Image-Studie in den USA
Entwicklerfreundliche Statistiken: Apple verteidigt App-Store-Modell
Apple hat eine Studie (PDF-Download) zur wirtschaftlichen Bedeutung seines App Stores in den USA veröffentlicht. Demnach wurden im Jahr 2024 über die Plattform Umsätze in Höhe von 406 Milliarden US-Dollar abgewickelt. Die Zahlen stammen aus einer Auftragsstudie von Wissenschaftlern der Boston University und der Analysis Group – und sind vor allem eines: Apples Versuch das eigene Image zu beeinflussen.
Angesichts steigenden regulatorischen Drucks in den USA und zunehmender Kritik an den App-Store-Richtlinien versucht Apple, sich als unverzichtbare Stütze für kleine Unternehmen und Entwickler darzustellen. Dabei bleibt offen, wie genau die Umsätze berechnet wurden – insbesondere, welche Anteile auf Apple-eigene Angebote wie In-App-Zahlungen oder Services entfallen und wie stark das Unternehmen selbst wirtschaftlich von dem Wachstum profitiert.
App Store – Plattform oder Profitzentrum?
Laut Apple wurden über 90 Prozent der Umsätze provisionsfrei für Entwickler abgewickelt. Die Aussage klingt auf den ersten Blick entwicklerfreundlich, blendet aber aus, dass Apple die Regeln für die Provisionserhebung selbst definiert. Geschäftsfelder wie digitale Abos, In-App-Käufe und bestimmte Download-Angebote unterliegen weiterhin einer Umsatzbeteiligung, die bis zu 30 Prozent betragen kann.
Auch wenn diese durch Programme wie das „Small Business Program“ teilweise reduziert wird, bleibt die Abhängigkeit kleiner Entwickler von Apples Vorgaben zweifellos bestehen.
- 406 Milliarden US-Dollar an Umsätzen wurden laut Apple 2024 über den US-App-Store generiert.
- Über 90 Prozent der Umsätze sollen ohne Apple-Provision entstanden sein.
- 277 Milliarden Dollar entfielen auf physische Waren und Dienstleistungen (z. B. Lieferdienste).
- 75 Milliarden Dollar stammen aus In-App-Werbung.
- 53 Milliarden Dollar wurden durch digitale Güter und Services erzielt.
- Die Einnahmen US-amerikanischer Entwickler haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt.
- Ausgaben für physische Waren haben sich seit 2019 verdreifacht.
- Im Vergleich zu 2019 ist das gesamte App-Ökosystem laut Apple von 142 Mrd. auf 406 Mrd. Dollar gewachsen.
- Die App-Kategorie mit den höchsten Einnahmen bleibt Gaming.
Apple liefert mit der Studie vor allem Argumente gegen eine stärkere Regulierung – indem es sich als Infrastruktur-Anbieter für die digitale US-Wirtschaft inszeniert. Die Auswahl der Zahlen folgt dabei einem klaren Ziel: das Unternehmen als Dienstleister für Entwickler, nicht als Gatekeeper erscheinen zu lassen.
Es darf angenommen werden, dass unter den 90% „ohne Kommission“ alle gratis Downloads zu finden sind. Also vor allem auch Schwergewichte wie Google, Meta, und Co die ihre Apps „kostenfrei“ im App Store anbieten. Mit ihren großen Downloadzahlen verursachen diese vermutlich den Großteil der Kosten für Apple, beteiligen sich daran aber 0 durch Verkaufsprovisionen. Apple bedankt sich dafür mit massenhaft prominenter Werbung, Empfehlungen, etc. im App Store.
Die Zeche zahlen unzählige kleine Teams und Indie-Entwickler die auf ihre Verkäufe Provision bezahlen dürfen und zudem mit Store Ads dafür sorgen müssen, dass sie überhaupt gesehen werden.
Danke Apple, für deinen tollen Einsatz!
Mal ehrlich:
Ist das Vorgehen von Apple schlecht? Nein, denn es ist ein gewinnorientiertes Unternehmen und kein Wohltätigkeitsverein.
Macht das Apple zu einem tollen Unternehmen, dass sich um die Entwickler kümmert? Nein!!!
Hört auf Apple als heiligen Hinzustellen, der nur das Beste von Nutzern und Entwicklern im Sinn hat. Apple hat nur euer Bestes, euer Geld, im Sinn. Klingt komisch, ist aber so.
…und genau so ist es.
Nein. Du hast das falsch verstanden.
„Ohne Kommission“ heißt, vom Umsatz den eine App generiert, hat Apple keine Gebühren verlangt. Wie am Diagramm im Artikel deutlich gemacht wird, unterscheidet Apple bei den Gebühren (Kommission) zwischen digitalen und physikalischen Produkten. Bei ersteren (z.b. einem Film über die Netflix-App „bestellen“) verlangt Apple 15-30%, bei letzterem (den selben Film als Blueray über die Amazon-App bestellen) nichts. D.h. im Diagramm für die „orange“ gekennzeichneten Anteile (digitale Güter) verlangt Apple Gebühren, für den Test nicht.
Und was du als „massenhaft prominenter“ Werbung im AppStore so hervorhebst, ist völlig belanglos. Als Entwickler hast du davon nichts, weil Apple hier eh nur eine Handvoll Apps vorstellen kann (aus vielen Millionen), und aufgrund der Unübersichtlichkeit eh kein Mensch diese Vorstellungen beachtet.
Und die kostenlosen Apps verursachen nicht wirklich Kosten. Zum einen zahlt jeder Entwickler Gebühren, nur um Entwickler zu sein und im AppStore Apps anbieten zu können, egal ob kostenlose oder kostenpflichtige Apps angeboten werden – damit sollten die Kosten schon mehr als gedeckt sein (bei derzeit ca laut Apple 34 Mio Entwicklern kommen da mindestens 3.4 Mrd Dollar zusammen, das sollte mehr als ausreichen, um den AppStore zu betreiben).
+1
Selbst die gezielte Suche nach Apps ist mittlerweile so heruntergekommen, dass ich den „Store“ kaum noch besuche.
1+
Interessant, wie Apple versucht, die Welt verarschen. Apple zählt hier explizit Umsätze mit nicht-virtuellen/nicht-digitalen Gütern dazu (also alles was bei Amazon, Walmart und beliebigen Versandhäuser über Apps an Produkten so bestellt wird), was aber noch nie von Apple mit einer Gebühr belegt war (mit gutem Grund). Das Problem sind nur digitale/virtuelle Produkte (Musik, Filme, Bücher, Abos diverser online-Dienste), für die Apple zwar genauso wenig Gegenleistung bringt, aber dennoch Gebühren verlangt (leider ohne Grund). So kann man sich die Umsätze natürlich massiv hochrechnen, aber in Wirklichkeit ist natürlich nicht Apple für diese verantwortlich, sondern Amazon & Co.
Diese Unterscheidung bei den Gebühren zwischen digitalen (15-30%) und physikalischen Produkten (0%) versteht kein Mensch.
Und wenn man mal den Umsatz (Achtung, das ist nicht der Gewinn) von den 53 Mrd digitaler Güter (das ist das, wofür Apple Gebühren verlangt, für vieles nicht rechtmäßig, wie jetzt gerichtsfest festgestellt wurde) durch die ca 35 Mio Entwickler teilt, fallen auf jeden Entwickler ca 1500$ Umsatz pro Jahr(!) ab. Davon 15-30% Apple Gebühr und 40% EkSt abziehen, und es bleibt praktisch nichts an Gewinn (630-765$) übrig. Wenn Apple sich so als Wohltäter aufspielt, hätte ich erwartet, dass Entwickler etwas mehr als ca 650$ im Jahr verdienen würden.
Natürlich ist der Umsatz auch noch sehr ungleich aufgeteilt, eine Handvoll Entwickler erzeugt fast den gesamten Umsatz, der Rest praktisch nichts. Weswegen Apple die Reduzierung der Gebühren bei den „kleinen“ auf 15% natürlich nichts kostet, da kommt ja eh nichts rein (15% von fast 0 sind auch nicht wesentlich mehr als fast 0), und Apple bei den großen bei 30% bleibt (hier kommt das Geld rein).