iPhone 7: Lückenfüller. Sündenbock.
Wer sich die vergangenen sechs Monate halbwegs aufmerksam durch die Gerüchte, Prognosen und Analysen zum diesjährigen iPhone-Modell gelesen hat, der wird sich ein Gähnen nicht verkneifen können.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Apple-Handys könnte Apple vom bislang verlässlich eingehaltenen Tick-Tock-Rhythmus abweichen und in drei aufeinanderfolgenden Jahren auf ein mehr oder weniger identisches Hardware-Design setzen.
Für Apples Zurückhaltung, so die einvernehmliche Meinung der Branchenbeobachter, gibt es zwei Gründe: Zum einen scheint die leicht stagnierende iPhone-Nachfrage und die einsetzende Sättigung des Smartphone-Marktes eine Verlängerung der Entwicklungszeiträume zu rechtfertigen, zum anderen steht im kommenden Jahr das 10-jährige iPhone-Jubiläum an.
Hier will Apple mit einem komplett neuen Hardware-Design glänzen und die Geräte-Vorstellung mit einem Paukenschlag und nicht nur mit der s-Variante des iPhone 7 einleiten.
Zudem dürfte sich der längere Produktzyklus positiv auf Apples Margen auswirken. Können auch im kommenden Jahr die gleichen Fließbändern, die selben Materialien und die bereits am iPhone 6s trainierten Arbeiter eingesetzt werden, dürften die Fertigungspreise beträchtlich schrumpfen.
Bilder: Martin Hajek | @deplaatjesmaker | www.martinhajek.com
Eine attraktive Aussicht für den Milliarden-Konzern, der aktuell hartnäckige Verhandlungen mit seinen Zulieferer führt und in diesem Jahr das Feld der asiatischen Fertiger um weitere Neueinsteiger erweitern will um so den ohnehin schon aggressiven Preiskampf unter den Externen weiter anzufeuern.
Und was kommt? Wenn die Gerüchte der vergangenen Wochen halbwegs zutreffen, dann dürfte das Plus-Modell immerhin noch durch eine Doppel-Kamera auffallen, das konventionelle iPhone 7 hingegen wird Apples Lückenfüller 2017.
Vielleicht erhöht Apple die Einstiegsgröße von 16GB auf 32GB (ein überfälliger Schritt) und schenkt dem iPhone 7 eine neue Farbe, ansonsten jedoch scheinen keine relevanten Änderungen anzustehen – von einer Ausnahme abgesehen: Das iPhone 7 verzichtet auf den Klinkenanschluss.
Die Theorie ist folgende: Apples Jubiläums-iPhone wird im kommenden Jahr mit einem bahnbrechenden Design auflaufen, in dessen Gehäuse kein Platz mehr für den Klinkenanschluss ist. Ganz unabhängig davon, ob die Apple-Entscheidung nun mit einer Kostenersparnis, der Soundqualität, der Wasserbeständigkeit oder dem millionenfachen Wechsel zu den drahtlosen Kopfhörern der Hausmarke begründet wird – das 2017er-Modell hat keinen Platz mehr für die Klinkenbuchse.
Um die diesbezüglich zu erwartende Kritik der Community jedoch nicht auf das Jubiläumsgerät einprasseln zu lassen fängt Apple die Kontroverse bereits mit dem iPhone 7 ab.
Ab Herbst können sich Befürworter und Gegner der Klinkenstecker-Entscheidung dann ein halbes Jahr zoffen, Essays zum Thema lesen und auf die Lösungs-Ideen des Zubehör-Marktes warten – im Herbst 2017, wenn auch das Jubiläumsgerät auf den Standard-Anschluss verzichtet, ist das Fehlen der Stecker-Buchse dann nicht mehr der Rede wert.