Patent-Probleme im AppStore: Die 10 wichtigsten Fragen im Fall „Lodsys“
Seit sechs Tagen brodelt es hinter den Kulissen des AppStores. Mit einem fragwürdigen Software-Patent versucht die Firma Lodsys prozentuale Anteile der In-App Umsätze ausgewählter Entwickler einzutreiben. Zwar ist es für eine abschließende Auseinandersetzung mit dem Thema noch zu früh – vorab können wir euch heute jedoch schon die 10 wichtigsten Punkte liefern, die ihr im Fall „Lodsys“ wissen solltet:
- Worum geht es?
Am 13. Mai erhielten die Entwickler der iOS-Applikation „PCalc“ (AppStore-Link) eine Patent-Abmahnung. Die Firma Lodsys reklamierte den von „PCalc“ implementierten „In-App Kauf“ als ihr geistiges Eigentum und forderte eine Abstandszahlung pro Kauf. Die Fristsetzung: 21 Tage.
- Lodsys?
Lodsys ist eine „patent holding firm“, eine Gesellschaft die sich auf den Kauf relevanter Software-Patente konzentriert und ihre Einnahmen über die Lizenzierung des so akkumulierten, geistigen Eigentums erwirtschaftet.
- Worum geht es in dem Patent?
Im AppStore nutzen viele Entwickler das Geschäftsmodell der Lite/Free-Applikationen. iPhone-Apps werden mit einem beschränkten Funktionsumfang kostenlos angeboten. Sind die Nutzer von der Applikation überzeugt, bietet ein In-App Kauf die Möglichkeit, die Anwendung gegen eine Gebühr zur Vollversion aufzuwerten. Hier kommt Lodsys ins Spiel. Den für die Aufwertung vorgesehenen „Kauf-Knopf“ sieht Lodsys als Bestandteil des gehaltenen Patentes und verlangt eine entsprechende Zahlung für die Nutzung der „Erfindung“.
- Um welches Patent handelt es sich?
Das von Lodsys gehaltene Patent mit der Nummer „7.222.078“ wurde im Jahr 1992 gewilligt und damals unter dem Namen „Methods and systems for gathering information from units of a commodity across a network“ für den Software-Entwickler Dan Abelow beim US Patent and Trademark Office eingetragen. Abelow verkaufte sein Patent 2004 an Lodsys. Das Patentschreiben skizziert die Aufwertung einer Software Gratis-Version zur Vollausgabe grob.
- Welche Entwickler sind betroffen?
Neben den „PCalc“-Machern haben noch mindestens sechs andere AppStore-Entwickler das Droh-Schreiben der Patent-Inhaber erhalten.
- Wie viel Geld will Lodsys?
Pro In-App Kauf veranschlagt Lodsys 0,575% des erzielten Umsatzes von allen betroffenen Entwicklern. Und dies mindestens bis zum Jahr 2023. Verdienen die Entwickler 1000€ pro Monat über ihre In-App Käufe, sollen 5,58€ an Lodsys abgegeben werden.
- Die Funktion zum In-App Kauf kommt doch von Apple, ist Cupertino auch betroffen?
Glaubt man den Lodsys-Inhabern bezahlt Apple bereits für die Patent-Idee und steht damit nicht alleine da. Auch Microsoft und Google sollen die Patentschrift lizenziert haben. Apple, so scheint es, nimmt neue Apps die mit einer In-App Kauf Funktion ausgestattet sind, momentan nicht mehr in den AppStore auf.
- Sind die Entwickler damit nicht „aus dem Schneider“?
Nein. Laut Lodsys muss jeder unabhängige Entwickler die Nutzung des In-App Kaufes erneut lizenzieren. Die Absprache mit Apple deckt die individuellen In-App Kauf-Knöpfe nicht ab.
- Und wie reagiert Apple?
Apple konsultiert momentan die Hausanwälte und versucht sich in die rechtliche Auseinandersetzung einzuschalten. Ein unausweichlicher Schritt, da Apples Entwickler-Richtlinien es den registrierten Programmierern verbieten, eine außergerichtliche Einigung in Streitfällen wie diesen zu suchen.
- Bezahlen die Entwickler dann?
Momentan sieht es nicht danach aus. Mike Lee, ein iOS-Entwickler der unter anderem für die Tap Tap Revenge-App (AppStore-Link), die iPhone-Applikation zur Obama-Wahl 2008 und sogar für Apples hauseigene Apple Store Applikation (AppStore-Link) verantwortlich zeichnet, ruft aktuell zu einem Boykott der In-App Kauf Funktion auf. Laut Lee sollten die betroffenen Entwickler in ihren Apps auf die Drohungen der Lodsys-Inhaber aufmerksam machen und den In-App Kauf so lange deaktivieren bis Apple die Wogen geglättet hat.
- Also?
Wir warten auf Apple. Aktuell ist davon auszugehen, dass Cupertino sich noch im Laufe der kommenden Woche mit dem Lodsys-Patent auseinandersetzt. Sobald es hier erwähnenswerte Entwicklungen geben sollte melden wir uns noch mal.
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