Analyse von namhaften Sicherheitforschern
Expertengruppe: Apples geplante Fotoscans gefährden die Privatsphäre
Im September hat Apple seine Pläne, die auf einem iPhone gespeicherten Bilder mithilfe moderner Techniken automatisiert nach bekannter Kinderpornografie zu durchsuchen, auf Eis gelegt. Doch vom Tisch ist die Sache längst nicht. Apple hat damals lediglich mitgeteilt, dass man auf die Rückmeldungen von Kunden, Interessengruppen und Forschern hin beschlossen habe, die Einführung der Funktion zurückzustellen. Gleichermaßen hat Apple keine Zweifel daran gelassen, dass man die dem Unternehmen zufolge „für die Sicherheit von Kindern äußerst wichtigen Funktionen“ zu einem späteren Zeitpunkt aktivieren wolle.
„Bugs in our Pockets: The Risks of Client-Side Scanning“
Die von Apple angekündigte Einführung der als „Client Side Scanning“ (CSS) bezeichneten, automatisierten Überprüfung der persönlichen Daten von iPhone-Besitzern hat nun eine Reihe namhafter Experten und Sicherheitsforscher zu einer umfassenden und fundierten, als PDF verfügbaren Stellungnahme mit dem Titel „Bugs in our Pockets: The Risks of Client-Side Scanning“ veranlasst. Zu den Unterzeichnern gehören weltbekannte und verdiente Sicherheitsexperten wie Bruce Schneier, Steven M. Bellovin, Ross Anderson oder auch der ehemals bei Apple beschäftigte, jetzige EFF-Mitarbeiter Jon Callas.
In seiner umfassenden Analyse geht das Expertenteam auf die mit der Einführung einer solchen Technik verbundenen, potenziellen Gefahren für den Einzelnen ein. Die Abhandlung sieht daraus resultierend massive Sicherheits- und Datenschutzrisiken für die gesamte Gesellschaft, während die damit verbundene Unterstützung für die Strafverfolgungsbehörden minimal und bestenfalls problematisch sei. CSS garantiere weder eine wirksame Verbrechensbekämpfung könne damit verbunden eine Überwachung verhindert werden. So seien zahlreiche Szenarien vorstellbar, in denen die von Apple geplante clientseitige Überprüfung versagen sowie umgangen und missbraucht werden könne.
Privatsphäre schützen anstatt in sie einzugreifen
Die Forscher weisen darauf hin, dass ein zuverlässiger Schutz voraussetze, dass sich Technik und Recht gegenseitig ergänzen. Client-seitiges Scannen würde im Gegensatz dazu neue Gefahren schaffen. Man müsse sich überlegen, ob es klug sein, eine extrem leistungsfähige Überwachungstechnologie zu integrieren, die leicht dazu benutzt werden könne, grundlegende Freiheiten zu untergraben.
In einer Welt, in der unsere persönlichen Daten in Bits auf leistungsstarken Kommunikations- und Speichergeräten in unseren Taschen gespeichert sind, müssen sowohl die Technologie als auch die Gesetze so gestaltet sein, dass sie unsere Privatsphäre und Sicherheit schützen und nicht in sie eingreifen.
Apple hat sich bislang nicht zu seinen weiteren Plänen im Zusammenhang mit der lokalen Überwachung von Inhalten geäußert. Im Zusammenhang mit dem Aufschub von deren Einführung war die Rede davon, dass man sich „über die kommenden Monate hinweg“ zusätzliche Zeit nehmen wolle. Allgemein wird damit gerechnet, dass Apples „CSAM-Scanning“ im kommenden Frühjahr wieder zum Thema wird.