Ein Jahr ohne neue Features
iOS „Snow Leopard“ 12: Eine Handvoll Gedanken
Seit gestern Abend steht fest: iOS 12 wir im kommenden Herbst wohl auf die Präsentation größerer Features verzichten und sich, ganz in der Tradition von Mac OS X 10.6 Snow Leopard, um die Zuverlässigkeit, die Fehleranfälligkeit und die Performance des iPhone-Betriebssystems kümmern.
Schiller und Federighi im Gespräch | Bild: Techcrunch
Erstmals in der Geschichte des iPhones würde Apple damit auf die Bereitstellung seines jährlichen Major-Updates verzichten und im September lediglich ein schlankes iOS 12 anbieten, dem die Versionsnummer iOS 11.6 wahrscheinlich besser zu Gesicht stehen würde.
Zwar sollen bereits angegangene System-Verbesserungen wie etwa die überarbeitete Einschränkungs-Optionen für Eltern, die Konsolidierung von iOS- und macOS-Frameworks und der Ausbau von „Messages in iCloud“ nach wie vor im Pflichtenheft der Apple-Entwickler stehen, die eigentlich geplante Auffrischung des Homebildschirms, eine gründliche Erweiterung der Fotos-App und eine Multiplayer-Modus für Augmented Reality-Spiele werden der Qualitäts-Offensive jedoch zum Opfer fallen.
Eine Handvoll Gedanken:
- Auf Axios hat Ina Frieds den Scoop zu iOS Snow Leopard exklusiv veröffentlicht. Die Journalistin hat davor nicht nur bei Re/Code geschrieben, sondern war als Senior Editor auch auf der von Apple bevorzugt behandelte Webseite „All Things Digital“ des The Wall Street Journal aktiv. Wer ein „kontrolliertes Leak“ Apples vermutet, dürfte wohl nicht ganz falsch liegen.
- Das iPhone X hat so viele neue Gesten, UI-Paradigmen und Interface-Veränderungen eingeführt, dass sich iOS 11 auf dem iPhone X nicht nur ganz anders anfühlt als iOS 11 auf dem iPhone 8 sondern in weiten Teilen auch auf einen komplett eigenen Code setzen dürfte. Die Frage liegt damit auf der Hand: Wie viel schuld trägt das iPhone X an der „vernachlässigten Qualität“ des mobilen Betriebssystems.
- Im Dezember 2016 soll Apple die bis dato getrennt von einandern gemanagten Software-Teams für iOS und macOS miteinander verschmolzen und anschließend stets iOS priorisiert haben. Hat die Rückbesinnung auf den Mac (neuer iMac Pro im Handel, neuer Mac Pro soll kommen, Mac mini ist noch nicht abgeschrieben, eigene Monitore stehen auch wieder auf dem Programm) hier einen erneuten Team-Wechsel angestoßen? Werden iOS und macOS nun wieder von eigenen Mannschaften entwickelt?
- Auch macOS 10.13 High Sierra wurde als reines Wartungsupdate mit „Snow Leopard“-Charakter angekündigt – was daraus geworden ist haben wir gesehen. Mittlerweile sind so viele Fehler aufgelaufen, dass High Sierra so schnell aktualisiert wurde wie kein anderen Mac-Betriebssystem. Ähnlich wie bei iOS 11 ist Apple kontinuierlich damit beschäftigt fehlerbehebende Updates auszuliefern. Kauft sich Apple mit dem Qualitätsversprechen für iOS 12 nur Zeit, oder meint es Cupertino ernst?
- Ist es nicht vielleicht an der Zeit, dass Apple von seinem starren 1-Jahres-Rhythmus abrückt und neue iOS-Versionen, abgekoppelt von den Hardware-Vorstellungen, ausliefert wenn diese fertig sind und nicht wenn der Kalender das Release diktiert?
- Was haben Entwickler zur diesjährigen WWDC zu erwarten, wenn Apple weitgehend auf die Vorstellung großer iOS-Feature verzichtet?
- Zwischen der Veröffentlichung neuer iPhone-Generationen und der Vorstellung neuer iPads lässt sich Apple häufig mehrere Monate Zeit. Wäre Apple gut damit beraten, Geräte-spezifische iOS-Erweiterungen nicht im Paket zum Wechsel der Versionsnummer, sondern erst mit Ausgabe der neuen Geräte anzubieten? Das iPad-Team könnte sich so noch etwas Zeit lassen bzw. iPhone-Programmierern unter die Arme greifen. Gleiches gilt dann auch für Apple TV, Apple Watch und HomePod.
Fragen über Fragen.
Zur Erinnerung: Die wenig glorreichen Updates von iOS 11
- iOS 11.0.1 enthielt Fehlerbehebungen für iPhone und iPad.
- iOS 11.0.2 kümmerte sich um knisternde Geräusche beim Telefonieren.
- iOS 11.0.3 nahm sich den Ausfällen des akustischen und haptischen Feedbacks auf dem iPhone an.
- iOS 11.1 führte verschwundenen den App-Umschalter wieder ein.
- iOS 11.1.1 behob ein Problem mit der automatischen Korrektur bei der Tastatureingabe.
- iOS 11.1.2 behob ein Problem, bei dem der Bildschirm des iPhone X nach einer plötzlichen Abkühlung der Umgebungstemperatur zeitweilig nicht mehr auf Berührung reagiert.
- iOS 11.2 wurde hektisch ausgerollt, da zahlreiche Geräte aufgrund eines fehlerhaft berechneten Datums von Dauerabstürzen geplagt werden.
- iOS 11.2.1 stopft eine Sicherheitslücke die den HomeKit-Zugriff nicht autorisierter Personen gestattete.
- iOS 11.2.2 mildert das Angriffsrisiko über die Spectre-Sicherheitslücke.
- iOS 11.2.5 korrigiert die Anzeigereihenfolge von Nachrichten-Konversationen.