Luca mit unverhältnismäßigen Risiken
Luca-App: 70 namhafte IT-Sicherheitsforscher fordern Nutzungs-Stopp
Über 70 führende IT-Sicherheitsforscher aus der Deutschland haben heute einen offenen Brief zur Luca-Applikation veröffentlich und rufen die Bundesländer in einer gemeinsamen Stellungnahme dazu auf, die Anwendung zur Kontaktnachverfolgung nicht beziehungsweise nicht mehr zu nutzen.
Unter den Erstunterzeichnenden des Aufrufes befinden sich auch über 60 Universitäts-Professoren und Professorinnen, etwa von der Ruhr-Universität Bochum, der TU Berlin und der Universität der Bundeswehr München, die daran erinnern, dass die Luca-AppBewegungs- und Kontaktdaten in großem Umfang sichert und damit eine zentrale Datensammlung anlegt, der ein „massives Missbrauchspotential und das Risiko von gravierenden Datenleaks“ zuzuschreiben sei.
Corona-Warn-App habe alles richtig gemacht
Gemeinsam erinnern die Unterzeichner an den offenen Brief vom vergangenen April, der vor einem Jahr mehrere Prinzipien formulierte, die die von der Corona-Krise betroffenen Länder beim Bau ihrer Corona-Warn-Apps berücksichtigen sollten – ifun.de berichtete.
Dazu zählten damals die vier Eckpfeiler Zweckbindung, Offenheit und Transparenz, Freiwilligkeit und Risikoabwägung.
Software-Lösungen wie die Corona-Warn-App müssten grundsätzlich freiwillig sein, müssten offen entwickelt werden, um eine fortlaufende Begutachtung zu ermöglichen, sollten stets auf mögliche Risiken geprüft werden und müssten klar auf einen Zweck ausgelegt sein ohne weitere Geschäftsmodelle und Profitinteressen zu verfolgen.
Luca-App eher Negativ-Beispiel
Was von der Corona-Warn-App der Bundesregierung vorbildlich umgesetzt worden sei, lasse die Luca-App nun fast vollständig vermissen. Die Macher verfolgen Profitinteressen (wollen zukünftig auch Tickets verkaufen), hätten das System intransparent entwickelt, würden einen zweifelhaften Nutzen bieten und seien bereits durch zahlreiche Sicherheitslücken und Datenleaks aufgefallen.
So fordern die unterzeichnenden IT-Sicherheitsforscher in ihrem Fazit:
[…] Wir empfehlen eindringlich die Rückbesinnung auf die oben genannten Prinzipien und deren Anwendung bei der Entwicklung digitaler Werkzeuge zur Kontaktnachverfolgung. Insbesondere sollte es aus unserer Sicht keinen de facto Zwang zur Nutzung einer Lösung geben, die diese Prinzipien eklatant verletzt.
Falls es konkrete Anforderungen gibt, die von bestehenden dezentralen Systemen noch nicht erreicht werden, dann müssen diese klar formuliert werden, so dass zielgerichtet entsprechende Erweiterungen entwickelt werden können. Auch in einem dezentralen und datensparsamen System können notwendige Informationen zur Pandemiebekämpfung erhoben und den Gesundheitsämtern zur Verfügung gestellt werden.