MP3-Spieler mit iPhone-Steuerung
Wochenend-Projekt: Kontaktlose Musikbox für Kinder
Ihr erinnerte euch vielleicht noch an die Hörspiel-Box Tonies? Dem Hardware-Angebot für Kleinkinder haben wir uns im Dezember 2016 ausführlich gewidmet und die eigentlich geniale Idee damals mit einem eher kritischen Fazit bedacht.
Der akkubetriebene Audiokasten für den Nachwuchs setzte nicht auf Hörspiel-Kassetten oder CDs, sondern auf kleine Kunststoff-Figuren, die ausgewählte Hörspiele, Lieder und Audioinhalte wiedergeben, sobald diese auf der Tonie-Box platziert wurden.
Ein wie gesagt hervorragendes Angebot für kleine Kinder, die auch in jungen Jahren schon selbstbestimmt Musik hören wollen – gleichzeitig aber auch eine Box, die uns ob ihrer schwammigen AGB, dem Cloud-Zwang für eigene Aufnahmen und den im Online-Angebot versteckten Hinweisen auf die mögliche Einführung eines Premium-Abos nicht als Kunden gewinnen konnte.
Die kommerziellen Angebote am Markt
Also haben wir uns weiter umgesehen. Neben den Tonies bietet der kommerzielle Markt unter anderem den Hörbert, den Jooki und die Qleek-Box an, die mit ähnlichen Konzepten um ähnliche Zielgruppen buhlen.
Der Hörbert lässt jedoch leider keinen Netzbetrieb zu, ist relativ teuer und verzichtet auf die kontaktlose Steuerung der Musik. Jooki ist ein Tonies-Konkurrent, der eigentlich genau macht was uns vorgeschwebt hat, mit einem Verkaufspreis von 200 Euro aber außerhalb des eingeplanten Budgets lag. Und die ausschließlich mit Spotify-kompatible Qleek-Box lässt sich leider nicht mehr bestellen.
Was bei der Suche nach einfachen MP3-Playern mit einer kinderfreundlichen, kontaktlosen Steuerung allerdings auffällt, sind die zahlreichen DIY-Projekte, die häufig auf einem Raspberry Pi oder einem Arduino aufsetzen und sich mit etwas Freizeit relativ problemlos nachbauen lassen.
Die DIY-Projekte der Hobbyisten
Neben dem Music Cards-Projekt, sei an dieser Stelle auf die unglaublich lange Foren-Konversation Jukebox4Kids, die hölzerne Spotify Box und den Design-Prototypen Plastic Player hingewiesen.
Kreative, teils wunderschöne Bastel-Projekte, die die kontaktlose Musiksteuerung von selbstgewählten Medien-Dateien erlauben, ohne sich langfristig von Abo-Optionen oder vielleicht nicht mehr unterstützter Hardware überraschen lassen zu müssen.
Die einfachste Option mit Hardware von der Stange
Da wir jedoch kein halbes Jahr, sondern im besten Fall nur ein kurzes Wochenende basteln wollten, sind wir irgendwann bei der Schritt-für-Schritt-Anleitung RPi-Jukebox-RFID des Web-Entwicklers Micz Flor hängen geblieben und haben folgenden MP3-Kasten erschaffen:
Das besondere an dem Bastel-Projekt: Die auf einem Raspberry Pi basierende Jukebox lässt sich mit günstigen, sowohl im Handel als auch bei Amazon erhältlichen Standard-Komponenten nachbauen. Wer keine Lust hat, muss weder ein Lötkolben noch eine Platine in die Hand nehmen und steht am Ende dennoch mit einem kindgerechten MP3-Player da, der sich mit Hilfe kleiner Chipkarten steuern lässt.
Diesen haben wir anhand dieser Anleitung nachgebaut und präsentieren euch unser Ergebnis im eingebetteten Video. Neben einem Raspberry Pi 3 und der weißen Holzkiste haben wir auf diesen knapp 20 Euro teuren Kartenleser, Aukeys kraftvollen Lightning-Akku, diese USB-Soundkarte und ein altes Set billiger USB-Aktivboxen gesetzt.
Die Musikbox lässt sich zudem über eine Web-Oberfläche steuern, die iPhone-kompatibel gestaltet ist und sowohl die Beeinflussung der gerade laufenden Musik als auch das freie Starten von Wiedergabelisten zulässt.
Wie funktioniert der Kasten?
Vielleicht verlieren wir noch zwei Sätze zur Funktionsweise der Kiste – die beim Lesen der Bau-Anleitung allerdings auch schnell und nachvollziehbar erklärt werden.
In der Holzkiste sitzt ein Akku-betriebener Raspberry Pi, auf dem nicht nur das offizielle Betriebssystem Raspbian sondern auch ein Python-Script und ein Webserver läuft. Das Python-Script wartet auf Eingaben des RFID-Scanners. Wird eine neue Eingabe erkannt (dies passiert immer dann, wenn man eine der Karten in die Nähe des Lesegerätes bewegt) übergibt das Script die ID an den Webserver.
Dieser schaut, ob es bereits einen zur ID passenden Ordner auf der Speicherkarte gibt und spielt dessen Inhalt mit Hilfe des VLC-Players auf der Kommando-Zeile ab. Ist noch kein Ordner vorhanden, merkt sich die Box die Karten-ID und erstellt einen Platzhalter, den ihr über Mac oder PC mit einem Musik-Ordner ersetzen könnt. Die Ordner können Videos, MP3s oder Online-Links enthalten, mit denen sich Online-Radio-Stationen abspielen lassen. Wer Lust zum Basteln hat integriert noch den Mopidy-Server und damit die Anbindung an Spotify.
Kurz: Wir sind fast vollkommen zufrieden mit dem Ergebnis und stören uns lediglich an einer ganz leichten Brummschleife, die allerdings nur dann zu hören ist, wenn der Player gerade nicht spielt und sich durch die Nutzung von unterschiedlichen Netzteilen (oder Akkus) für Lautsprecher und Raspberry Pi beheben lässt.