Sie lebt noch
Die HomeKit-Steckdose „Parce“, ein Kotz-GIF und die IFA
Als wir euch Ende März zum dritten Mal darauf hinweisen mussten, dass sich die Auslieferung der HomeKit-kompatiblen Funksteckdose Parce ein weiteres Mal verzögern würde, konnten wir uns einen kleinen Stich in Richtung der Münchner Parce GmbH nicht verkneifen.
Das Produkt-Debakel selbst – die Auslieferung einer wenig durchdachten Steckdose, ein Rückruf wegen Sicherheitsbedenken und die drei mal verschobene Ankündigung des Nachfolgers Parce Plus – wäre zwar noch zu verkraften gewesen, die E-Mails der verantwortlichen Unternehmer schienen die betroffenen Kunden allerdings nicht erst zu nehmen.
Für uns etwas zu viel Gründerkultur – ein Punkt, den wir damals nicht nur schriftlich, sondern auch mit dem Verweis auf dieses GIF kommentierten.
Die Reaktion der Parce-Macher schlug wenige Tage später in unserem Postfach auf. Unser „Kotz-Gif“ sei nicht nur geschmacklos, sondern würde auch „unter die Gürtellinie“ zielen. Eine kritische Rückmeldung mit der wir uns auseinandersetzen mussten. Wir haben mit folgender E-Mail reagierten:
[…] Ich bin der Meinung, dass wir uns dem Thema Parce – trotz des augenzwinkernden GIFs – durchaus sachlich widmen. Der kleine Stich richtet sich nicht gegen euer Produkt, sondern den unsäglichen Gründer-Duktus, der eure Außenkommunikation im Rahmen des Rükrufs bzw. des Austausches zu dominieren scheint.
Hand aufs Herz: Wenn ich versuche mich in Max Mustermann hineinzuversetzen, der im vergangenen Sommer vor dem MediaMarkt-Regal stand und damals einfach nur in eine „schlaue“ Steckdose investieren wollen, dann stellen sich beim Lesen eurer „incredible journey“ meine Nackenhaare auf.
Wäre euer E-Mail-Update mit einem klaren „Entschuldigt bitte“ eingeleitet worden, dann hättet ihr euch unserer Sympathien sicher sein können.
Wenn die Message jedoch von Schulterklopfern („nehmen wir wieder Einladungen zu Events an, wie z.B. neulich zum StartSummit in St. Gallen“) und leeren Worthülsen („genauso als Teil von Parce wie uns selber“) dominiert wird, dann fällt es uns schwer erneut auf eure „Big things are coming“-Ankündigung hinzuweisen, die wir bereits im Januar berücksichtigt haben.
Ich glaube, dass sich Verbraucher – auch im Zeitalter von Crowd-Funding-Projekten – am Ende des Tages ein klare Kommunikation und ein funktionierendes Produkt wünschen und weniger Wert auf Food Trucks, ein Selfie mit dem Start-Up-Team und die nächste große Funding-Runde legen.
Nach unserer Mail vom 11. April herrschte dann erst mal Funkstille. Der letzte Stand der Parce-Macher war damals: „Die Auslieferung wird sich verzögern auf ca. Ende Mai“. Also warteten wir ab. Die Wochen strichen uns Land, und Parce meldete sich noch mal zu Wort. Den Termin Ende Mai könne man zwar nicht mehr einhalten, aber: „es ist eine Frage von ein paar Wochen – nicht (!) Monaten“.
Seitdem sind zwei Monate vergangenen, also haben wir noch mal den Kontakt gesucht. Parce Gründer Eugen Pflüger antwortet prompt, sympathisch und gutgelaunt: Parce Plus ist so gut wie Marktreif. Allerspätestens wird das Unternehmen seine überarbeitete HomeKit-Steckdose (Parce stellt in Halle 6.2 auf Stand 125 aus) zur diesjährigen IFA ganz offiziell vorstellen.
Ein offizielles Status-Update dürfte im Laufe der kommenden Wochen folgen. Sobald das IFA-Debüt absolviert ist muss sich die Parce Plus mit der HomeKit-Steckdose von Koogeek messen.