Zero-Rating in der Kritik
Studie: StreamOn, Vodafone Pass & Co. halten die Preise hoch
Überraschung: Die Zero-Rating-Angebote, mit denen europäische Mobilfunkanbieter wie die Telekom (StreamOn) oder Vodafone (Pass) um die Gunst junger Kunden buhlen, sorgen für eine negative Preisentwicklung.
Soll heißen: In Märkten, in denen Zero-Rating-Optionen für ausgewählte Online-Dienste, Apps und Webseiten angeboten werden, also Märkte in denen Vertragsbestandteile den von diesen Diensten verursachten Datenverkehr nicht berechnen, werden die Angebote im Mobilfunk langfristig teurer.
Dies hat die Wiener Bürgerrechtsorganisation epicenter.works im Rahmen ihrer kürzlich vorgestellten Studie „The Net Neutrality Situation in the EU“ ermittelt.
Der 64 Seiten lange Bericht (PDF) der Nichtregierungsorganisation hat sich jedoch nicht nur der Preisentwicklung gewidmet, sondern auch andere Symptome, Auswirkungen und Begleiterscheinungen der Zero-Rating-Sonderbehandlungen angeschaut.
Vor allem US-Konzerne profitieren
So lohnt sich der Zero-Rating-Trend offenbar vor allem für Unternehmen aus Übersee: Unter den Top 20 Angeboten finden sich nur 3 europäische Angebote.
epicenter.works stellt auch die Offenheit der Zero-Rating-Angebote in Frage. Selbst wenn man den administrativen Mehraufwand außer Acht lässt, also die zusätzliche Arbeitszeit, die Inhalte-Anbieter investieren müssten, um sich bei allen Zero-Rating-Angeboten in Europa zu bewerben und die Voraussetzungen der jeweiligen Netzbetreiber zu erfüllen, antworten viele Provider einfach nicht auf entsprechende Bewerbungen. Manche setzen eine Ortsrufnummer im eigenen EU-Land zum Rückruf voraus, andere die Unterzeichnung von Verschwiegenheitsklauseln.
Entsprechend verwundert es nicht, dass die überwiegende Mehrheit der Dienste nur drei Zero-Rating-Partnerschaften mit großen Providern eingeht.
In Zero-Rating-Märkten steigen Preise
Mit dem relevantesten Zitat wollen wir euch ins Wochenende entlassen:
[…] Wir haben ein statistisch signifikantes Ergebnis für Märkte gefunden, in denen zwischen 2015 und 2016 eine Zero-Rating-Option eingeführt wurde. Diese Märkte zeigten zwischen 2016 und 2017 einen Preisanstieg von 1%, wohingegen Märkte ohne Zero-Rating einen Preisrückgang von 10% aufwiesen. […] Das Vorhandensein oder die Einführung von Zero-Rating-Option kann mit Märkten assoziiert werden, die eine für die Verbraucher nachteilige Preisentwicklung aufweisen.