OCR, Passwortschutz & Co.
Vom Foto zum PDF: Vier kleine Scanner-Apps im großen Test
Im App Store bieten sich mittlerweile zahlreiche Anwendungen an, die euch bei der Konvertierung von Papierdokumenten in ein digitales Format unter die Arme greifen sollen.
Zwar verstehen sich die meisten Applikationen noch nicht auf eine automatische Texterkennung (OCR kann in unserem Test nur eine App), liefern in Sachen Papier-Zuschnitt, Kompression und Lesbarkeit aber schon jetzt vorzügliche Ergebnisse, die die digitale Ablage neuer Briefe und die Mail-Weiterleitung einer Postwurf-Sendung zu einer Aufgabe von wenigen Sekunden machen.
Wir haben uns vier unterschiedliche Scanner-Applikationen auf dem iPhone 5s installiert, die Datenschutzhinweise der Deutschen Telekom abfotografiert, die DIN-A4 Seite anschließend „scannen“ und in mehrere PDF-Dokumente konvertieren lassen.
Im Folgenden haben wir unseren Test-Überblick für euch notiert.
Das Fazit gleich vorneweg:
Während Scan Bot den Design-Preis für sich beanspruchen konnte, ließen sich die mit Abstand besten Text-Ergebnisse – dies übrigens auch bei der kleinsten Dateigröße – mit Scanner Pro produzieren. CamScanner+ sieht merkwürdig überladen aus, punktet jedoch mit einer OCR-Texterkennung.
Um die Scanner-Applikationen nicht durch unterschiedliche Kamera-Haltungen aus der Bahn zu werfen, haben wir allen Anwendungen das gleiche Ausgangsfoto aus dem Kamera-Archiv des iPhones zur Bearbeitung vorgelegt. Die jeweiligen Ergebnis-PDF-Dateien haben wir unten verlinkt, damit auch ihr euch einen Überblick der beträchtlich variierenden Qualitätsstufen verschaffen können.
Platz 1: Scanner Pro
Die Anwendung der Softwareschmiede Readdle lieferte nicht nur die kleinste Dateigröße, sondern auch die beste Qualität im Test. Scanner pro versteht sich auf den Faxversand und das Zusammenspiel mit mehreren Cloud-Diensten. Die App bietet einen Schnellzugriff zum Abschicken der fotografierten Dokumente per E-Mail an, erweitert seine Randerkennung um eine automatische Bildstabilisierung während der Aufnahme und kann nicht nur mit Apples iCloud zusammenarbeiten, sondern bietet auch einen Passwort-Schutz, eine Option zum automatischen Upload und einen integrierten Server zum Datei-Tausch im Heimnetzwerk an.
Das von Readdle erstellte PDF hatte die beste Textqualität im Test und setzt eine saubere Tonwertkorrektur ein, die sich bei Bedarf granular anpassen lässt und für ein Kontraststarke Ergebnisse sorgt. Mit einer Dateigröße von nur 554kB lieferte Scanner Pro dabei das kleinste Dokument ab.
Platz 2: CamScanner+
Der CamScanner+ wirkt leider schon direkt nach dem Start viel zu überladen. Zahlreiche Buttons, Knöpfe und verschachtelte Menüs bringen den gelegentliche Nutzer nach jedem Start der Anwendung aufs Neue ins Grübeln. Wie genau hat der Arbeitsablauf jetzt noch mal zu funktionieren?
Hat man sich jedoch an das eigenwillige Layout der App gewöhnt, sorgt sich die Rand-Erkennung um einen sauberen Zuschnitt des Bildes. Die Farbkorrektur hellt das Bild oft leider einen Zacken zu sehr auf – hier muss händisch verbessert werden. Trifft CamScanner+ die richtige Farbe, kann die Anwendung richtig auftrumpfen.
CamScanner+ bietet als einziger Kandidat eine brauchbare OCR-Texterkennung an, kann Dokumente per Fax versenden und auf einen Cloud-Speicher eurer Wahl laden. Um weitere Zusatzfunktionen, wie etwa das Kommentieren ausgewählter Dokumente oder das „gemeinsame Bearbeiten“ nutzen zu können, setzt die Anwendungen einen Benutzer-Account voraus. Das CamScanner+ Dokument ist zwar scharf, leider jedoch etwas zu hell. Die Datei-Größe variiert. Ohne Texterkennung kommen wir auf 965kB, mit dem OCR-Modul (dieses braucht rund 5 Sekunden für eine Seite) auf 1,3MB.
Platz 3: TinyScan
Der TinyScan bietet einen knackig schnellen, vollautomatischen Bildzuschnitt an, verzichtet jedoch auf die Lupe im Auswahlfenster und macht das Freistellen der abfotografierten Seite so unnötig schwer.
Die Farbauswahl, bei der sich sowohl reine schwarzweiß- als auch optisch ansprechendere Graustufen setzen lassen, ist übersichtlich und kompakt gestaltet. Neben der Unterstützung für Cloud-Dienste bietet TinyScan auch einen optionalen Faxversand über eine Partner-Applikation an. Diese muss jedoch gesondert installiert werden Die App gestattet die Kombination mehrerer Dokumente und liefert ein anständiges aber nicht überragendes Ergebnis mit einer Dateigröße von 657kB.
Der Bildausschnitt wurde vom TinyScan zwar gut getroffen, dass Schwarz jedoch wirkt etwas zu verwaschen.
Platz 4: ScanBot
ScanBot entzückt vor allem durch seine Äußeres. Die Anwendung verleitet ihre Nutzer dazu, sich einen schnelleren Workflow anzugewöhnen, punktet aber nur unzureichend in Sachen Qualität und Größe. So braucht ScanBot für sein 1,3 MB großes Ergebnis-Dokument nicht nur ein vielfaches des von der Konkurrenz beanspruchten Speicherplatzes, auch farblich wird der AppStore-Neuzugang abgeschlagen. Dünne Linien werden von ScanBot nur schwach wiedergegeben; das Schwarz hingegen wirkt stellenweise die verschmierte Tinte.
ScanBot integriert zwar den automatischen Upload zu einem Cloud-Speicher eurer Wahl, verzichtet jedoch auf Zusatzfunktionen wie einen Passwortschutz oder Faxversand und gestattet nicht mal die Einflussnahme auf Helligkeit und Schärfe und Co.
Als Nutzer bleibt man der automatischen Korrektur der App, deren Randerkennung auch nicht immer sauber greift, leider hilflos ausgeliefert. Wenn ScanBot funktioniert, dann habt ihr das Ergebnis richtig schnell und mit brauchbarer Qualität in der Hand. Wenn ScanBot jedoch daneben greift, dann sind euch die Hände gebunden – nachträglich lässt sich in der App nichts mehr verbessern.