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Werbung über alles: Readfy verspricht deutsches Spotify für eBooks

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Den Markennamen Readfy könnt ihr euch schon mal vormerken. Der deutsche E-Book-Dienst kündigt auf seiner Infoseite den Start einer Beta-Applikation zum 3. Februar an und will langfristig den werbefinanzierten Zugriff auf Bücher anbieten, der bis zum Sommer 2014 auch das iPhone und Apples Tablet erreichen soll. Eine Entwicklung der wir kritisch gegenüberstehen.

Im Pressebereich ihrer Webseite beschreiben die Readfy-Macher ihr Geschäftsmodell und nennen das Vorbild Spotify dabei gleich im ersten Abschnitt beim Namen:

Ein Kostenlos-Modell, wie es Spotify und andere Musikstreamingdienste erfolgreich anbieten, besteht für E-Books noch nicht. […] Dieses Prinzip wollen wir bei E-Books ebenfalls nutzen. […] Readfy generiert Erlöse durch das Einblenden gezielter, personalisierter Werbung auf Buchseiten (Banner, Vollseiten, Videos) und durch die monatlichen Abogebühren von Nutzern, die weniger oder gar keine Werbung wünschen

Ein Freemium-Modell also. Readfy will kostenpflichtige E-Book-Abos (zu Preisen von 4,99€ bzw. 9,99€ monatlich) im Verbund mit einem werbefinanzierten Gratis-Angebot etablieren und den Zugriff auf Lesestoff damit so so einfach machen, wie den gedankenverlorenen Griff in das Angebot des Spotify Musik-Buffets.

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Schon mit dem Produkt Launch am 3. Februar 2014 (zunächst in einer „public beta“) bietet Readfy eine ausgereifte Lese-App […] mit einem Katalog von über 15.000 Büchern verschiedenster Genres von über 120 Verlagen, die mit Readfy erstmalig kostenlos gelesen werden können[…]

Mögliche Vermarktungspartnerschaften mit der Telekom und der Deutschen Bahn könnten den Dienst zusätzlich zur Bahncard bzw. zum Mobilfunkvertrag anbieten und orientieren sich an bekannten Kooperationen wie die von Spotify und der Telekom bzw. an Partnerschaften wir der zwischen Ampya und Vodafone.

Doch kann das Spotify-Modell wirklich auf Bücher übertragen werden? Entwerten die Gratis-Offerten das Lesevergnügen nicht erheblich? Sind blinkende Werbebanner zwischen zwei Buchseiten, für den Radio-konditionierten Leser, nicht weit schlechter zu ignorieren als ein Audio-Werbespot zwischen zwei Songs?

Ist der Griff zum Buch nicht viel zu persönlich und intim um sich die eigene Lese-Auswahl durch „personalisierte Werbung auf Buchseiten“ unterminieren zu lassen? Wollen E-Book-Leser in schwierigen Lebenssituationen ihren Namen, das persönliche Benutzer-Konto wirklich mit Gesundheits-Ragebern, psychologische Selbsthilfe-Bücher und Sachbüchern zur Trauma-Bewältigung verknüpfen um dann Reise-Reklame für einen „Entspannen sie sich mal wieder“-Urlaub eingeblendet zu bekommen?

Keine Frage, wir wünschen den Düsseldorfern mit ihrem Startup viel Glück – der inzwischen so selbstverständliche Griff zur Werbefinanzierung geht uns jedoch gewaltig gegen den Strich.

Gerade Bücher, die dicken Papier-Schinken, die sich seit Dekaden gut verkaufen lassen, verdienen unserer Meinung nach mehr Wertschätzung. Während wir die Werbefinanzierung von Foto-Druck angeboten wie der Kickstarter-Idee FLAG als „disruptive“ begrüßen und auch der kostenlosen Spotify-Variante durchaus positiv gegenüberstehen – wie sonst lassen sich heute noch Konzertsäle füllen – hat das verschleudern von Literatur einen unglaublich bitteren Beigeschmack.

Auch der relativ kleine Buch-Katalog, mit dem Readfy am 3. Februar starten will, wirft Fragen auf: Wie viel Interesse haben die 120 teilnehmenden Verlage an dem Buch-Abo für Sparfüchse? Welche Schlüsse lassen sich aus der zurückhaltenden Bereitstellung von gerade mal 120 Büchern pro Verlag ziehen?

Wir geben einen Tipp ab: Readfy bereitet sich nicht darauf vor den Lese-Markt im Sturm zu erobern. Macher und Buch-Verleger testen vielmehr die Wassertemperatur. Wie viel Werbung können wir den Lesern zumuten? Wie hoch ist die minimale Anzahl an Büchern, die wir in die Auslage legen müssen um interessant genug für eine Account-Erstellung zu werden? Wie lässt sich die Reklame am besten personalisieren?

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Wir lassen uns gerne eines Besseren belehren, stellen uns jedoch auf einen schwachen Readfy-Start ein. Auch der E-Book-Verleih Skoobe konnte – trotz Bücher-Flatrate – noch nicht wirklich abheben.

Derzeit fehlen faire Angebote im Stil des Audible-Abos, die die gleiche Auswahl wie der Buchladen um die Ecke bzw. Amazons Lese-Abteilung anbieten.

Zu viele Player starten und schließen ihre E-Book-Dienste, die oft nicht auf einen langfristigen Erfolge ausgelegt sind, sondern mit kleinen Insel-Lösungen um Kunden buhlen denen es schwer fällt den Markt zu überblick. Und: Kunden die nicht mit Geld, sondern mit ihren Daten bezahlen wollen.

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29. Jan 2014 um 12:28 Uhr von Nicolas Fehler gefunden?


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  • Den Vergleich oben was wohl mit Büchern passiert die verramscht werden find ich Super – aber um ehrlich zu sein nutze ich genau deswegen kein Spotify – eine CD/Platte/ selbst bei iTunes Musik zu kaufen und sie danach zu besitzen ist mir persönlich zu intim und will sie nickt wetbefinaziert verramscht usw usw usw usw bekommen… Jeder der Kunst macht, Literatur filmer oder Musiker hat auch verdient angemessene Aufmerksamkeit und Geld für seine Arbeit zu bekommen… Wenn das Modell jetzt tatsächlich so wird das alles wetbefinaziert kostenlos ist… Geht die Wertschätzung komplett flöten

  • Hm, generell ist die Idee nicht schlecht. Nicht alle Bücher, die man lesen möchte, will man im Regal stehen haben. Manchmal ist auch schlicht der Platz knapp… Es kommt halt aus die Ausführung an. Und vom Angebot her – nun, auch Audible hat klein angefangen.
    Und – das eine (ebook) schließt das andere (Papierbuch) ja nicht aus. Ich fahre da auch zweigleisig. Mit Hingabe ;)

  • es ist kostenlos! Keiner muss dieses Angebot nutzen. Wer keine Werbung zwischen den Zeilen haben möchte, zahlt halt weiterhin für seine Bücher.
    Für mich als Wenigleser ist das ein super Angebot.

  • Hans Werner von Umwucht

    Ich kaufe mittlerweile keine Papierbücher, dafür ist das ipad mini dafür zu bequem ;)
    Und ob die bücher durch werbung weniger wert geschetzt werden glaube ich nicht.
    Ich kann euch von daher bei dem Artikel nicht zustimmen.

  • Es ist ja nicht so, dass man nur das werbefinaziertes Modell auswählen hat, man kann auch im Abomodell ohne Werbung lesen. Aber selbst wenn man sich die Werbung angucken muss/soll, wenn man das kritisiert, dann müsste man auch die kostenlosen Artikel diverser Magazine und Zeitungen kritisieren, die auch werbefinanziert sind. Man kann sich die Medien auch als Papierversion kaufen, also für mich ist es nur ein logischer Schritt in einer digitalen Welt. Ob man es nutzen möchte oder nicht ist jedem selbst überlassen. Es ist kaum ein Unterschied zu einem Bibliotheksausweis, mit dem man zum festen Preis pro Jahr unendlich viele Bücher lesen kann.

    • Werbung in Zeitschriften kann man überblätterrn.
      Ich gehe jedoch davon aus, dass die Macher der App sich einiges einfallen lassen, damit der Kunde die Werbung im Sinne des Werbekunden auch „würdigt“ und die Werbung nicht so einfavüch wegdrücken kann.

  • WERBUNG, WERBUNG, WERBUNG. Werbung ist die moderne Pest. Ich kann es nicht mehr sehen und hören. Warum haben so viele Menschen ein Problem damit, für die Dinge, die sie gerne benutzen auch etwas zu bezahlen? Stattdessen nimmt Werbung einen immer größeren Raum ein und belästigt uns alle. Das wird viel zu wenig verstanden. Man bezahlt mit Nerven, Zeitverlust und Komforteinbuße.

    • Werbung ist unser ständiger Begleiter. Die gesamte Privatwirtschaft baut auf Werbung auf. Wie viele Sachen hätten wir ohne Werbung nicht gekauft. Man braucht vielleicht nicht alles, aber ohne das alles wäres auch schlecht. Als eine von mehreren Lösungen ist das sicherlich eine gute Variante. Man hat ja weiterhin die Möglichkeit ein Premium-Abo abzuschließen, oder sich das Buch nach kurzen Querlesen als eBook oder Papierbuch zu kaufen. Jeder so wie er will. Das so etwas kommen musste erscheint mir absolut logisch. Ein Wunder dass das so lange gedauert hat.

  • Also ich find’s super! Warum sich ifun hier so zur Funktion als Sittenpolizei berufen fühlt, versteh ich zwar nicht ganz, aber naja! Und zudem: warum bitte soll Lesen „intim“ sein? Klar, störungsfrei lesen ohne Werbeeinblendungen wäre sicher vorzuziehen, aber ich verstehe beim besten Willen nicht, wie man hier auf Intimität kommt… Irgendwie schwachsinnig!

    Noch ein Wort zum Thema „personalisierte Werbung“: ich finde diese auch nicht gerade so abwägig, lieber Werbung, die mich interessieren könnte als irgend einen Müll!

    Sieht fast so aus, als wäre ich zu antikonservativ…

  • Ich glaube auch nicht an einen durchschlagenden Erfolg, aber es ist für den Büchermarkt mal etwas Neues.
    Die Sonderstellung, die der Autor Büchern andichtet, ist aber meiner Meinung nach übertrieben. Der Großteil der angebotenen Büchern sind eben keine Meisterwerke und spannungsgeladenen Schmöker, die durch Werbeunterbrechungen Schaden nehmen könnten. Da ist leider wirklich viel Durchschnitt und Mist darunter. Aber wenn die Verlage für ihren unbekannten Backkatalog Leser bekommen könnten, dann wäre vielen literarischen Ladenhütern und deren Autoren schon gedient.

    Ich denke es gibt viele Bücher da ist Werbung nicht so störend (Ratgeber, Reiseführer, Kurzgeschichtensammlungen,…) bei anderen wiederum dagegen sehr. Aber das ist bei Musik auch nicht anders. Wer möchte schon ein Konzeptalbum wie „Dark side of the moon“ oder ein Gesamtwerk wie „die vier Jahreszeiten“ mit ständigen Werbeunterbrechungen zwischen den einzelnen Stücken hören? Hier kauft sich der Musikaficionado immer noch die CD/DVDaudio um seine Lieblingsalben in der bestmöglichsten Qualität zu hören und bei Bedarf etwas Haptisches in der Hand zu haben.

  • Entwerten die Gratis-Offerten das Hörvergnügen nicht erheblich? Sind Audio-Werbespots zwischen zwei Songs nicht weit schlechter zu ignorieren als ein blinkendes Werbebanner zwischen zwei Buchseiten? Ist Musik nicht viel zu persönlich und intim um sich die eigene Auswahl durch “personalisierte Werbung als Audio Werbespot” unterminieren zu lassen? Wollen Musikliebhaber in schwierigen Lebenssituationen ihren Namen, das persönliche Benutzer-Konto wirklich mit Werbung für Themen wie Gesundheit und Psychologie zur Trauma-Bewältigung aufgrund der Musikwahl verknüpfen lassen, um dann Reklame für einen Urlaub eingeblendet zu bekommen?

    Natürlich nervt dieses „alles Gratis haben wollen“ sehr in der heutigen Zeit. Aber warum wird ein Buch anders Bewertet als Musik? Selten so einen Schwachsinn gelesen liebes iFun Team…

  • Also mich würde es stören, das Werbung eingeblendet wird. Aber ich denke, das es genug gibt, die es akzeptieren.
    Mich wundert nur, das ihr schreibt, das der inzwischen so selbstverständliche Griff zur Werbefinanzierung Euch gewaltig gegen den Strich geht. Eure Seite lebt doch auch von der Werbung. Und von irgendetwas wollen die Verlage ja auch leben.
    Versteht mich nicht falsch, ich finde Eure Seite klasse und die Werbung darauf stört mich nicht, aber ich finde die Aussage schon etwas komisch. Klar, Eure werbung steht am Rand oder am iPhone oben und ist etwas dezenter gehalten. Aber es bleibt dabei, das Ihr Eure Kosten, die Ihr nun einmal habt, auch so gering wie möglich halten wollt. Und dazu nutzt Ihr eben Werbung…

  • Traurig, das die Welt jetzt schon kein Platz mehr für Bücher hat!

  • Ohne alle Kommentare gelesen zu haben finde ich das Prinzip „mehr lesen“ Top.
    Besser als andersrum.
    Ein echtes Buch zu haben ist super aber mal im ernst wer im Urlaub war und viel/schnell liest weiß wie es ist drei fette Schinken bei sich zu haben. Da will den kindle nicht missen.

    Letztes Jahr hab ich mit einem Hotelgast bisschen geplaudert über das Thema, hat mir was empfohlen abends im Hotel-WLAN runtergeladen und gelesen bin begeistert.
    Aber ein schönes gebundenes Buch hat auch sein reiz, nicht diese Taschenbücher.

  • Für eine Jahresgebühr von 20 Euro leihe ich bei öffentlichen Bibliotheken auch ebooks, Hörbücher und Musik. Alles via App, ohne Werbung, Nutzumgsbedingungen die ich kenne und aus einer ständig wachsenden Auswahl. Falls mir etwas fehlt, mache ich einen Anschaffungsvorschlag und warte auf die Ausleihbenachrichtigung. Alles bestens!

  • Also bis zur Moralpredigt dieses Autors fand ich den Artikel ja echt interessant. Was war da denn los?
    Ich finde die Idee super und habe erst vor kurzem darüber nachgedacht, ob es sowas schon gibt. Wenn mir ein Buch richtig gut gefällt, dann kaufe ich es und stelle es mir ins Regal. Alle Bücher zu kaufen und zu verstauen wäre schier unmöglich bei der Menge.
    Und jetzt mal ganz ehrlich, wo wird man denn nicht mehr mit personalisierter Werbung genervt? Bei allen anderen Apps stört es ja auch keinen.

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