Teuer und oft wenig hilfreich
Apps auf Rezept: Marktführer meldet Insolvenz an
Die Einführung der so genannten „Apps auf Rezept“, mit denen Gesundheitsdienstleister ihre Digitalangebote auch bei der Krankenkasse abrechnen können, wurde vergleichsweise schnell vorgenommen.
Jens Spahn boxte die „digitalen Gesundheitsanwendungen“ (DiGA) durch
Jens Spahn, Gesundheitsminister im letzten Kabinett von Angela Merkel, wollte mit der Zeit gehen und setzte nicht nur geringe Hürden für die „Apps auf Rezept“, die in der Branche als „digitale Gesundheitsanwendungen“ (DiGA) firmieren, sondern etablierte auch besonders einfache Zulassungsverfahren, um schnell zu vorzeigbaren Ergebnissen zu gelangen. Grob verkürzt: Die Kassen sollten erst mal Zahlen, die Wirksamkeit würden die Hersteller dann später nachweisen.
Teuer und oft wenig hilfreich
Inzwischen bewerten viele Krankenkassen die im vierten Quartal 2020 in den Markt eingeführten DiGAs eher negativ. Bei den „Apps auf Rezept“ handelt es sich in ihrer Wirkung häufig um unzureichend geprüfte Angebote, die immer stärker steigende Kosten verursachen. Bereits im vierten Quartal 2021 stiegen die Kosten auf 324 Euro, die von den Kassen pro App-Verordnung bezahlt wurde.
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Anfang 2023 rechnete der GKV Spitzenverband vor, dass Ärzte 11.500 Verordnungen für „Apps auf Rezept“ mit Kosten in Höhe von 1,7 Mio. Euro ausgestellt hatten – für Anwendung, die nach der Erprobungsphase „ohne positive Versorgungseffekte“ wieder aus dem DiGA-Verzeichnis gestrichen wurden.
Besonders häufig wurden die Anwendungen übrigens in Berlin verschrieben, wo viele „Apps auf Rezept“-Anbieter ihren Sitz haben.
Marktführer meldet Insolvenz an
Die in Hamburg ansässige aidhere GmbH, nach eigenen Angaben „Marktführer im Bereich Digitale Gesundheitsanwendungen“ hat jetzt Insolvenz angemeldet. Ausschlaggebend war, dass der GKV-Spitzenverband den Vergütungsbetrag für die Zanadio-App zur digitalen Adipositas-Therapie zusammengestrichen hat – rückwirkend zum Oktober 2021.
Damit muss die aidhere GmbH nun bereits eingestrichene Zahlungen zurückerstatten. In der Folge hat das Unternehmen Risikokapitalgeber verloren und sucht jetzt neue Investoren. Bis diese jedoch gefunden sind, fährt der Kahn erst mal in Richtung Insolvenz.
Was die Adipositas-App Zanadio angeht, rechnet man bei der aidhere GmbH übrigens vor, 30.000 Patienten dabei geholfen zu haben, ihr Gewicht gemeinsam um etwa 100 Tonnen zu reduzieren. Umgelegt also um gerade mal 3,3 Kilo pro Person.