Apples Angst vor dem 24. April
Henrik wirft uns eine „Apple Watch“-Theorie zu, die den Zynikern unter euch ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte und zur Diskussion freigegeben werden will; die anbrechende Dienstagnacht ist ja noch jung genug.
Könnte es sein, dass Apples plötzlicher Fokus auf den kundenfreundlich-reibungslosen Vorverkauf über die eigene Online-Filialen nicht unbedingt dazu beitragen soll, die Wartenden vor frustrierenden „Ihr Wunschmodell haben wir leider nicht mehr vorrätig“-Momenten zu bewahren, sondern vielleicht ganz anderen Interessen Rechnung trägt?
Ist es denkbar, dass das verdächtig zeitnah veröffentlichte Mitarbeiter-Memo, das übrigens nicht auf den einschlägigen Gerüchte-Seiten, sondern auf dem Mainstream-Finanzportal Businessinsider lanciert wurde, die Medienbeobachter schon im Vorfeld des Apple Watch-Verkaufsstarts mit guten Argumenten versorgen soll, warum die Schlangen diesmal deutlich kürzer ausfielen?
Die Umstände sind verdächtig – das Konzept (sollte es denn existieren) ist genial: Treffen sich keine Camper vor den Apple Filialen kann Cupertino auf die grandiose Resonanz verweisen, die die hauseigene „Online kaufen statt In-Line warten“-Kampagne für sich verbuchen konnte. Treffen sich die Apfel-Fans dennoch vor den Apple Stores in München und New York – ein Anblick, den die Medienmeute, die stets präsenten TV-Sender und die Veteranen unter den Vor-Ort-Journalisten selbstverständlich in ihre Berichterstattung einplanen – war das Interesse selbstredend so groß, dass auch die Hinweise auf die Apple Online Stores nicht fruchten konnten.
Egal wie. Apples bevorstehender Uhren-Launch macht den iPhone-Giganten nervös. Die Belegschaft rotiert an allen Ecken und Enden. Zu den Interview-Touren der Chef-Etage gesellen sich wegbereitende Werbe-Kampagnen, die im Gegensatz zu früheren Produkt-Neuvorstellungen weniger begleitender Natur sind, sondern mit Nachdruck den Weg ebnen. Die vorgezogenen Besichtigungsmöglichkeiten – ab dem 10. April könnt ihr die Uhr schon mal anfassen, aber noch nicht mit nach Hause nehmen – sind ebenso ungewöhnlich wie die Versorgung prominenter Gesichert mit einzelnen Vorab-Modellen der Apple Watch.
Der Uhren-Launch macht den iPhone-Giganten nervös
Erinnert ihr euch an Shaquille O’Neal? Die Basketball-Legende besorgte sich vor dem Start des ersten iPhones die Privat-Nummer von Steve Jobs und bat den Apple-Gründer 2007 mehrmals um ein persönliches Vorab-Exemplar des revolutionären Smartphones. Jobs, der schon mehrere Anrufe aus Reihen der A-Prominenz abgewehrt hatte, reagierte freundlich aber bestimmt: Nein Shaq. Nein!
2015 tritt der Sänger Pharrell Williams (als einer von unüberschaubar vielen Celebrities) mit der Apple Watch im Fernsehen auf. Tage vor dem Start der Produkt-Ausstellung!
Apple geht die Einführung der neuen Produkt-Familie verdammt vorsichtig an. Zwar dürfte Tim Cook keine Angst vor dem 24. April haben – der 54-jährige ist selbstsicher und nicht nur von seinem Produkt überzeugt, sondern von seinem Produkt begeistert – inzwischen jedoch dominieren die Vorkehrungen, die Cupertino getroffen hat, um den Verkaufsstart so erfolgreich wie möglich aussehen zu lassen, jedoch das Bild vom sonst so souveränen iPhone-Produzenten.
Was genau zwischen dem 10. und dem 24. April passiert, werden wir wohl nie erfahren. Apple selbst hat bereits angekündigt über die Verkäufe der Uhr nicht gesondert zu informieren, sondern den Um- und Absatz der neuen Produktfamilie in der sonst eher unspektakulären Quartalszahlen-Kategorie „Andere“ zu verstecken.
Explodiert das Interesse an der Uhr, erreichen uns die ersten Zahlen bereits 24 Stunden nach dem 10. April. Verkauft sich das neue Armband schleppend, kann Apple von Glück reden, schon jetzt erklären zu können, warum die Schlangen diesmal so überschaubar ausgefallen sind: „Wir haben vor dem Verkaufsstart auf unsere Online-Bestellmöglichkeiten hingewiesen.“