Entgegen offizieller Aussagen
Telegram hat Nutzerdaten ans Bundeskriminalamt übergeben
Telegram-Nutzer genießen offenbar weniger Anonymität, als ihnen die Betreiber der Messenger-App Glauben machen wollen. Der Spiegel berichtet, dass Telegram mehrfach Nutzerdaten an das Bundeskriminalamt übermittelt hat. Es habe sich dabei um Informationen zu Verdächtigen aus den Bereichen Kindesmissbrauch und Terrorismus gehandelt.
Die Meldung ist von daher brisant dass die Telegram-Betreiber selbst steif und fest das Gegenteil behaupten. „Bis zum heutigen Tag haben wir 0 Byte Nutzerdaten an Dritte weitergegeben, einschließlich aller Regierungen“ kann man in den von Telegram veröffentlichten FAQ zum Datenschutz nachlesen. Auch von Behördenseite war bis zuletzt zu hören, dass Telegram entsprechende Anfragen ignoriert. Lange Zeit hinweg war Telegram für die Ermittler mangels einer „ladungsfähigen Anschrift“ nicht einmal erreichbar.
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Mehrere Treffen mit Bundesbehörden
Unbestätigten Informationen zufolge haben sich Telegram-Mitarbeiter seither jedoch mehrfach mit Vertretern des Bundesinnenministeriums und des Bundesjustizministeriums getroffen. Ob man sich in diesem Rahmen auch bezüglich die Übermittlung von Nutzerdaten abgestimmt hat ist offen, aber wahrscheinlich. In jedem Fall hat Telegram dem Spiegel-Bericht zufolge mittlerweile mehr als hundert deutsche Kanäle und Gruppen gesperrt, die vom BKA über eine speziell für diesen Zweck eingerichtete E-Mail-Adresse an den Messenger-Dienst gemeldet wurden.
Als Druckmittel gegen Telegram steht nicht nur die von der deutschen Innenministerin Nancy Faeser angedrohte Sperrung des Dienstes hierzulande im Raum. Das Bundesamt für Justiz wirft dem Messenger Verstöße gegen das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz vor, was letztendlich in der Anordnung von Strafzahlungen in Höhe von 55 Millionen Euro resultieren könnte.
Im Wettbewerb mit anderen Messengern hat Telegram in Deutschland mittlerweile ohnehin nicht mehr den besten Stand. Zumindest nach außen hin leidet die vermeintliche Neutralität der Plattform unter der Image, sich zu einem Sammelbecken für extreme Gruppierungen zu entwickeln.