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Zum Zuhören verdammt

Siri-Abhörerin berichtet: Von „bester Freundin“ bis „Fotze“ alles dabei

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47 Kommentare 47

Angenehm unaufgeregt hat sich Tagesspiegel-Reporter Thorsten Mumme dem großen Thema der vergangenen Woche angenommen. Anstatt zu spekulieren, welche geheimen Gespräche die Qualitätssicherer von Alexa, Siri und Co. im Arbeitsalltag eventuell aufgeschnappt haben, hat sich Mumme mit einer Frau unterhalten, die es wissen muss.

Die 55-jährige Renate F. gehört zu den „Siri-Abhörern“, die für den deutschen Sprachraum zuständig sind und bekommt im Verlauf ihrer 30 Wochenstunden täglich 1200 bis 1800 Sprachfetzen auf die Kopfhörer.

Die Teilzeitkraft muss dann für Apple prüfen, ob Siri das Kommando ordentlich transkribiert hat – ein stinknormaler Job, der in der zurückliegenden Woche nicht nur für eine aufgeregte Berichterstattung, sondern auch dafür sorgte, dass Google und Apple ankündigten die Qualitätssicherung vorerst auszusetzen.

Dem Tagesspiegel hat Renate F. jetzt Einblicke in ihren Alltag gewährt. Hier korrigiert die Deutschlehrerin mitunter „Kot“ in „Code“ und hilft Siri so besser zu verstehen hat immer wieder aber auch mit weniger regulären Sprechern vor dem iPhone-Mikrofon zu tun. Hier kommen traurige Kinder vor, die in Siri gerne auch die beste Freundin sehen, frustriere Anwender, die auf Textfehler mit wildem Fluchen reagieren und der tragisch-normale Alltag:

Manchmal macht es ihr zu schaffen, dass sie einfach nur tatenlos zuhören kann. Schließlich sind alle Tonspuren anonymisiert. „Ich kann die Pubertierende nicht trösten, weil ihre beste Freundin sie nicht mehr sehen will. Das weinende Kind nicht, weil es wieder alles falsch gemacht hat. Die Frau nicht, die irgendjemandem vom Tod der Mama berichtet.“ Doch sie fragt sich, ob nicht irgendjemand anderes durchaus in der Lage ist, die Daten zuzuordnen und Kapital daraus zu schlagen. „Könnte man den Typen, der anscheinend Frau und Kind hat und nebenbei eine ‚geile Sau‘ bedient, erpressen?“

Ein lesenswertes Stück, dessen Lektüre wir euch empfehlen.

Spannend ist auch das Arbeitsverhältnis. Zwar wertet Renate F. Siri-Aufnahmen für Apple aus, ist aber natürlich nicht bei Apple sondern bei einem spanischen Sub-Unternehmen angestellt. Dieses hat ihr aktuell den zweiten, auf sechs Monate befristeten Arbeitsvertrag angeboten.

Tagesspiegel„Viele Kinder bezeichnen Siri als ihre beste Freundin“

Mit Dank an K-H!

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08. Aug 2019 um 19:17 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


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  • Äh? Sagen die Leute vorher „Oy Siri“ bevor sie „gib’s mir du gxxlx Sau!“ stöhnen? Oder werden tatsächlich ALLE Tonaufnahmen übertragen obwohl es heißt, dass erst nach dem Aufweckkommando Daten übertragen werden

  • Unsere Welt ist ziemlich krank. Aber schön, dass wir auch zu dem Thema abgeholt werden.

  • Also ist das eher traurig für die, die zuhören müssen als ein Skandal oder so.
    Klar ist das vielleicht nur ein ein Unternehmen das solche Jobs vergibt, aber ich denke nicht, dass sich da irgendwas einfach zurück verfolgen lässt.
    Wenn Apple wirklich dermaßen große Fahrlässigkeit betreiben würde, könnten sie nicht dermaßen mit ihrem Datenschutzversprechen auf die kacke hauen. Die Gefahr, dass irgendjemand Apple verrät oder etwas heraus findet ist einfach zu groß. Selbst jetzt, wo vermutlich alle seit dem Start von Siri in den AGB hätten nachlesen können, dass zu Quatitätskontrollen einzelne Mitschnitte anonym überprüft werden, haben die Medien mal wieder ein schönes Schätzen ausgegraben und reiben sich die Hände uber den aufgebauschten Sturm der Entrüstung, den sie losgetreten haben und weiter anfeuern.
    Gut, in der Medienbranche sichert das Jobs….
    Aber ich finde diese plötzliche Entrüstung dumm. Kann man sich doch denken, dass die vereinzelt mithören, das gehört nun mal dazu einer Maschine das „verstehen“ beizubringen.
    Wenn nicht ein Mensch der Maschine erklärt was bestimmte Gerausche zu bedeuten haben, wer dann?
    Und da man diese Funktionen immer weiter verbessern will (normal, wie bei allen Produkten eines normalen Unternehmens) muss man weiter die Maschine trainieren!
    Zu diesem Schluss kann man auch ohne Studium kommen….naja wer weiß ;)

    • Alles richtig was du geschrieben hast und doch wundert mich, dass die Aluhutfraktion jetzt erst hellhörig wird.
      Sonst lesen die sich eigentlich alles Kleingedruckte durch oder etwa nicht?
      Aber nunja wers nicht will benutzt es eben nicht.
      Bestimmt kommt in den nächsten Tag die DUH um die Ecke und lässt Siri abmahnen da die Nutzung zu viele Stickoxide in die Luft bläst…

      • Leute, dass das Zeug analysiert wird ist doch jedem bewusst. Der Skandal hierbei ist das Apple immer behauptete sie machen so etwas nicht. Es war doch immer das Argument das für Apple sprach, da werden ja angeblich keine Daten gesammelt.

        Zu dem Punkt anonymisieren kann ich dir nicht ganz recht geben, ja die AppleID wird anonymisiert dafür werden sämtliche Metadaten mit verschickt.

        Der Aufschrei bei Google war ja wieder dass das in Polen Leute in Heimarbeit machen. Ich würde gerne mal wissen wo die Dame, die für ein spanisches Unternehmen tätig ist, die Daten auswertet. Das passiert natürlich alles in Heimarbeit und die Versicherung von Apple, dass dies unter strengen Sicherheitsmaßnahmen passiert ist überhaupt nicht umsetzbar oder kontrollierbar. Das sind billig Arbeitskräfte die sich das anhören, das meine ich nicht abwertend.

      • Und dein Kommentar hat leider keinen (Mehr-)wert. Wieso “Aluhutfraktion”? Und wieso gegen die DUH wettern? Dein geliebter Diesel in Gefahr?

      • Diesel-Vergleich ist Off-Topic. Ich vergleiche Dich auch nicht mit Impfgegnern, oder? In dem Zusammenhang mit Datenschutz schon mal was von Metadaten gelesen? Da geht einiges, ist nicht zu vernachlässigen. Also bitte etwas besser differenzieren. Danke.

      • Denis123, auch ich gehöre der von Dir erwähnten „Aluhutfraktion“ an, denn ich habe von Anfang an Apple’s AGB auch sirimäßig gelesen/beachtet, sprich: Siri komplett deaktiviert, im Sinne Deines dritten Satzes.

        Siri mit der DUH bekämpfen zu wollen, bedeutet realiter, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben: :-))

        Datenausspähung ist schlimm. (Wohlstandsmäßig) zurück zur Steinzeit/Abzocke des Bürgers/Verbrauchers, was die DUH bezweckt, ebenso …

    • Alles richtig, aber: wir alle sagen oft Sachen vor uns hin, die nicht stubenrein sind, wenn wir alleine sind. Tut manchmal gut ;-).
      Wenn wir wissen, dass andere zuhören, dann benehmen wir uns.
      Was ist, wenn wir wissen, dass immer jemand zuhört?

      • alexanderhorner

        Naja wenn du Angst um deine Privatsphäre hast, fang deine Sätze in Zukunft nicht mit „Hey Siri“ an wenn du darüber sprichst Steuerbetrug zu begehen und dann Frau Merkel zu töten.

      • khw, wie Du selber sagst, wissen wir, die SIRI verwenden -zugegeben ohne meine Person, denn ich habe den Spion SIRI von Anfang an auf meinem iPad deaktiviert!- doch alle, daß uns jemand (Apple/Beauftragte) ständig zuhört. Solltest Du also SIRI verwenden, kannst Du Dir diese Frage selber beantworten …

    • Du hast Recht, man hätte sich das denken können. Wenn man sich zumindest ein wenig mit IT beschäftigt, weiß man, dass man heutzutage viele Dienste nutzen kann, ohne dafür mit Geld zu bezahlen, stattdessen bezahlt man mit seinen Daten.

      Ich habe vor schätzungsweise 15-20 Jahren mal für eine Firma gearbeitet, die uns dafür bezahlt hat, dass wir mögliche Fragen/Problemstellungen rund um das Thema PC/Windows in eigenen Worten formuliert in eine Maske getippt haben. Auch damit wurden dann Statistiken erstellt und/oder KIs trainiert, um später die Fragen echter Benutzer besser verstehen und beantworten zu können. Man kann KIs also durchaus auch ohne private Daten echter User trainieren, aber das kostet halt Geld.

      Vor kurzem habe ich auch ein paar Wochen bei der Transkribierung von Sprachaufzeichnungen mitgearbeitet, wenn auch für einen anderen Sprachassistenten. Die Eindrücke der interviewten Dame kann ich daher bestätigen. Ich fand den Job sehr abwechslungsreich und unterhaltsam, manchmal aber auch ein wenig erschreckend. Es gab z.B. viele Situationen, wo ich mir gewünscht hätte, mal ein ernstes Wort mit den Eltern der teilweise sehr(!) jungen Kinder reden zu können. Es waren auch Aufzeichnungen dabei, für die sich wahrscheinlich die Polizei interessiert hätte. Problematisch finde ich vor allem die nicht gerade seltenen Aufzeichnungen, wo die KI sich angesprochen fühlte, aber nur zwei oder mehr Menschen miteinander gesprochen haben. Da sind dann eben auch Personen betroffen, die NICHT ihr Einverständnis zu der Datensammelei gegeben haben. Diese Aufzeichnungen sollten wir dann zwar nicht abtippen, aber gehört haben wir sie natürlich.

      Wenn allen Benutzern dieser Assistenten bewusst wäre, dass zumindest eine geringe Chance besteht, dass der Nachbar ihre Aufzeichnungen zu hören bekommt, würden sicher mehr Menschen auf die Benutzung verzichten.

    • Juls, in Worte gefaßte Gefühle, welche hier mitgehört werden, lassen potentiell und per se -also auch ohne Detailkenntnis desjenigen, der sie gesprochen hat- auf Gemütsverfassung, Kondition, und sogar den Charakter desjenigen, der sie gesprochen hat, schließen. Mit ein bißchen „Glück“ könnten Betroffene z. B. in die Situation kommen, daß der potentiell künftige Arbeitgeber ihr intimstes Persönlichkeitsprofil bereits lange vor der eigentlichen Jobbewerbung kennenlernt. Das sollte auch Dir spätestens mit dem Lesen dieses Beitrags klar sein.

      Maschinen zu trainieren ist auch durch Anlegen einer lokalen, entsprechend großen Steuerdatei, z. B. in Tabellenform -welche z. B. auch die entsprechenden Geräusche enthält, ganz problemlos möglich. Sofern man natürlich den hierfür notwendigen, verglichen mit dem Mithören eventuell (arbeitsmäßig) höheren Aufwand nicht als Problem ansieht.

      Mithin bedarf es zum Trainieren der Maschine auf Funktionen, auf bestimmte Geräusche, usw., usw. eben nicht zwingend des Mitlesens von Usereingaben.

      Juls, ich hatte mir bei Erscheinen von Siri die Apple-AGB auch diesbezüglich durchgelesen – und deshalb diese Funktion von Anbeginn an konsequent auf meinem Gerät deaktiviert; ferner deaktiviere ich bei jeder neu installierten App die dazugehörige Siri- und Suchfunktion. Denn meine (Befehls- und Gesprächs-) Daten gehören ausschließlich mir.

      So viel zu meinem diesbezüglich eigenen -studiumsfreien- :-)) Schluß …

    • Überall wird über Amazon und Google wegen des Abhörens geschrien und Apple Haut eine gute PR Aktion raus und alle Apple Jünger sind besänftigt!

  • Interessant finde ich,das ich heute auf Spon einen Artikel mit ähnlichen Inhalt gelesen habe, hier aber die Person eine unbefristete Vollzeitstelle bei ähnlicher Anzahl (bis 1600) Audioschnipsel hören muss.

    • Spannend. Ich dachte immer, man solle Quellen angeben, wenn man publiziert, bloggt, abschreibt.

      • Beim Tagesspiegel steht, dass der Name (zum Schutz der Quelle) verändert wurde, aber dem Tagesspiegel der Arbeitsvertrag der Quelle vorliegt. Das ist ein durchaus übliches Vorgehen im Journalismus zum Quellenschutz. Immer einhergehend mit verschiedenen Maßnahmen zur Verifizierung der Echtheit der Aussagen (stimmt die Geschichte inhaltlich, gibt es Hinweise für Widersprüche beim Interview, etc.) 100% Garantie gibt es natürlich nie, deshalb muss ich der Leser immer alles was er /sie in den Medien liest entsprechend hinterfragen und einordnen.
        Wenn SPON zeitgleich mit einer äh lichen Geschichte kommt. Bei der die Person aber anders anonymisiert wurde, bedeutet das wohl, dass beides aus der gleichen Quelle stammt. Eventuell von einer der größeren Presseagenturen oder von SPON und Tagesspiegel zusammen recherchiert oder ein freier Mitarbeiter, der für beide arbeitet (letzteres wäre mit der größten Vorsicht zu beurteilen). Ansonsten kann man eigentlich davon ausgehen, dass zwei unabhängige Medien die gleiche Quelle hatten, beide dies analysiert und bewertet haben und es für seriös beurteilt haben. Dass sich beide für unterschiedliche Anonymisierung entschieden haben zeigt nur, dass der Artikel eben nicht aus einer Feder stammen, sondern unabhängig von zwei Redaktionen beurteilt und berichtet wurde.

      • Wo ist deine Quelle?

      • @Ich: das kann Die jeder Studierte bestätigen. Viel Spaß, Troll!

  • Ich finde das ist kein Problem, ich meine der Sachbearbeiter hat doch absolut keine Ahnung von dem die Daten kommen? Warum ist es dann ein Problem?

  • Wenn Kinder Siri als beste Freundin sehen……. hat unsere Gesellschaft mehr Probleme als uns Lieb ist.

  • alexanderhorner

    Klingt so als wäre die Interviewte nicht annähernd qualifiziert genug um über ein so heikles Thema eine Meinung in die Welt zu setzen.

    Außerdem, die Frage ob Apple die Daten doch Usern zuordnet und damit Geld macht ist eigentlich schon lange geklärt. Es ist technisch möglich komplett zu anonymisieren und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Apple lügt. Kontrolle ist natürlich besser als vertrauen, aber vlt sollten wir erst Google und Amazon unter die Lupe nehmen.

  • Ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich auf Apple’s SIRI sch…‘ !!!

    Wenn jemand weiß, wie ich -ohne JB- SIRI endgültig von meinem iPad fegen kann: sofort sagen, bitte. Spionage-Apps belegen nur, doppelt-unnötigerweise, wertvollsten Speicherplatz auf meinem exorbitant teuren Gerät …

  • Was heißt: „Dieses hat ihr AKTUELL den zweiten, auf sechs Monate befristeten Arbeitsvertrag angeboten.“

    Normalerweise hat die Firma ja gerade keine Arbeit für ihre Angestellten. Die verlängern dich nicht die Arbeitsverträge ohne zu wissen was in naher Zukunft passiert .

  • Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder einen Gegenstand als Freund betrachten und personifizieren. Sei es ein Teddy, eine Puppe oder was auch immer.
    Dass Menschen mitunter unflätig sind ist auch kein Geheimnis.
    Was für eine Schnulze.

  • Ich denke schon der Begriff „abhören“ ist hier schon völlig falsch in der Berichterstattung gewählt und erzeugt genau die gewünschte Effekthascherei.
    Abhören heiß für die meisten da hört gerade jemand live zu wenn ich mit Siri rede.
    Es ist aber eher eine Qualitätskontrolle wenn man anonymisierten Textschnippsel prüft ob Siri alles korrekt verstanden hat.
    Da hatten wir zu Anfangszeiten der Telefonie mit dem „Fräulein von Amt“ schlimmere Zustände. (Letzter Satz war sarkastisch gemeint)

  • Redet mit. Seid nett zueinander!

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