Health-App enttäuscht nicht nur Radfahrer
„The new Generation M8 can tell when you’re cycling, when you’re walking, when you’re running.“ Mit diesen Worten hat Apples Senior Vice President of Worldwide Marketing Phil Schiller den M8-Prozessor in den neuen iPhone-Modellen vorgestellt. Wer allerdings ab und an eine Radtour mit dem iPhone 6 in der Tasche macht und anschließend in die Health-App schaut weiß, dass es in der Praxis anders aussieht. Selbst wenn der Prozessor den Unterschied zwischen Gehen, Laufen und Radfahren erkennt, an die Health-App übermittelt er diese Informationen leider nicht.
Natürlich kann man seine Radstrecken alternativ auch mit speziell dafür ausgelegten Apps aufzeichnen. Diese nutzen jedoch in der Regel die GPS-Funktion und ziehen somit auch massiv Akkuleistung und darüber hinaus ist dies unnötiger Mehraufwand für Nutzer, die ohne große sportliche Ambitionen über Health ihre Aktivitäten mitverfolgen wollen.
Bergwertung in Stockwerken
Richtig ärgerlich ist aber, dass diese Fehlfunktion (oder Fehlprogrammierung) auch die sonst angezeigten Ergebnisse verfälscht. Je nachdem wo man das iPhone beim Radfahren trägt, werden hier und da auch mal „Schritte“ mitgezählt und obendrauf werden die bei einer Radtour bewältigten Höhenmeter dann noch als „Stockwerke“ anzeigt.
Health-App enttäuscht
Nach mehreren Wochen mit der Health-App sind wir aber auch unabhängig von diesen, nur einen eingeschränkten Nutzerkreis betreffenden Mängeln, eher enttäuscht. Die Anwendung zeigt sich nicht nur unzuverlässig und träge, sondern auch ohne jedes Engagement umgesetzt.
Komplett unverständlich ist uns beispielsweise, wie Apple den Menüpunkt „Alle Daten anzeigen“ anbieten kann, der lediglich eine unübersichtliche und für den Anwender somit kaum informative Liste aller Datenbankeinträge anzeigt. Zudem ist das iPhone, sobald sich dessen Besitzer halbwegs regelmäßig bewegt, mit der Darstellung dieser Informationen komplett überfordert und zeigt je nach Umfang der gespeicherten Daten minuten- bis zu stundenlang den Wartekreisel an.
Wo Firmen wie Withings oder Fitbit nunmehr seit Jahren zeigen, wie sich Fitness- und Gesundheitsinformationen attraktiv und vor allem informativ darstellen lassen, kann Apple nicht mithalten. Die sehr eigenwillige grafische Darstellung in der Health-App bietet Anwendern wenn überhaupt, dann nur sehr eingeschränkten Nutzen.
Natürlich sollte die Health-App diese speziellen Apps nie ersetzen, sondern lediglich Informationen zusammenführen und vergleichend und übersichtlich darstellen. Aber selbst daran scheitert Apple unserer Meinung nach momentan. Man hat den Eindruck, als würde die App als lästiges Stiefkind nur einen Bruchteil der Zuwendung erhalten, die sie angesichts hinter HealthKit verborgenen Potenzials eigentlich verdient hätte.
Ergänzende Infos zu unseren Screenshots:
Die 78 Stockwerke waren das Ergebnis einer Fahrradtour mit 366m positivem Höhenunterschied, Radfahren wurde dabei gar nicht erkannt, Schritte kamen hinzu, solange das iPhone in der Seitentasche der Hose war.
Der untere Screenshot mit den deutlich übereinstimmenden Spitzen bei „Fahrrad“ und „Treppensteigen“ stammt von ifun-Leser Jan. Dieser bringt Health dazu, die Fahrradstrecke anzuzeigen, indem er sie von seinem Garmin-Radcomputer erst an Strava und von dort an Health übergibt.