Schlecht für den Umsatz: Weniger AppStore-Verkäufe durch Test-Version
Hand aufs Herz. Wie oft seid ihr bereits von kostenlos angebotenen Lite-, Test- oder Free-Versionen ausgewählter AppStore-Downloads auf die kostenpflichtige Vollversion umgestiegen? Sicher, hier und da mag es die eine oder andere Applikation gegeben haben, die euch erst durch das Ausprobieren von ihrer Alltagstauglichkeit überzeugen konnte, wirft man jedoch einen Blick auf die AppStore-Bewertungen, so scheinen viele Nutzer keinen großen Unterschied zwischen Lite- und Vollversionen ausmachen zu können. Die einen wünschen sich Feature-Erweiterungen für die Lite-Version (die bereits Teil der Vollausgabe sind) die anderen bewerten die Lite-Versionen wegen integrierter Werbung so schlecht wie es der AppStore nur zulässt… und nur wenige Denken überhaupt daran, den Schritt zur oft nur 0,79€ teuren „Profi“-Version zu nehmen.
Auch aus Entwickler-Sicht scheinen die Gratis-Apps den Aufwand, zwei unterschiedliche Produktversionen zu pflegen, nicht unbedingt zu rechtfertigen. So berichtet Marco Arment, Programmierer des AppStore-Titels „Instapaper“ (AppStore-Link) jetzt über die AppStore-Experimente mit der von ihm angebotenen Gratis-Version:
Instapaper startete im Herbst 2008 als $10-Applikation in den AppStore, wurde im Juni 2009 auf $4,99 reduziert und seit dem nicht mehr im Preis verändert. Die gleichzeitig angebotene Free-Version (mit reduziertem Funktionsumfang) wurde im Monatsdurchschnitt etwa drei mal so häufig wie die Vollversion aus dem AppStore geladen, sorgte jedoch nur selten für die erhofften „Conversions“, also das Upgrade zur Vollversion. Die meisten Kunden der Vollversion, so Arment, haben sich bereits beim initialen Download für die kostenpflichtige Ausgabe entschieden.
This is difficult to measure accurately, but from what I can infer from the server-side data and support emails, very few people ever upgraded from Free to the paid app. Nearly all paid-app customers went straight to it without stopping at Free along the way. The most common reasoning I heard when I asked Free users why they hadn’t bought the paid app: Free was “good enough” for them. Some were “planning to upgrade” someday. (In practice, that day rarely comes.)
Sowohl im letzten Herbst (damals nur für drei Tage), als auch im März 2011 entfernte Arment die Gratis-Version probeweise aus dem AppStore. Die Folge: So gut wie kein Nutzer-Feedback mit Nachfragen zur Lite-Version, dafür jedoch erheblich bessere Verkaufszahlen.
Und nicht nur das. Laut Arment, und dieser Trend zeichnet sich auch in Deutschland ab, sind „Käufer“ der Lite-Version wesentlich undankbarer was Reviews und Bewertungen angeht. Statt sich vor dem Download zu informieren, werden Applikationen oft mit falschen Erwartungshaltungen geladen. Ein Problem das zu schlechtem Feedback führt und den eigentlich erhofften Werbeeffekt für die Vollversion ins Gegenteil umkehren kann:
Only people who buy the paid app — and therefore have no problem paying $5 for an app — can post reviews for it. That filters out a lot of the sorts of customers who will leave unreasonable, incomprehensible, or inflammatory reviews. (It also filters out many people likely to need a lot of support.) I don’t need every customer. I’m primarily in the business of selling a product for money. How much effort do I really want to devote to satisfying people who are unable or extremely unlikely to pay for anything?
Marcos Fazit: Wenn ihr eine Free-Version eurer Anwendung anbietet, könnt ihr schon heute davon ausgehen, dass dies die einzige Version sein wird, die viele der potentiellen Kunden überhaupt zu Gesicht bekommen. Auch Werbe-Einblendungen könnt ihr euch sparen. Um auf den Standard-Verkaufspreis von $4,99 durch die Einblendung von Werbebannern zu kommen, müsste jeder Free-Nutzer die Applikation zwei Jahre lang gut jeden Tag einmal starten.
Bis auf weiteres wird die kostenlose Instapaper-Version nicht mehr im AppStore erhältlich sein. Eure Meinung?