Wir hätten uns offene Worte gewünscht
iCloud-Backups und das FBI: Ist Apples Stillschweigen eine Bestätigung?
Apple hat auf Drängen des FBI drauf verzichtet, seinen Kunden die Möglichkeit zur vollständigen Verschlüsselung von iCloud-Backups anzubieten. Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen, seit die Nachrichtenagentur Reuters diese Meldung veröffentlicht hat, Apple hatte also ausreichend Zeit, hier eventuelle Missverständnisse oder Fehler zu korrigieren. Das Schweigen des iPhone-Herstellers muss man wohl als Bestätigung dieser Meldung deuten.
Die Tatsache, dass Apple die Möglichkeit hat, einen Blick in die iCloud-Backups seiner Kunden zu werfen, ist an sich nicht neu. Das Unternehmen kommuniziert dies zwar nicht aktiv, hat aber auch nie verheimlicht, dass es entsprechende Möglichkeiten gibt. Erst im Januar ließ ein von Apple im Zusammenhang mit der automatisierten Suche nach Kinderpornografie veröffentlichtes Statement zwischen den Zeilen anklingen, dass ein Zugriff auf die in iCloud gespeicherten Bilder möglich ist: „Wir validieren jeden Abgleich mit einer individuellen Überprüfung“.
Apples Deal mit dem FBI enttäuscht
Neu und auch nicht akzeptabel ist dagegen der Gedanke, dass sich Apple bei seinen Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre seiner Kunden tatsächlich an Weisungen des FBI orientiert. Dass sich der iPhone-Hersteller durch eine Regierungsbehörde davon abbringen lässt, seinen Kunden die vollständige Kontrolle der in der iCloud gespeicherten, persönlichen Daten zu überlassen, überrascht nicht nur, sondern enttäuscht vor allem auch. Wir hätten uns hier ein klares und eindeutiges Statement gewünscht. Zumindest momentan muss man befürchten, dass Apple mit seinen Aussagen zum Thema Datenschutz mehr verspricht, als es halten kann.
Privatsphäre ist ein Grundrecht. Und Datenschutz zählt bei Apple zu den Kernwerten. Deine Geräte sind in so vielen Lebensbereichen wichtig für dich. Welche deiner Erlebnisse du teilst und mit wem, solltest du ganz allein entscheiden können. Wir entwickeln Apple Produkte so, dass deine Privatsphäre geschützt bleibt und du die Kontrolle über deine Daten behältst. Das ist nicht immer einfach. Aber es ist die Art von Innovation, an die wir glauben.
Apple war sich in den letzten Monaten nicht zu schade dafür, im Rahmen seiner Datenschutz-Werbeoffensive auch Seitenhiebe an die Konkurrenz zu verteilen. Dabei hätten Tim Cook und sein Team zumindest wenn es den Umgang mit dem FBI angeht, von Google lernen können. Android-Nutzer können ihre Backups in der Google Cloud bereits seit Oktober 2018 so verschlüsseln, dass Google keinen Zugriff auf die Daten hat. Reuters zufolge hat Google anders als Apple die Behörden nicht vorab über seine Pläne diesbezüglich informiert, sondern diese schlicht vor vollendete Tatsachen gestellt.
Wer seine iPhone-Daten so sichern will, dass tatsächlich niemand sonst Zugriff darauf hat, muss auf lokale Backups mithilfe von iTunes oder den Lösungen externer Anbieter ausweichen.