Apples gegen freie Dienstleister
iPhone 13: Nach inoffizieller Bildschirmreparatur kein Face ID mehr
Wir haben bereits im September darüber berichtet, dass beim iPhone 13 Face ID deaktiviert wird, wenn der Bildschirm von einem Drittanbieter getauscht wird. Kurz nach dem Verkaufsstart der Geräte stand zumindest noch die Möglichkeit offen, dass es sich hier um einen Softwarefehler handelt. Doch das Verhalten hat sich auch mit iOS 15.1 nicht geändert – es wird nun lediglich eine entsprechende Fehlermeldung angezeigt.
Die Reparaturspezialisten von ifixit sehen darin den Versuch Apples, den Markt für unabhängige Reparaturen komplett unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich sei der Bildschirmtausch eine der häufigsten iPhone-Reparaturen überhaupt.
Bilder: ifixit
In einer detaillierten Analyse zeigt ifixit auf, dass das iPhone 13 mit einem winzigen Chip ausgestattet ist, der über die verwendeten Bauteile wacht und bei dem beispielsweise ein Ersatzbildschirm „angemeldet“ werden muss, damit sich das iPhone weiterhin mit vollem Funktionsumfang nutzen lässt. Die Option, einen neu verbauten Bildschirm entsprechend zu verifizieren, haben jedoch nur von Apple autorisierte Dienstleister oder Apple selbst.
Als einzigen Workaround haben Reparaturdienstleister die Möglichkeit gefunden, eine mit dem Originalbildschirm verlöteten Chip auf den neuen Bildschirm zu übertragen. Eine Aktion, die unter dem Mikroskop stattfindet und nicht nur extrem aufwändig ist, sondern selbstredend auch die Preise für solche Operationen enorm in die Höhe treibt.
Die Zeiten, zu denen man seinen gesprungenen iPhone-Bildschirm zu akzeptablen Preisen bei einer freien Reparaturwerkstätte reparieren lassen konnte, könnten infolge solcher Maßnahmen endgültig vorbei sein. Apple bietet Dienstleistern zwar die Möglichkeit zur Teilnahme an seinem Programm für unabhängige Reparaturanbieter, doch sind die Auflagen in diesem Zusammenhang ungewöhnlich hoch, unter anderem will Apple die Teilnehmer anhand der Lage ihrer Betriebsräume auswähle und Einblick in die Geschäftsunterlagen erhalten. All dies schlägt sich am Ende auch auf die Reparaturpreise nieder.
Kritiker: „Apple stellt sich gegen Recht auf Reparatur“
Apple-Kritiker unterstellen dem Unternehmen, dass es mit solchen Maßnahmen den global immer lauter werdenden Rufen nach „freier Reparatur“ entgegentreten will. Die „Right to Reparier“-Bewegung fordert, dass alle Anbieter von technischen Geräten sich entsprechend offen zeigen und beispielsweise dafür sorgen, dass Reparaturanleitungen und Ersatzteile für alle erhältlich sind. In die gleiche Richtung gehen mittlerweile auch europäische Forderungen nach einem „Recht auf Reparatur“, in deren Umfeld auch weitere sinnvolle Bestrebungen mit Blick auf den Umweltschutz, beispielsweise die Auflagen bezüglich einheitlicher Ladegeräte, angesiedelt sind.