Projekt VERS
Zukunftsticket: TU Berlin präsentiert Ideen für mobile Fahrscheine
Nachdem die Bahn ihre funktional hervorragende iPhone-Applikation Touch and Travel vom Markt genommen hat, gleicht das Mobilgeräte-Angebot der Hauptstadt einem Brachland. Zwar bieten sowohl die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) als auch der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) eigene iPhone-Applikationen zum Ticket-Kauf an, die beiden Alternativen schaffen es jedoch nicht ansatzweise den Komfort der Touch and Travel-Anwendung nachzubilden.
Was nun? Eine Frage, die nicht nur die Berliner Bürger, sondern auch die Projektgruppe VERS (kurz für VERkehrszugangsSysteme) der TU Berlin beschäftigt hat. Diese präsentiert auf der Webseite zukunftsticket.berlin nun ihre Ideen und Erkenntnisse für ein brauchbares Zukunftsticket.
Vom 01. November bis zum 23. Dezember 2016 konnten auf der Seite eigene Ideen beschrieben und Meinungen geäußert werden, die dann von anderen Besuchern kommentiert und bewertet werden konnten.
Gestern wurde in der TU Berlin das Bürgergutachten sowie das Factsheet zum Online Dialog des Projektes VERS feierlich an die BVG übergeben. Zuvor hatten 23 Bürger*innen in einer Kurzplanungszelle zwei Tage lang Szenarien für den Zugang zum ÖPNV erarbeitet. Anschließend hatten die Online Nutzer*innen die Möglichkeit diese Szenarien zu diskutieren und neue Ideen in den Online Dialog einzubringen.
Das Bürgergutachten und das Factsheet können hier aus dem Netz geladen werden.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
- 1. Vor allem aufgrund der Erfahrungen im Ausland sahen die TeilnehmerInnen des Online-Dialogs Innovationsbedarf beim Verkehrszugang im Berliner ÖPNV und forderten mehr technische Hilfestellungen und Modernisierungen.
- 2. Papiertickets wurden kaum befürwortet, weil ihr hoher Materialverbrauch der Umwelt schade und die Automaten zusätzlich hohe Kosten verursachten.
- 3. Häufigstes Thema war der Komfort-Aspekt einer anonymen Chipkarte als Ticket – vor allem die Möglichkeit der automatischen Berechnung des Fahrpreises zum günstigsten Tarif, der dann unkompliziert vom darauf befindlichen Guthaben abgezogen werden könnte.
- 4. Auch die Möglichkeit mit solch einer anonymen Chipkarte andere Dinge wie z. B. den Eintritt in Museen oder die Fahrt mit dem Taxi bezahlen zu können, erschien den TeilnehmerInnen als eine praktische Möglichkeit.
- 5. Als noch komfortabler wurden dahingehend personalisierte Chipkarten oder Smartphone-Apps gesehen, die direkt mit dem eigenen Bankkonto verknüpft wären – diese Ticketarten lagen den Überlegungen der TeilnehmerInnen aber deutlich seltener zugrunde als anonyme Chipkarten.
- 6. Wegen dahingehender Bedenken zur Datensicherheit sprachensich die NutzerInnen neben der notwendigen Gewährleistung des Datenschutzes über wiegend für ein Nebeneinander von anonymen und personalisierten Ticket-Arten aus.
- 7. Unabhängig von der präferierten Ticket-Art plädierten etliche TeilnehmerInnen für ein geschlossenes Zugangssystem mit physischen Barrieren wie Schranken oder Drehkreuzen zur Erhöhung der Sicherheit auf den Bahnsteigen und Reduzierung von Schwarzfahrern.
- 8. Andere TeilnehmerInnen kritisierten solche geschlossenen Zugangssysteme, weil sie nicht nur aufgrund finanzieller und brandschutzrechtlicher Gründe schwer umsetzbar seien, sondern auch für Menschen mit Behinderung oder während der Rush Hour nachteilig wären.
- 9. Auch die Diskussion um einen ticketfreien ÖPNV fand einige Befürworter – dieser sollte über Jahrespauschalen von den BerlinerInnen finanziert werden und dadurch allen frei zugänglich sein.