Motorola-Verkauf: Wieso nimmt Google 85% Verlust in Kauf?
Natürlich können auch wir über die Gründe, die jetzt dazu geführt haben, dass Google die erst im Mai 2012 erworbene Handy-Sparte Motorolas nach nicht mal 24 Monaten wieder abstößt, nur spekulieren; die Antwort scheint jedoch identisch zu der, mit der auch die initiale Übernahme gerechtfertigt wurden: Es geht um Patente.
Der Suchmaschinen-Riese legte damals 12,5 Milliarden Dollar für Motorola Mobility auf den Tisch. Lenovo zahlt jetzt 2,91 Milliarden Dollar.
Ein Deal, mit dem Google sich nicht nur einer Patent-Schlacht mit Motorola entzog – diese standen im 2011 kurz davor ihr Portfolio an Ideen-Schriften für einen Feldzug gegen Android-Hersteller einzusetzen – allem Anschein nach hat Google die wichtigsten Patente aus der Motorola-Übernahme auch einbehalten und seine Handy-Sparte jetzt ohne die intellektuellen Goldstücke an Lenovo weiter gegeben.
So scheint Lenovo „nur“ rund 10.000 Patente mit der Motorola-Übernahme zu erwerben, Google soll damals jedoch mehr als 17.000 mit eingekauft haben.
Und auch der für Motorola gezahlte Preis lässt sich relativieren. Der Jefferies-Analyst Brian Pitz berechnete die Netto-Kosten der Übernahme im Mai und geht davon aus, dass Googles reale Ausgabe eher im Bereich von 4 Milliarden US-Dollar anzusiedeln sind:
[…] adjusting this further for the $2.35B total consideration Google is expected to receive for the Motorola Home business, we get a purchase price of just under $4B for Motorola’s handset business and patent portfolio (17K patents and 7.5K patent applications).
Unterm Strich, geben wir also den folgenden Tipp ab:
Google hat Motoroala gekauft um einem massiven Patent-Krieg aus dem Weg zu gehen und abzüglich aller Ver- und Zukäufe 2 Milliarden US-Dollar für 7000 extrem wichtige Mobilfunk-Patente bezahlt.
Ein Plan, den die Google-Gründer vielleicht schon vor zwei Jahren genau so skizziert hatten.
SWR-Korrespondent Wolfgang Stuflesser merkt zudem an:
Google zieht sich nun also aus dem Bereich Hardware zurück und konzentriert sich auf die Software: Das hauseigene Betriebssystem Android läuft auf gut 80 Prozent aller Smartphones, auch auf den Modellen von Samsung. Außerdem ist Google mit Motorola nun ein weiteres Problem los: Bislang schauten die anderen Smartphone-Hersteller genau darauf, dass Google seinen eigenen Motorola-Modellen keine Extrabehandlung zukommen ließ, etwa beim Verteilen von Updates auf die jeweils aktuelle Systemversion.