Hintertür soll Überwachung ermöglichen
EU will Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Messengern aufweichen
Die EU will offenbar eine Hintertür für Messenger-Apps wie WhatsApp, Telegram oder auch iMessage einführen. Betreiber der Anwendungen sollen einem ORF-Bericht zufolge künftig verpflichtet sein, die Überwachbarkeit der mit diesen Apps ausgetauschten Nachrichten zu gewährleisten. Die Idee führt das Konzept Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ad absurdum.
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Als Anlass für den bereits weitgehend ausgearbeiteten Beschluss wird der Terroranschlag in Wien angeführt, doch ist bereits die Überlegung hinfällig, ob dergleichen Grund genug für die Bereitstellung von entsprechenden Überwachungsmaßnahme sein kann. In der Praxis ist eine Hintertür mit einer schwerwiegenden Sicherheitslücke gleichzusetzen, denn es ist weder kontrollierbar, wie sich dieser Zugang verbreitet, noch wer unter dessen Ausnutzung auf die privaten Inhalte der Nutzer zugreift.
Im EU-Ministerrat wurde binnen fünf Tagen eine Resolution beschlussfertig gemacht, die Plattformbetreiber wie WhatsApp, Signal und Co. künftig dazu verpflichtet, Generalschlüssel zur Überwachbarkeit von E2E-verschlüsselten Chats und Messages anzulegen.
Dem Bericht zufolge sind die diesbezüglich angedachten Maßnahmen bereits weitgehend ausgearbeitet und der Beschluss könnte im Eilverfahren durchgewunken werden. Bereits Anfang Dezember wolle man die Vorgabe im Rahmen einer Sitzung des Rats der Innen- und Justizminister der EU weitgehend unter Dach und Fach bringen, der Segen durch Parlament und Rat wäre dann nur noch Formsache. In der Folge hätten die Gemeindienste den Anspruch auf Zugang zu den bislang streng verschlüsselten Chat-Inhalten von WhatsApp & Co.
Die Frage der technischen Umsetzung bliebe dann zwar noch offen, insbesondere inwieweit die EU ausreichenden Einfluss auf alle Anbieter solcher Anwendungen nehmen kann. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass es beispielsweise Apple in vergleichbaren Situationen nicht unbedingt auf Konfrontation anlegt. So wurden schon diverse Zensurmaßnahmen in China mit den gesetzlichen Vorgaben dort begründet, auch wird Apple nachgesagt, dass der iPhone-Hersteller mit dem Verzicht auf eine Möglichkeit zur vollständigen Verschlüsselung von iCloud-Backups den Wünschen der Strafverfolgungsbehörde FBI entspricht.