Cupertino kritisiert UK-Gesetz scharf
Erweiterte Ermittlungsbefugnisse: Apple soll iMessage entschlüsseln
In einer so nur selten zu beobachtenden Wortmeldung Cupertinos hat Apple am Montag eine öffentliche Stellungnahme zum sogenannten „Data Retention and Investigatory Powers Bill“ eingereicht und den britischen Gesetzentwurf, der die Ermittlungsbefugnisse der Strafverfolgungsbehörden im Vereinten Königreich deutlich ausweiten soll, scharf kritisiert.
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Der DRIP-Gesetzentwurf in Stichpunkten
Die Hintergründe zum Notstandsgesetz, das unter anderem die erweiterte Vorratsdatenspeicherung regeln soll, lassen sich in der Wikipedia nachlesen – für den schnellen Überblick auf die Einschnitte in die Bürgerrechte empfehlen wir euch jedoch diese Stichpunkt-Liste des englischen Guardian.
Dieser hat in seinem Überblick die relevanten Passagen des Gesetzentwurf verständlich formuliert und macht unter anderem auf all jene Punkte aufmerksam, die auch Apple mit seinem Schreiben an das „Committee on the Investigatory Powers Bill“ nun spezifisch kritisiert hat.
So soll sich das Gesetz auswirken:
- Netzbetreiber und Mobilfunkanbieter sollen alle Webseiten-Besuche jedes UK-Bürgers der vergangenen 12 Monate sichern und auf Anfrage an Sicherheitsbehörden Polizei und öffentliche Stellen ausgeben.
- Sicherheitsbehörden soll die großflächige und verdachtsunabhängige Sicherung von „personal communications data“ gestattet werden.
- Der Gesetzestext gesteht den Strafverfolgungsbehörden und der Polizei erstmals aktive Computer-Angriffe auf Rechner und Telefone zu um diese abzuhören und zwingt Firmen zur Mitarbeit um vorhandene Verschlüsselungsmechanismen zu überwinden.
Apple kritisiert Datenschutz-Abbau
In seinem Schreiben an den DRIP-Ausschuss hat Cupertino nun den Abbau der Datensicherheit von „Millionen gesetzestreuer Bürger“ kritisiert.
We believe it would be wrong to weaken security for hundreds of millions of law-abiding customers so that it will also be weaker for the very few who pose a threat. In this rapidly evolving cyber-threat environment, companies should remain free to implement strong encryption to protect customers. […] The creation of backdoors and intercept capabilities would weaken the protections built into Apple products and endanger all our customers. A key left under the doormat would not just be there for the good guys. The bad guys would find it too.
Apple müsste iMessage entschlüsseln
Sollte das Gesetzt in geltendes Recht umgesetzt werden, müsste Apple die Verschlüsselung des Kurznachrichtendienstes iMessage auf Nachfrage deaktivieren und könnte dazu verpflichtet werden iMessage-Hintertüren für Ermittler einzubauen, die die gesamte Sicherheits-Infrastruktur des WhatsApp-Konkurrenten massiv einschränken würden.
Für Unternehmen, deren Erfolg auch von dem Vertrauen seiner Nutzer abhängen würde, so Apple, wäre entsprechende Anforderungen katastrophal: „Any back door is a back door for everyone.“