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Wenige Partner, weniger Auswahl: Siri schrumpft das Internet

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„Stell mir den Wecker“, „Erinnere mich im Supermarkt an die Milch“ und „Schreibe eine neue Nachricht an Chris“; Hand aufs Herz, hierzulande beschränken sich die meisten Siri-Einsätze derzeit noch auf das Wesentliche.

Praktische, ins System integrierte Helfer kümmern sich in erster Linie um eine Reduzierung der Display-Tipperei, nehmen uns – anders als in den USA – jedoch noch keine Entscheidungen ab („Wo gibt es das beste Sushi in der Umgebung“) und versorgen uns weder mit Karten-Informationen noch mit aktuelle Wechselkursen.

Ein temporärer Zustand. Siri, die – noch – iPhone 4S exklusive Sprachassistentin, ist eines der wenigen Apple-Produkte die als Beta, als unfertige Vorab-Version zur allgemeinen Nutzung freigegeben wurden.

Gut genug, um von mehreren Millionen iPhone-Käufern getestet zu werden, aber noch mit zu vielen Macken versehen, als das der spontane Einsatz auf allen iOS-Geräten in Frage kommen würde.

Ein Massentest mit Verfallsdatum. Schon im Laufe des nächsten Jahres will Apple Siri auch in Deutschland mit den derzeit noch US-amerikanischen Alleinstellungsmerkmalen ausstatten: Exklusiven Partnern.

Portale und Online-Dienste die sich aktuell noch im freien Netz gegen zahlreiche Mitbewerber durchsetzen müssen, auf dem iPhone jedoch schon bald unsere ungeteilte Aufmerksamkeit genießen dürfen.

Yelp.
Dem Restaurant- und Shopping-Bewertungsportal geht es gut. 63 Millionen Besucher stöbern Monat für Monat in den Community-Empfehlungen, mehr als 20 Millionen Bewertungen sind bereits in der Datenbank der Kritik-Sammler eingetragen. Und: Die Siri-Integration wird den bei Yelp hinterlegten Restaurant-Bewertungen bald wesentlich mehr Gewicht verleihen.

Unsere Nachfrage beantwortet Yelp zwar erwartungsgemäß trocken „Leider können wir Apples Entwicklungspläne bezüglich Siri nicht kommentieren“, die Implikationen der Apple-Partnerschaft liegen jedoch auf der Hand: Bei der heute alltäglichen Volltextsuche im Web werden schlechte Yelp-Kommentare noch durch gute „Food Spotting„-Bilder und eine redaktionelle Kritik des lokalen Stadtmagazins relativiert – demnächst bekommen wir die zusätzlichen Suchergebnisse gar nicht mehr zu Gesicht; die Yelp-Empfehlung dafür direkt ins Ohr.

Eine Zukunftsprognose die uns an die im letzten Jahr so intensiv geführte Debatte zur Netzneutralität erinnert. Aktuell sieht es eher so aus als würden Bequemlichkeit, Content-Partnerschaften und gute Spracherkennung an schicken Telefonen unseren Online-Horizont verkleinern, und nicht so sehr die geheimen Absprachen zwischen Internet-Dienstanbietern.

„Wo ist der beste Italiener im 5-Kilometer-Umkreis ?“ Wenn Siri, also Yelp, demnächst mit einem entschuldigenden „Leider finde ich keinen“ antwortet, dürften die Chancen, dass wir uns für einen Abend beim Inder, Spanier oder Türken entscheiden wohl besser stehen, als das wir das iPhone noch mal aus der Tasche ziehen und händisch bei den Alternativ-Portalen über die wahrscheinlich schon vergessene Tastatureingabe suchen…

Siri schrumpft das Internet.

Eine Gleichung, die sich auch auf die stinknormale Online-Suche anwenden lässt. Mit dem „Suche im Web nach…“-Befehl durchstöbert Siri heute noch die Standard-Suche des iPhones und reagiert auf das Kommando „Suche bei Bing/Yahoo“ momentan auch auf den Wunsch Google-Alternativen zu Rate zu ziehen. Apples Zusage, dass sich an diesem Verhalten nichts ändern wird, steht jedoch noch aus.

Schon jetzt sieht Google in Siri eine mehr als ernstzunehmende Bedrohung seines Kerngeschäftes. Siri-Nutzer sind an Suchergebnissen interessiert, nicht an den flankierenden Anzeigen, nicht am Google+ Knopf, nicht an Like- oder Twitter-Button.

Und langfristig dürften auch andere Inhalte nicht vor Siri sicher sein. Wozu noch der Abstecher zu Google Maps, wenn Siri uns zukünftig direkt ans Ziel lotst bzw. die Chiropraktiker in der Umgebung auf Zuruf listet?

Offene Erweiterungen?
Würde Apple den Siri-Dienst um eine einfache Schnittstelle ergänzen, die es jedem X-Beliebigen Content-Anbieter ermöglicht seine Suchergebnisse in das Antworten-Repertoire der sprachgesteuerten Assistentin einfließen zu lassen, hätten auch die iPhone-nutzenden Freigeister einen gangbaren Weg sich einerseits bequem auf Siris Antworten zu verlassen, diese jedoch ihren Vorlieben und der Idee vom „offenen Netz“ anpassen zu können.

So wie wir Apple kennen, werden zukünftige Content-Partner – neben Yelp und WolframAlpha – jedoch eher das Ergebnis einer handverlesenden Cupertino-Auswahl sein als ein handkonfiguriertes Potpourri aus freien Such-, Empfehlungs- und Service-Anbietern.

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17. Nov 2011 um 14:02 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


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