Datenverbrauch regelmäßig abgelesen und verglichen (Datenzähler des iPhones / pass.telekom.de) um zu Erfahren, was denn nun zum Verzehr des Highspeed-Datenvolumens durch Spotify (iOS) führt.
Das Ergebnis überrascht:
- Was verbraucht nun Daten (die auch aufs Budget angerechnet werden)? Streaming: NEIN – Offline zur Verfügung stellen: NEIN – Suchfunktion: NEIN – Cover laden: JA – Entdecken-Funktion: JA – In Playlisten stöbern: JA.
- Was ist nach Einsetzen der DROSSEL noch möglich? Streaming: Ja – Offline zur Verfügung stellen: Ja – Suchfunktion: Ja – Cover laden: Nein – Entdecken-Funktion: NEIN – In Playlisten stöbern: NEIN.
Wir haben bei der Telekom nachgefragt ob das Problem bereits bekannt ist und bearbeitet wird und melden uns, sobald die Stellungnahme des Bonner Netzbetreibers vorliegt.