Hauptsache raus aus China
iOS 13.1: Ein hektischer Strafzoll-Schachzug?
Das am vergangenen Dienstag ausgegebene iOS-Update überraschte nicht nur die registrierten Beta-Tester, auch die Berichterstatter zeigten sich verwirrt von Apples neuer Strategie, das erste Punkt-Update bereits vor der Veröffentlichung des neuen Mobil-Betriebssystems auszugeben.
…during the talks the U.S. will start, on September 1st, putting a small additional Tariff of 10% on the remaining 300 Billion Dollars of goods and products coming from China into our Country. This does not include the 250 Billion Dollars already Tariffed at 25%…
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 1, 2019
Anstatt die 9. Vorabversion von iOS 13 zu verteilen, lieferte Apple plötzlich die erste Vorschau auf iOS 13.1 aus. Ein bislang beispielloses Vorgehen.
Was initial als Fehler auf Apples Seite bewertet wurde und Spekulationen laut werden ließ, Apple könnte sich mit seinen Update-Ambitionen in diesem Jahr verkalkuliert haben, scheint bei näherer Betrachtung das Ergebnis einer nüchtern-betriebswirtschaftlichen Entscheidung zu sein.
Die Theorie: Um die erste Charge der diesjährigen iPhone-Modelle noch vor Inkrafttreten der neuen China-Strafzölle aus den Fertigungsstätten in Shenzen und Co. zu exportieren, hat Apple das „ab Werk“-Betriebssystem früher als üblich finalisiert.
iOS 13 soll dazu beitragen, dass die Geräte schnell aus China exportiert werden können – um den Feinschliff kümmert sich iOS 13.1 dann im Nachgang und dürfte uns in diesem Jahr damit deutlich früher als als die x.1-Versionen zurückliegender iOS-Veröffentlichungen erreichen. Die Freigabe dieser ging häufig mit der Nachlieferung ausstehender Funktionen beziehungsweise der Vorstellung neuer iPads einher.
Thinkybits zeigt: Die Beta-Phasen der iPhone-Betriebssysteme
Zahlreiche US-Unternehmen hatten im Vorfeld der jüngsten Strafzoll-Runde auf China-Importe vor anziehenden Produkt-Preisen gewarnt. Die Trump-Administration hatte kürzlich angekündigt die neuen Abgaben zu den Stichtagen 1. September und 15. Dezember erheben zu wollen – betroffene Produkte müssen hier mit einem Zusatz-Entgelt in Höhe von 15% rechnen.
Charles Arthur hat sich genauer mit der aktuellen Timeline von iOS 13 auseinandergesetzt – Beta 8 erschien am 21. August – und ist sich relativ sicher: Um die Preissteigerungen von 4-10 Prozent zu umschiffen, hat Apple seine Container extra-früh gepackt:
Wenn 13.1 so wie 13.0 weiterentwickelt wird, dann wird es ungefähr dann fertig sein, wenn auch das „normale“ 13.0 gelauncht wäre – etwa eine Woche nach dem Start der neuen iPhones, aber etwa eine Woche bevor sie in den Handel kommen. Das bedeutet, dass es sich bei iOS 13.1 um die „Golden Master“ handeln könnte. Die ersten Telefone, die in den USA ankommen, werden zwar noch die „scheppe“ 13.0-Software haben, dafür wird es jedoch ein fast sofortiges Update auf 13.1 geben, das sie hier nachbessert und für Ordnung sorgt.