HomeKit-Steckdose Parce One: Es hätte so einfach sein können…
Über die Deutschland-Verfügbarkeit der HomeKit-kompatiblen, ferngesteuerten WLAN-Steckdose Parce One haben wir Ende April berichtet und uns damals auch einen der smarten Stecker geordert.
Parce One: Im Einsatz stets mit aktiver LED-Beleuchtung
In den vergangenen Tagen haben wir uns nun ein eigenes Bild des 60 Euro teuren Smart Home-Accessoires machen können und sind nicht unbedingt enttäuscht – große Erwartungen an eine ferngesteuerte Steckdose hatten wir nicht – stellen aber fest, dass unser Vertrauen in das „Zukunftsversprechen HomeKit“ einer nüchtern-skeptischen Grundhaltung weicht. Vom guten, alten „It just works“ kann jedenfalls nicht die Rede sein.
Daumen hoch für eine hervorragende Ersteinrichtung
Den Machern des kreisrunden Steckdosen-Einsatzes können wir für das initiale Setup nicht lang genug auf die Schulter klopfen. Die Ersteinrichtung des Parce hat keine 20 Sekunden in Anspruch genommen und funktioniert vollautomatisch. Hat man die Parce-Applikation gestartet, spürt diese das Ad-Hoc-WLAN der Steckdose im Hintergrund automatisch auf, verbindet sich, übergibt die Zugangsdaten für das Heimnetzwerk, und klinkt den Stromspender nicht nur im persönlichen WLAN, sondern auch im bereits vorhandenen HomeKit-System ein. Tipp-Topp. Hier gibt es nichts zu kritisieren.
Jetzt wird es jedoch kompliziert
Zum einen hat die Steckdose mit zahlreichen Kinderkrankheiten zu kämpfen, die den Marktstart vielleicht noch um zwei Wochen nach hinten hätten verschieben sollen.
Neben den nicht immer ganz korrekten Texten in der Benutzeroberfläche der Anwendung, irritieren auch die von Zeit zu Zeit eingestreuten Fehlermeldungen, die selten nachvollziehbar und so gut wie nie reproduzierbar sind.
Parce One App: Fehlermeldungen galore
Ab und an taucht eine Warnmeldung in der Applikation auf, verschwindet wieder und lässt sich in den nächsten 30 Minuten nicht mehr blicken.
Ebenfalls verwirrend ist die Benennung der Steckdose. So ist die Parce zum einen mit einem spezifischen Gerätenamen, zum anderen aber auch mit einem zusätzlichen Service-Namen ausgezeichnet. Hier muss man wissen: Den Service-Namen setzt Apples HomeKit zur internen Verwaltung voraus. Den selbstgewählten Gerätenamen, benötigen wir um die Steckdose über Siri ansprechen zu können. Ein Umstand, der von der App nicht genau erklärt wird und für den unbedarften Anwender erst mal eine Zacken zu kompliziert ist.
Unverständliche Account- und Update-Voraussetzungen
Ist die Steckdose im eigenen Netz integriert, bieten die Macher einen optionalen Online-Account an, dessen Registrierung einen entscheidenden Vorteil mit sich bringt. Nur angemeldete Nutzer können den von der Dose gemessenen Stromverbrauch in einer langfristigen Mess-Kurve beobachten. Anwender, die sich gegen eine zusätzliche Registrierung entschließen, sehen immer nur den aktuellen Ist-Zustand innerhalb der Applikation.
Ohne Account keine Updates
Eigentlich eine faire Voraussetzung, würde die Steckdose nicht ein ganz spezielles Update-Problem mit sich bringen. So zeigt Parce ihren Nutzern direkt beim ersten Einsatz ein verfügbares Firmware-Update an, dieses lässt sich jedoch nur laden, wenn ein personalisierter Account registriert wurde.
Nach Angaben der Macher soll die Account-Pflicht zum Empfang von neuen Firmware-Aktualisierungen zukünftig zwar abgeschafft werden, um die Abschaffung selbst kümmert sich jedoch ebenfalls ein Firmware-Update, dass nur mit einem vorhandene Account aus dem Netz geladen werden kann. Hier beißt ich die Katze in den Schwanz.
Grelles Licht
Eine zukünftige Aktualisierung der Geräte-Firmware soll die Parce zudem um eine Option erweitern, den kleinen LED-Ring, der bei aktiver Stromversorgung kontinuierlich leuchtet, zu deaktivieren. Bis die entsprechende Aktualisierung ausgespielt wurde, steht ein nächtlicher Einsatz der Steckdose im Schlafzimmer, zumindest für uns, nicht zur Debatte.
Siri macht uns verrückt
Das größte Problem der intelligenten Steckdose ist jedoch die Kommunikation mit Siri. Eigentlich eines der großen Alleinstellungsmerkmale der Parce, haben uns die zahlreichen Versuche, die Steckdose auf Zuruf zu kontrollieren, etliche graue Haare beschert.
Siri steuert Parce unzuverlässig…
Obwohl der Gerätename richtig gesetzt und doppelt überprüft wurde, reagiert Siri nur sporadisch, versteht identische Kommandos mal mit zunehmender, mal mit abnehmender Regelmäßigkeit und entscheidet sich letztlich eher zufällig dafür, ob ein deutlich gesprochenes „Schalte Steckdose ein“ unsere Parce aktiviert, oder zum Absetzen einer Websuche in der Siri-Oberfläche führt.
Wir hätten uns hier gerne an der Fehlersuche versucht, konnten im gleichen Zeitraum aber keine Probleme mit der sprachgesteuerten Aktivierung unserer HUE-Lichter ausmachen. In Sachen Parce scheint Siri nach Lust und Laune zu entscheiden.
Ein Problem dass wir dem Hersteller der HomeKit-Steckdose nicht ankreiden wollen, im iPhone-spezifischen Kontext aber anführen müssen.
.. und ohne System
Und Jetzt?
Sieht man von allen oben gelisteten Einschränkungen ab, arbeitet Parce wie ein typisches HomeKit Accessoire, lässt sich in Zonen, Szenen, Räume, Gruppen und intelligente Abläufe einbinden und besitzt sogar einen Schalter zur manuellen Steuerung. Die Größe ist eigentlich auch OK.
Wie gesagt: Es hätte so einfach sein können, uns mit einer smarten Steckdose glücklich zu machen. Doch so… Verschenken würden wir die Parce inzwischen nur noch an passionierte Bastler, die sich gerne durch frickelige Herausforderungen fummeln oder an unsympathische Arbeitskollegen, denen wir ein Nachmittag voller Frust und ohne Erfolgserlebnisse an den Hals wünschen.