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Für das Kinderzimmer

Hörspiel-Box Tonies: Geniales Produkt, schwammige AGB

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Kennt ihr die Tonies? Bis zum E-Mail-Hinweis des ifun.de-Lesers Mario hatten wir noch nichts von der Hörspiel-Box fürs Kinderzimmer gehört und waren nach dem ersten Blick auf die Produktseite der in Düsseldorf ansässigen Hersteller ganz angetan.

Tonies Audiobox 500

Der akkubetriebene Audiokasten für euren Nachwuchs setzt nicht auf Hörspiel-Kassetten, sondern auf die sogenannten Tonies – kleine Kunststoff-Figuren, die ausgewählte Hörspiele, Lieder und Audioinhalte wiedergeben, sobald diese auf der Tonie-Box platziert werden. Ein Konzept, dass auch von jungen Anwendern schnell verstanden werden dürfte.

Die nachhaltige Idee der Macher: Neben dem Verkaufserlös von 80 Euro für die Box, würde der fortwährende Bestand des Angebotes zukünftig durch den Vertrieb zusätzlicher Tonies gesichert werden.

Diese werden in einer Kreativ-Variante zum selber Besprechen als auch in mehreren Hörspiel-spezifischen Versionen feilgeboten. Etwa ein Benjamin Blümchen-Tonie für ein Hörspiel mit dem Elefanten, ein Hexen-Tonie für eine Bibi Blocksberg-Episode und ein Sams-Tonie für die gleichnamige Geschichte von Paul Maar. Figuren, die sich von Oma schenken und nach dem zehnten Durchlauf auf im Kindergarten gegen andere Tonies tauschen lassen.

Momentan überlegen die Macher zudem, ob gesonderte Tonies für den Abruf von Podcasts, die Wiedergabe von Spotify-Playlisten oder den Start von Online-Radios angeboten werden können.

Die aktuell verfügbaren Hörspiel-Tonies lassen sich hier einsehen und arbeiten relativ intelligent: Stellt euer Kind den Tonie eines bereits angefangenen Hörspiels auf die Box, nachdem dieser zuvor abgenommen wurde, spielt das ausgewählte Hörspiel von der letzten Position weiter.

Mario schrieb uns vor rund einer Woche und stellte damals die Fragen, die kurz nach dem Abstecher auf die Tonie-Seite auch bei uns aufkamen:

Hallo ifun.de Team, mir ist heute etwas passiert, was mir lange nicht passiert ist. Bin nicht übers Internet auf ein Hightech Produkt gestoßen sondern beim Vorbeigehen im Elektronikmarkt. Mehr zufällig habe ich heute Tonies Box entdeckt. Ist ein Audiosystem für Kinder mit WLAN und NFC. Super einfach einzurichten trotz WLAN. Haben wir gleich als Weihnachtsgeschenk für unsere 3 Jährige Tochter mit genommen. Haben neben verschiedenen Hörbücher Tonies auch ein Kreativ Tonie mit genommen. Die begeistern mich am meisten. Mit der Möglichkeit eigene Musikdateien drauf zu spielen kann man auch live Nachrichten hinterlassen. Ich habe leider keine Ahnung wie das geht. Vor allem wo der die Dateien hin speichert. In den Figuren? In der Box?

Gute Frage. Also haben wir uns erst mal belesen und sind über mehrere Punkte gestolpert, die den initialen Enthusiasmus schnell getrübt haben.

Cloud-Zwang für eigene Aufnahmen

So lässt sich die Hörspiel-Box nicht über das Heimnetzwerk mit neuen Inhalten befüllen. Anwender, die sich einen der Kreativ-Tonies kaufen (deren Länge ist übrigens auf 90 Minuten begrenzt, obwohl der Speicher der Tonie-Box 500 Stunden Spielzeit zur Verfügung stellt) um eigene Inhalte auf die Box zu übertragen, können den Transfer nicht im Heimnetz anstoßen, sondern müssen den Umweg über die Toniecloud in Kauf nehmen.

Die selbst erstellten MP3s müssen zuerst in das flankierenden Online-Angebot der Macher geladen werden, ehe die Tonie-Box diese aus dem Netz wieder auf den Kasten laden und wiedergeben kann.

Eine Hürde, die sich vielleicht noch in Kauf nehmen lässt. Dank der Cloud, können die Kinder auch auf Reisen noch mit eigenen Inhalten versorgt werden, zudem wird die Toniecloud zum Betrieb der kostenlos erhältlichen iPhone-Anwendung vorausgesetzt.

Piraterie-Sorgen und versteckte Premium-Hinweise

Die ausführliche Lektüre der Nutzungsbedingungen, die für den Einsatz der Toniecloud abgenickt werden müssen, hat uns dann jedoch aufhorchen lassen. So schreiben die Anbieter der eigentlich genialen Produktidee unter anderem:

Wir behalten uns das Recht vor, stichprobenartig die von dir in die Toniecloud hochgeladenen Daten auf einen möglichen Verstoß gegen geltendes Recht […] zu überprüfen. Sollten wir einen solchen Verstoß feststellen, behalten wir uns das Recht vor, deine Daten aus unserer Toniecloud zu löschen und dein Toniecloud-Kundenkonto zu schließen. Näheres hierzu unter Unsere Rechte.

Ein Hinweis, der einige Fragen laut werden lässt. Warum setzen die Betreiber hier auf eine pro- und nicht reaktive Kontrolle etwa nach der Kontaktaufnahme durch Rechteinhaber? Wie sollen Urheberrechtsverstöße festgestellt werden? Vor allem wenn Anwender gekaufte MP3s in die Toniecloud laden. Und: Müssen Anwender die ihre Kreativ-Tonies selbst besprechen damit rechnen, dass diese Aufnahme vom Support-Personal gehört werden?

Wir haben bei den Anbietern nachgefragt und folgendes Feedback erhalten:

Bei den Tonies ist unsere Haltung zum Datenschutz komplett aus der eigenen Anwenderperspektive getrieben. Wir sind selber Eltern und wollen keinesfalls, dass man mit unseren Daten irgend etwas veranstaltet was nicht in unserem Sinne ist. Genau so verfahren wir also auch mit Toniecloud-Nutzern und deren Daten. Wir hören da weder rein, noch verwenden wir die Daten für irgend etwas anderes als das Bereitstellen für die Hörerfahrung auf der Toniebox. Nur wenn im Supportfall ein Kunde ein Problem mit einer Datei hat, gehen unsere Supportmitarbeiter da dran – mit explizitem Einverständnis durch die Nutzer. Trotzdem müssen wir den von dir angemerkten Hinweis geben, weil unsere Nutzer natürlich über sämtliche Rechte an hochgeladenen Dateien verfügen müssen und wir im Zweifel Handlungsspielraum brauchen, der über rein reaktives Verhalten hinaus geht. Ich kann dir aber voll und ganz versichern, dass wir diesen ausschließlich für Missbrauchsszenarien anwenden würden – also hoffentlich nie ;)

Auch den in den Nutzungsbedingungen der Toniecloud versteckten Hinweis auf einen möglichen Umbau der Toniecloud von einem kostenfreien hin zu einem Premiumdienst sollte man als potentieller Kunde vor einer Investition in den Kasten zumindest gelesen haben.

Tonies Box 700

Hier schreiben die Anbieter:

Wir sind berechtigt, allgemeine Regelungen hinsichtlich der Benutzung der Toniecloud aufzustellen, wenn wir feststellen, dass die Leistung der Toniecloud an ihre Daten- und/oder Server-Kapazitätsgrenzen stößt. In diesem Fall würden wir beispielsweise die Anzahl der Uploads pro Kreativ-Tonie begrenzen und behalten uns vor, eine kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft einzuführen, die weiterhin eine unbegrenzte Nutzung der Toniecloud und weitere Vorteile beinhalten würde.

Wir haben etwa überspitzt nachgefragt und wollten wissen, wie sich die Passage interpretieren lässt? Im schlechtesten Fall könnte das Tonie-Team hier ja die folgende Strategie fahren: Wenn die Toniebox ein durchschlagender Erfolg wird, dann kostet der Upload eigener Inhalte zukünftig Geld. Wenn die Nachfrage am Markt hingegen eher schwach ausfällt, verabschiedet sich langfristig vielleicht die Toniecloud und die Nutzer können keine eigenen Inhalte mehr auf die Geräte überspielen?

Auch hier zitieren wir die Antwort des Unternehmenssprechers Sven Vaders:

Die Toniecloud wird es immer geben, solange es unser Produkt gibt, denn alle Hörinhalte sind ja dort abgelegt. Von daher wird es immer auch möglich sein, seine eigenen Inhalte dort hochzuladen – und es wird auch immer eine Möglichkeit geben, dies kostenfrei zu machen!

Also. Eine AGB mit zwei (unserer Meinung nach) großen Stolpersteinen, die unsere Begeisterung für die eigentlich überzeugende Kinderzimmerausstattung etwas trüben. Die Frage, die ihr euch nun stellen müssen lautet, einfach formuliert: Wem vertraut ihr mehr? Tonies Produktmanager, oder der Tonie-AGB?

Produkthinweis
Toniebox Starterset Beere mit Hörfigur Löwe

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12. Dez 2016 um 12:25 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


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