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F.A.Z übt Kritik

Apples Doppelmoral: «In China hat die Regierung längst Zugriff»

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Sandro Gaycken, Direktor des Digital Society Institute (DSI) in Berlin, kritisiert Apple in der Frankfurter Allgemeine Zeitung scharf. In seinem Gastbeitrag „Apples Doppelmoral“ unterstellt der IT-Sicherheits-Experte dem Unternehmen aus Cupertino nicht nur eine unehrliche Kundenkommunikation sondern vor allem unverhohlenen Opportunismus.

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Sandro Gaycken: Leitet das DSI seit 35 Tagen

Laut Gaycken sei Apple in Sicherheitskreisen „schon lange dafür bekannt“ mit repressiven Regimen zu kooperieren und würde vor allem auf dem chinesischen Markt stets eine große Kompromissbereitschaft für die Anforderungen der Regierung an den Tag legen. Das plötzliche Engagement zu Datenschutz und Menschenrechten, so Gaycken, sei daher eher als schlichte Doppelmoral denn als ein Anzeichen liberaler Integrität zu werten.

Zwar kratzt Gayckens Text an der feinen Grenze zwischen souveränem Kommentar und sensationalistischer Meinungsmache, liefert aber immerhin drei konkrete Beispiele, mit denen der Institutsleiter seine Prämisse untermauert. Zum einen habe Apple die für den chinesischen Markt vorgesehenen iPhone-Einheiten mit dem Funkstandard WAPI ausgestattet und sei damit vor den regulierenden Behörden Pekings eingeknickt (eine durchaus kontroverse Meinung), zum anderen würde die lokale Speicherung der iCloud-Daten in China darauf hindeuten, dass Apple der Regierung wissentlichen Zugriff auf die Nutzer-Daten gestattet.

„Seit 2014 werden die Daten chinesischer iCloud-Nutzer nur noch in China gelagert. Ein Deal zwischen Apple und Peking, vermutlich um das iPhone 6 verkaufen zu dürfen, das kurz danach freigegeben wurde. Und ein Deal, der nicht wie im heroischen Kampf gegen das FBI öffentlich angekündigt wurde, sondern einer, der erst nach einem Leak überhaupt bestätigt wurde. Apple behauptete dann zur Ehrenrettung im Westen, dass der die Daten vorhaltende Provider aufgrund der Verschlüsselung keinen Zugriff auf die Inhalte hätte.“

Zudem kreidet Gaycken auch Cupertinos Reaktion auf die im Herbst 2014 aufgetauchen, chinesischen Enterprise-Zertifikate an. So behauptet der Chef des Digital Society Institute, dass der Hacker-Angriff dazu geführt habe, dass alle Nutzernamen und die Passwörter aller chinesischen iPhone-Nutzer abgefischt wurden.

„Apple probte aber keinen Aufstand, sondern schrieb nur eine Beruhigungsmail an die Nutzer: iCloud-Server wurden nicht kompromittiert und sowohl iCloud als auch iOS funktionierten weiter. Dass alle Passwörter auf den Zwischenwegen ausgeleitet wurden, fand man nicht erwähnenswert. Ebenso wenig wie die Hinweise auf die chinesische Regierung.“

Ein harter Text, der uns jedoch einen Zacken zu schwammig formuliert ist und leider auf nachvollziehbare Quellenangaben verzichtet. Gaycken setzt auf Konjunktive, unterstellt Mitwisserschaften und impliziert vorauseilenden Gehorsam, verzichtet jedoch auf Fakten und setzt dafür lieber Platzhaltern wie diesen ein: „die Hinweise verdichten sich“.

Schade. Mit ihrem Gewicht hätte die F.A.Z. die laufende Diskussion um eine weitere Ebene ergänzen können, so jedoch drängt sich uns das Gefühl auf, dass Gaycken nur ein Textgerüst konstruiert hat, um seinen knackigen Abschlusssatz nicht auf Twitter verbraten zu müssen. Mit diesem verdient sich der Institutsleiter nämlich unser Sympathie-Bienchen: „Moral steht im Lifestyle-Werte-Mischmasch durchschnittlicher Apple-Fans chronisch weit unter Design.“

Was wir noch erwähnen sollten: Das „Digital Society Institute“ wurde erst im Februar des laufenden Jahres eröffnet. Anders formuliert: Die zusätzliche Sichtbarkeit, die Gaycken seinem Thinktank mit der Apple-Breitseite verschafft, mag zwar nicht einkalkuliert gewesen sein – passt der noch jungen Forschungseinrichtung aber sicher gut in den Kram…

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14. Mrz 2016 um 18:48 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


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