Datenhungrige Eigenentwicklungen
Corona-Warn-Apps: Norwegen prescht vor, England streitet sich
Während die deutschen Behörden noch ausloten, wie die Bereitstellung einer bundesweit einheitlichen Corona-Warn-App angegangen werden könnte und bislang lediglich ein Beschlusspapier vorgelegt haben, sind unsere europäischen Nachbarn schon einen Schritt weiter.
Mit dem Smartphone im Kampf gegen Covid-19
Norwegen prescht vor
Die koordinierende Gesundheitsverwaltung in Norwegen hat die Smartphone-App Smittestopp (auf Deutsch etwa: Infektionsstopp) vorgelegt. Eine App, die nicht auf die noch ausstehende aber bereits angekündigte Lösung von Apple und Google setzt, sondern eine eigene Herangehensweise implementiert.
So setzt Smittestopp auf ein zentrales Melderegister, ordnet Nutzern ihre Mobilfunknummer zu und kontrolliert dauerhaft die GPS-Position des Gerätes. Zudem werden Bluetooth-Signale und Betriebssystem-Daten übertragen.
England zankt sich
Ähnlich der norwegischen Lösung, plant auch der britische „National Health Service“ (NHS) auf eine selbst entwickelte App zu setzen, verlangt dafür aber Eingeständnisse von Apple und Google.
Grob zusammengefasst pocht die Gesundheitsverwaltung der Engländer darauf, die Vorzüge einer ins Betriebssystem integrierten App, auch für ihre Eigenentwicklung in Anspruch nehmen zu können – ohne dabei jedoch an die von Apple und Google angestrebte, strikte Datenschutz-Architektur gebunden sein zu müssen. Denn auch das NHS plant eine zentrale Datenbank.
Zwar könnte die Gesundheitsverwaltung dem Beispiel aus Norwegen folgen, würde dann jedoch auf viele funktionale Extrawürste verzichten müssen, die der Lösung von Apple und Google im Mai mit auf den Weg gegeben werden sollen.
Die Nachteile liegen auf der Hand: Die App würde (was das Bluetooth-Tracking angeht) nicht in vollem Umfang funktionieren, wenn der Bildschirm des Telefons ausgeschaltet wäre oder eine andere App verwendet werden würde.
Wie sinnvoll die Alleingänge der europäischen Nachbarn sein werden bleibt abzuwarten. Das oft zitierte Positiv-Beispiel aus Singapur wurde von gerade mal 12% der Bevölkerung installiert.
Gegenüber dem britischen Guardian hat Google erklärt, warum man die Sonderfunktionen nur der gemeinsam mit Apple entwickelten Lösung, nicht aber den App-Projekten einzelner Länder anbieten wird:
Google gab an, dass diese Beschränkungen bestehen, weil keines der beiden Unternehmen in seinen Betriebssystemen Funktionen bereitstellen wollte, um eine Überwachung zu ermöglichen, die missbraucht werden könnten.