„Regierung auf dem Holzweg“
Corona-Warn-App: CCC kritisiert Pläne der Regierung scharf
Mehrere netzpolitische Organisationen, darunter der Chaos Computer Club (CCC), haben sich in einem offenen Brief gegen die Umsetzung einer Corona-Warn-App mit zentraler Instanz ausgesprochen und fordern die Bundesregierung auf, die bislang verfolgten Ziele zu überdenken.
Schön anzuschauen, kompliziert zu bekämpfen
Das Schreiben, das an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Kanzleramtsminister Helge Braun adressiert wurde, schließt sich den Forderungen zahlreicher internationaler Wissenschaftler nach einem dezentralen Ansatz an und verweisen auf die Schweiz und Österreich, wo Empfehlungen von Experten-Gruppen berücksichtigt wurden und die Regierungen anschließend auf dezentrale und transparente Konzepte gesetzt hätten.
Nach Angaben des CCC hätten selbst Apple und Google eingesehen wie wichtig ein datensparsamer Ansatz sei und dies entsprechend implementiert.
Statt weiterhin auf eine Umsetzung das umstrittene PEPP-PT Projektes zu setzen, sollte die Regierung dezentralen Lösungen wie DP-3T den Vorzug geben:
[…] Dabei handelt es sich um exakt den Ansatz, für den sich die beiden Marktführer für Smartphone-Betriebssysteme, Google und Apple, bereits zur Kooperation bereit erklärt haben. Dies ist eine Bedingung, die für den Erfolg einer App immanent ist, denn ohne die Zusammenarbeit mit den beiden Unternehmen, die fast 100 Prozent des Smartphone-Marktes abdecken, ist ein Scheitern der Tracing-App vorhersehbar. Denn der hier gewünschte Einsatzzweck der Bluetooth-Technologie ist neu und in diesem Ausmaß gänzlich unerprobt. Ob die Technologie verlässliche Ergebnisse liefern kann, ist umstritten. Es ist daher unabdingbar, die Betriebssystemhersteller mit einzubeziehen, um eine realistische Chance für einen neuen Einsatzzweck der Technologie zu ermöglichen.
Eine App, die zumindest eine Aussicht auf Erfolg haben soll, muss ein transparentes Konzept verfolgen, quelloffen programmiert werden, auf zentrale Datenspeicherung verzichten und die Anonymität der Nutzerinnen und Nutzer so weitgehend wie möglich schützen. Diese Anforderungen erfüllt der nun eingeschlagene Weg nicht.
Der offene Brief steht euch in diesem PDF zum Nachlesen zur Verfügung. Unterzeichnet wurde dieser von:
- D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e. V.
- Chaos Computer Club e. V. (CCC)
- LOAD e. V.
- Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung e. V.
- Gesellschaft für Informatik (GI) e. V.
- Stiftung Datenschutz