600 Entscheidungen pro Tag
WhatsApp: So lässt Facebook eure Nachrichten lesen
Eine spannende Recherche der Investigativ-Journalisten von ProPublica. Die in New York ansässige Non-Profit-Organisation hat sich genauer mit dem WhatsApp-Versprechen auseinandergesetzt, wonach die Facebook-Tochter keinen Zugriff auf die über ihre Server geteilten Konversationen haben will.
Um das nüchternen Fazit vorwegzunehmen: Dem ist nicht so. Vielmehr würden etliche Prüfer im Auftrag des sozialen Netzwerkes immer wieder die auf WhatsApp geführten Gespräche sichten und regelmäßig Informationen mit Strafverfolgungsbehörden teilen.
ProPublica unterstreicht: Sowohl der Facebook-Chef Mark Zuckerberg habe nicht die Wahrheit gesagt, als dieser 2018 vor dem US-Senat behauptete, dass man keinen Zugriff auf jegliche Inhalte von WhatsApp habe. Noch würde das In-App-Versprechen zutreffen, dass Anwendern versichert, ihre Gespräche und Chat-Konversationen könnten von niemandem außerhalb des Chats mitgelesen bzw. mitgehört werden.
Über 1000 Prüfer bewerten Meldungen im Akkord
Facebook würde hier nämlich die zuhauf angestellten Content-Prüfer unterschlagen, die ihren Arbeitsalltag an mehreren Standorten in Vollzeit mit der Bewertung gemeldeter Inhalte verbringen.
So soll Facebook mindestens 1000 Prüfer im texanischen Austin, in Dublin und in Singapur beschäftigen, die gemeldete Inhalte im Akkord nach nicht-öffentlichen Kriterien bewerten würden. Diesen würden rund um die Uhr neue private Nachrichten, neue Videos und neue Bilder aufgetischt, die zuvor bereits von Facebooks AI-Systemen gecheckt wurden.
600 Entscheidungen pro Tag
Zu Stundenlöhnen ab 16,50 US-Dollar müssten die Content-Prüfer hier bis zu 600 gemeldete Inhalte pro Tag sichten, was bedeutet, dass jede einzelne Entscheidung in weniger als einer Minute Bedenkzeit getroffen werden muss.
Übermittelt bekommen die Prüfer dabei die gemeldete Nachricht, sowie die vier zuvor im Chat verfassten und alle zugehörigen Bilder und Videos. Nach der Sichtung haben die Content-Prüfer dann drei Optionen: Nichts tun, den Account genauer prüfen oder den Account sperren.
Den gesamten Bericht von ProPublica könnt ihr hier lesen.