Vertreten durch Samsung-Kanzlei
App Store vs. Cydia: Frickler-Klage gegen Apple
Was nach 13 Jahren iPhone gerne mal in Vergessenheit gerät: Auf dem ersten App Store, der das Nachladen von Drittbieter-Applikationen auf das iPhone gestattete, prange keine Apple-Logo. Das erste Software-Kaufhaus kam aus der Community der iPhone-Enthusiasten, Frickler und Hacker, die eigene Software auf dem Computertelefon ausführen und sich nicht mit Apples Kompromiss-Angebot zufrieden geben wollten, schlicht auf das Web auszuweichen.
4,5 Millionen Nutzer in 2010
Der erste App Store hieß Cydia, bezeichnete sich damals noch als Paketmanager und war für alle interessierten Entwickler offen, die Apps, System-Erweiterungen und -Modifikationen damals verkaufen oder verschenken wollten. Ins Leben gerufen, entwickelt und betreut wurde Cydia von dem Programmierer Jay Freeman, der es in den 2010er Jahren auf bis zu 4,5 Millionen Nutzer wöchentlich brachte, die sich in dem App Store der Freidenker auf die Suche nach brauchbaren Erweiterungen für ihr iPhone machten.
Problematisch war allerdings schon damals: Der App Store war auf einen sogenannten Jailbreak angewiesen. Also die Entfernung von Apples Systemrestriktionen, die das iPhone auf der einen Seite für die Installation inoffiziell vertriebener Anwendungen öffnete, das System auf der anderen Seite aber auch verwundbar und Ziel für Schadsoftware machte.
Der Jailbreak war Voraussetzung für die Installation der über Cydia angebotenen Tools, die sich teils tief in das Betriebssystem klammerten, sorgte jedoch auch dafür, dass Anwender einen Bogen um iOS-Updates machten.
Gleichberechtigt neben dem App Store
Inzwischen spielt Cydia nur noch eine verschwindend kleine Rolle in der iPhone-Community, dürfte uns im Laufe der kommenden Monate aber wieder häufiger in den Schlagzeilen begegnen. So hat Freeman jetzt Klage gegen Apple eingereicht und wirft dem Unternehmen ein wettbewerbsfeindliches Verhalten vor. Die Klage fordert von Apple Cydia als reguläre App Store-Alternative zuzulassen, ohne dass dafür ein Jailbreak erforderlich wird. Das aktuelle Klima, stimmt die Kläger dabei zuversichtlich, dass diesmal bessere Erfolgschancen als im letzten Verfahren zwischen Cydia und Apple herrschen.
Vertreten durch Samsung-Kanzlei
Vertreten wird der Cydia-Erfinder übrigens von der Kanzlei Quinn Emanuel, die sich ihrerseits einen Namen mit dem Mammut-Prozess zwischen Apple und Samsung machte, der über Jahre hinweg die Patentverletzungen der beiden Smartphone-Riesen verhandelte.
Freeman, der nur noch wenig Zeit in Cydia investiert, in der Hochzeit des alternativen App Stores aber Jahresumsätze von $10 Millionen generieren konnte, blickt zuversichtlich auf den Verfahrensauftakt.