iPhone-Live: Antworten auf eure Fragen zur Online-Performance
Unser Bericht über die Online-Performance iPhone-Live.net am vergangenen Montag erntete nicht nur Zuspruch, sondern auch Kritik. Vom grundsätzlichen „Warum macht man sowas?“ bis hin zu den offensichtlichen Datenschutzbedenken „Wissen Freundes- und Familienkreis des Künstlers von der Öffentlichmachung ihrer Kommunikation?“
Wir haben noch mal mit dem verantwortlichen Künster, Johannes Osterhoff, gesprochen und der Online-Installation iPhone-Live.net, auf der immer dann neue Bildschirmfotos auftauchen wenn Osterhoff sein iPhone benutzt, auf den Zahn gefühlt:
- ifun.de: Schließt du ausgewählte Applikationen vom Projekt aus, oder landen auch die Bildschirmfotos von Passwort-Managern, Mails und SMS-Konversationen in deinem Stream?
J. Osterhoff: Ich schließe keine aus. Es gibt allerdings einige Apps, die keine Screenshots machen. Das sind hauptsächlich diejenigen, die beim erneuten Aktivieren der App nicht den vorherigen Stand anzeigen, sondern wieder von vorne anfangen. Bei meiner Lieblings-App RegenVorschau ist das so. Aber auch z.B. beim T-Mobile-Kundencenter und Cydia. Ich versuche diese Apps sowenig wie möglich zu verwenden und benutze stattdessen Apps die Screenshots anlegen – im Fall von RegenVorschau z.B. die Wetter App von Apple.
Ein Besucher von iPhone live hat mich auch auf „1Password“ angesprochen. Ich habe das nie benutzt, bevor ich das iPhone öffentlich gemacht habe. So wie er mir die App geschildert hat, scheinen auch hier keine Screenshots gemacht zu werden, weil auch diese App immer wieder von vorne anfängt. […] Meine SMS landen auch im Stream.
- ifun.de: Macht Dir der Datenschutz-technische Aspekt keine Sorgen? Warum nicht?
J. Osterhoff: Ich bin vorsichtig. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt. Ich kann immer noch entscheiden, mit welchem Screen ich eine App verlasse. Ein gewisses Maß an Restkontrolle bleibt also auch mit diesem Setup. Pascal Paukner hat im Digitalblog von sueddetsche.de meine Argumente zusammengefasst.
Überschrieben ist der Artikel mit „Wider die Pseudoprivatsphäre“. Ich denke, das trifft es ganz gut. Untereinander tun wir alles um unsere Privatsphäre zu schützen, aber eine Privatsphäre d.h. eine Kontrolle der eigenen Daten gegenüber Apple, den App-Betreibern und sozialen Netzwerken gibt es nur unzureichend. Das macht mir viel mehr Sorgen als meine eigene Privatsphäre.
iPhone-Live.net ist dabei ein Experiment, das der Frage nachgeht, ob eine radikale Offenheit vielleicht für mich weniger anstrengend und für andere unterhaltsamer ist, als Facebook, Twitter, Photo-Apps exklusiv mit meinen Daten zu versorgen. Momentan sieht es so aus, aber genau weiß ich das wohl erst am Ende der Performance.
Und ich will natürlich niemand bloßstellen. Wenn sich jemand nicht in der Performance wiederfinden möchte genügt eine Mail. Der Screen ist dann sofort weg. (Bisher gab es allerdings noch keine Anfragen.)
- ifun.de: Wie reagiert Dein Umfeld auf die Aktion? Wissen Deine Anrufer, dass ihre Telefonnummer vielleicht auf der Webseite landet?
J. Osterhoff: Mein Freundeskreis weiß von der Performance und findet es gut, dass ich es endlich gemacht habe. Ich rede schon seit Monaten davon … Neulich hat mir allerdings ein Freund erzählt, dass er mich inzwischen vorsichtiger und weniger kontaktiert. Andere schreiben in die Mail, wenn sie nicht gezeigt werden soll.
- ifun.de: Welches Ziel verfolgst du mit dem Projekt? Planst du eine abschließende Auswertung, ein Fazit, etc?
Auch hier verweise ich noch mal auf den Artikel von Pascal Paukner. Während der Performance gibt es auch immer wieder Vorträge. Der nächste ist z.B. am 24. August in Berlin bei einem transmediale-Event. Da stelle ich das Projekt vor und eine Diskussion gibt es auch.
- ifun.de: Vielen Dank und viel Erfolg.